FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2022

Schwimmender Kupon Zu Minuszinszeiten aus der Mode gekommen, erfahren variabel verzinste Anleihen angesichts der Inflation ein Comeback. Dementsprechend rücken auch Floater-Fonds in den Fokus. T räger von Hochwasserhosen zogen vor geraumer Zeit noch Spott auf sich. Doch heute gilt eine Hosenlänge, die den Knöchel hervorblitzen lässt, als angesagter Trend. Ganz ähnlich sieht es bei manchen Investmentfeldern aus. So schienen ange- sichts der Niedrigzinsphase Anleihen mit variablen Kupons aus der Zeit gefallen. Doch nun erleben die sogenannten Floa- ting Rate Notes, kurz Floater genannt, ein Revival. Bei diesen Papieren steigt und fällt die Kuponhöhe mit einem Referenzzins. Die Auszahlung schwimmt also mit dem Pegelstand der Zinsentwicklung, daher auch die Ableitung vom Englischen „float“ für schwimmen. „Floater stellen für Investoren bei einer Zinswende einen sicheren Hafen dar – wenn es denn überhaupt einen gibt“, sagt James Tomlins von der britischen Fonds- gesellschaft M&G.Mit Blick auf das Markt- umfeld habe das Interesse der Investoren an Floatern in letzter Zeit deutlich zuge- nommen, während sich die Nachfrage nach festverzinsten Neuauflagen bei Anlei- hen offenbar in Grenzen halte, berichtet der M&G-Manager. Belebte Nachfrage „Vor dem Hintergrund der steigenden Inflationsraten schwenken die Erwartun- gen in Richtung von Zinserhöhungen“, pflichtet Christian Reiter, Portfoliomanager des DWS Floating Rate Notes, bei. Dem- entsprechend nehme auch das Interesse der Investoren an Instrumenten zu, die einen Schutz vor steigenden Zinsen bieten. „Ein Umfeld wie das derzeitige, in dem Leitzins- anhebungen erwartet werden, spielt uns in die Hände.“Auf Euro lautende Floater sind gewöhnlich an den Drei-Monats-Euribor gekoppelt. In diesem Turnus werden die Kupons der Papiere üblicherweise an den jeweils aktuellen Stand angepasst. „Anleger partizipieren damit von steigenden Leit- zinsen“, erläutert Reiter. Zuvor hatte ein weiterer Faktor das Inter- esse an Floatern gedämpft, auf Emittenten- wie auf Investorenseite: die Manipulation der Geldmarktsätze. Händler einer Reihe von Großbanken hatten sich abgesprochen. Daher beschlossen die Aufseher eine Re- form des Euribor und eine Ablösung von Libor und Eonia. Dies sorgte zeitweilig für Unsicherheit am Markt, die mittlerweile aber ausgeräumt sei, berichtet Reiter. Dieses Umfeld schlug sich auch auf sei- nen Floater-Fonds durch. „Das Fondsvol- umen ist aufgrund der Niedrigzinsphase gesunken. Anleger wechselten in andere Produkte“, räumt der DWS-Manager ein. „Inzwischen belebt sich die Nachfrage jedoch immer mehr.“ Die Größe seines Floater-Universums beziffert Reiter auf aus- stehende Anleihen im Volumen von zwei Billionen US-Dollar. Zwei Drittel davon entfallen auf Dollar-Anleihen, ein Drittel auf Euro-Papiere. Finanzdienstleister neh- Die Auszahlungen beim Anleihentyp der Floating Rate Notes schwimmen mit dem Pegelstand der Zinsent- wicklung mit. Die Ableitung stammt vom Englischen „float“ für schwimmen. » Anleger partizipieren damit von steigenden Leitzinsen. « Christian Reiter, DWS MARKT & STRATEGIE Floater 108 fondsprofessionell.at 2/2022 FOTO: © FEDERICO ROSTAGNO | STOCK.ADOBE.COM, DWS

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