FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022

Entscheidern wie CEOs und CFOs werden neben ökonomischen Fragen zum Ge- schäftsmodell systematisch ESG-Aspekte thematisiert. Ergänzend arbeiten wir seit 2014 im Rahmen eines Engagement Over- lay mit BMO GAM zusammen und betrei- ben ein kollaboratives Engagement mit weiteren Investoren.Nachhaltigkeitsaspekte sind in unserem Abstimmungsverhalten integriert. Unser Abstimmungsverhalten wie auch die Ergebnisse der aktiven Dialo- ge werden auf der Webseite veröffentlicht. Aber noch einmal konkret nachgefragt: Worin besteht die Besonderheit des Zusammenspiels der drei Ebenen? Das Besondere liegt in der Transparenz und Verbindlichkeit in der Umsetzung der drei Ebenen. Zu kurz kommt aus unserer Sicht in der Nachhaltigkeitsdebatte das Thema Umsetzung in der Portfoliokon- struktion und im Risikomanagement. Um diese Lücke zu schließen, haben wir unse- ren eigenen Ansatz „QbrickS“ entwickelt, frei nach dem Erfinder des bekannten Zauberwürfels Rubik’s Cube. Was verbirgt sich dahinter? Man kann bei der Portfoliokonstruktion grundsätzlich an drei Ebenen ansetzen: Entweder man startet mit der Allokations- ebene, also der Aufteilung in Vermögens- klassen, Regionen, Sektoren und Einzeltitel. Das ist die traditionelle Vorgehensweise. Man könnte alternativ aber auch ein Port- folio primär auf der Basis von Risikofakto- ren wie Growth, Value, Quality oder Size diversifizieren.Oder man setzt zunächst auf der ESG-Ebene an und versucht, das jeweilige Nachhaltigkeitsverständnis des Anlegers im Portfolio zu implementieren. Wenn man auch nur eine der Ebenen wie beim Rubik’s Cube verändert oder sich zu stark auf eine Ebene fokussiert, hat das un- weigerlich und ganz wertfrei Auswirkun- gen auf alle anderen Ebenen.Nach unserer Auffassung geht es also beim Thema ESG- Investment darum, die unterschiedlichen Dimensionen von Nachhaltigkeit optimal mit den beiden anderen Ebenen abzustim- men, damit am Ende das gewünschte Ergebnis für den Anleger herauskommt. Das verstehen wir unter einer ESG-Integra- tion, die den Namen auch verdient. Man muss sicherstellen, dass sich der Anleger nicht durch die Umsetzung seiner ESG- Vorgaben völlig unnötig unbeabsichtigte Risiken ins Portfolio holt. Geben Sie uns ein Beispiel? Wenn ein Investor auf naive Art versucht, ein Portfolio zu konstruieren, das ein im Durchschnitt höheres ESG-Rating aufweist als die Benchmark, wird er folgerichtig in Unternehmen mit einem entsprechend hohen ESG-Rating investieren. Dabei be- merkt er vielleicht nicht, dass er sich unter Umständen bestimmte Sektor-Unwuchten oder auch ein Stil- oder ein Faktorüber- gewicht in sein Portfolio einbaut. Das Übergewicht wird übersehen, obwohl es im Grunde transparent vor ihm liegt. Der Technologiebereich ist ein gutes Beispiel: In einem technologielastigen Portfolio wird ein Investor bei eindimensionaler Betrach- tung oft gar nicht bemerken, dass es auf- grund von sogenannten Faktor-Tilts schnell zu einer enormen Übergewichtung von Qualitäts- und Wachstumswerten kommt, wodurch seine Portfoliostruktur nicht mehr ausgewogen wäre. Deshalb liegt die eigentliche Kunst darin, ein Nachhaltig- keitsportfolio so aufzustellen, dass mög- lichst alle Dimensionen berücksichtigt sind und die ursprünglichen ESG-Vorgaben des Investors optimal umgesetzt sind. Genau das machen wir mit unserem Ansatz. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Rainer Matthes Seit nahezu 30 Jahren arbeitet Rainer Matthes für Metzler Asset Management. Als Chefvolkswirt hat er 1993 begonnen, seit 2014 ist er Geschäftsführer und Chief Investment Officer. » Nachhaltigkeitsaspekte sind in unserem Abstimmungsverhalten integriert. « Rainer Matthes, Metzler AM fondsprofessionell.at 1/2022 81

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