FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022

Bankbilanz analyse Die jüngste Analyse aller heimischen Bankbilanzen zeigt eine deutliche Zunahme der Liquidität. Die meist negative Verzinsung der Liquidität brachte eine weitere Erosion der Erträge. D ie Ertragslage der heimischen Banken hat sich im Verlauf der Coronakrise weiter verschlechtert. Als Ursache dafür sind zwei Faktoren auszumachen. „Die Bankbilanzanalyse 2020 zeigt gegenüber 2019 eine Zunahme der Li- quidität aller Banken um rund 40 Prozent beziehungs- weise 80 Milliarden auf 290 Milliarden Euro“, beschreibt Thomas Fuchs die auffälligste Veränderung des Zahlenwerks. Der frühere Direktor der Raif- feisenbank Mittleres Unterinn- tal ist Initiator der Finanzinfor- mationsseite gold-fuchs.com und analysiert seit Jahren die Bilanzkennzahlen aller heimi- schen Banken.Die Daten stellt er über seine Internetseite zur Verfügung. Der signifikante Liquiditätsanstieg in den Ban- ken ist mit der höheren Spar- neigung der Kunden zu erklä- ren und stellt angesichts der weitgehend negativen Verzinsung dieser Einlagen für die Banken ein Problem dar. Die dadurch verursachten Ertragsrückgänge waren auch durch weitere Kostensenkungen nicht aus- zugleichen – die Betriebsergebnisse haben sich seit 2018 mehr als halbiert. Alexander Lippner, KPMG-Partner und Bankexperte, führt dies aber nicht nur auf die hohen Zuflüsse beziehungsweise die Negativzin- sen zurück: „Das Periodenergebnis nach Steuern hat sich 2020 halbiert, dies ist zu einem großen Teil auf die Erhöhung der Wertberichtigungen um fast 40 Prozent zu- rückzuführen.Die Risikokosten haben sich aufgrund der Pandemie signifikant erhöht.“ Man könne allerdings davon ausgehen, dass sich dieser Son- dereffekt bereits 2021 aufgelöst habe. Das Einlagenproblem sei hingegen nach wie vor gegeben. „Wir haben eine unglaublich hohe Sparquote. Diese hat sich bei den privaten Haushalten im Vergleich von 2018 auf 2020 fast verdoppelt“, meint der KPMG-Experte, der das größte Potenzial zur Ent- schärfung der Schieflage im Bereich der Provisionserträge sieht: „Zählt man alles zusam- men, liegen diese nur bei der Hälfte der Zinserträge.“ Im Idealfall sollte das Verhältnis zwischen beiden Ertragsquel- Die heimischen Banken befinden sich in einer Ertragsmisere. Die Aussicht auf ein steigendes Zinsniveau könnte für Entspannung sorgen. Es gilt aber auch Ertragspozenzial im Bereich der Provisionserträge zu heben. Entwicklung der Liquidität Im Zuge der Coronakrise zog die Sparquote noch einmal deutlich an, das spiegelt sich auch in den Bankbilanzen wider. Quelle:Fuchsanalysen,Bilanzen2020 0 20 40 60 80 100 Zen- tral- ban- ken Banken >50 Mrd € RLBs Son- der-/ Spezial- banken Hypos Lan- des- spar- kassen Volks- ban- ken Ban- ken Spar- kas- sen Raiff- eisen- ban- ken Mrd. Euro Liquidität 2018 Liquidität 2019 Liquidität 2020 BANK & FONDS Bilanzanalyse 252 fondsprofessionell.at 1/2022 FOTO: © UTAH51 | STOCK.ADOBE.COM

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