FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2022

Neue Kontrollen Österreichweit müssen sich gewerbliche Versicherungsvermitt- ler auf Schwerpunktprüfungen einstellen. Die Behörden haben nun, da die Pandemie abflaut, mehr Zeit dafür, erfuhr die Redaktion. E s war eine Schwerpunktkontrolle mit ernüchterndem Ergebnis, die das Marktamt Wien 2021 unter 66 Versiche- rungsvermittlern und Vermögensberatern durchführte: Fast 40 Prozent der Geprüften wurden angezeigt; Weiterbildung, Pro- duktprospekte, Bedarfsanalysen und mehr waren mangelhaft oder fehlten ganz.Wäh- rend bei nur vier Vermögensberatern Män- gel festgestellt wurden, waren es bei den Versicherungsmaklern neun; am heftigsten erwischte es die Versicherungsagenten mit mehr als der Hälfte der Geprüften. Die Redaktion berichtete. Mitgehangen, mitgefangen Bitter ist das Wiener Ergebnis für den größten Teil der Vermittler, die sich in den letzten Jahren hart bemüht haben, die immer strengeren Gesetzesvorgaben norm- getreu umzusetzen. Nun muss sich näm- lich der Vertrieb österreichweit darauf ein- stellen, dass die Behörden in nächster Zeit genauer hinschauen, wie zu erfahren ist. Beim großen Marktamt Wien möchte Sprecher Alexander Hengl zwar im Vor- hinein nicht zu viele Worte über erneute Prüfwellen verlieren. Aber: „Die Quote war sehr hoch. Sie können davon ausgehen, dass wir da nicht einfach nur zusehen.“ Vertiefte Kontrollen gab es zuletzt übri- gens nicht nur inWien.Der Magistrat Linz hat im Vorjahr 90 Versicherungsmakler und 89 -agenten bezüglich Weiterbildung geprüft. Dabei ging die Behörde in die Tie- fe, fragte bei den Schulungsanbietern nach, ob die Angaben stimmten. Das führte zu mehreren (nicht genauer bezifferten) Bean- standungen, wobei – wie bereits in Wien – Makler etwas besser abschnitten, heißt es. Es gab aber auch handfeste Sanktionen: Ein Verwaltungsstrafverfahren gegen einen Versicherungsagenten, und einem Makler wurde vorübergehend das Gewerbe entzo- gen. Über das Entzugsverfahren in Ober- österreich wird in der Branche schon län- ger gesprochen: Der Betroffene absolvierte zuerst die 15 nötigen Weiterbildungsstun- den nicht und leistete im Jahr darauf trotz Ermahnung nur die Hälfte. Auf Milde der Behörde darf man in so einem Fall nicht hoffen. Das zeigen vorliegende Gerichts- unterlagen. Es gebe keinen Ermessensspiel- raum, betont darin der Magistrat. Das Gesetz verpflichte zum Gewerbeentzug. Es werde weitere Entzugsverfahren für fehlende Weiterbildung im Jahr 2021 ge- ben, heißt es aus der Linzer Stadtverwal- tung.Wie viele, sei noch nicht abschätzbar. Das Ergebnis sei jedoch „durchaus erwart- bar“, da es die Weiterbildungspflicht erst seit 2019 gibt. Und der Magistrat hebt einen positiven Aspekt hervor: Demnach schär- fen die Kontrollen das Bewusstsein. Die Pflichterfüllung bessere sich zunehmend. Wie die Lage in Gesamtösterreich ist, das lässt sich nur unter hohem Aufwand her- ausfinden. Das für das Gewerbe zuständige » Sie können davon aus- gehen, dass wir da nicht einfach nur zusehen. « Alexander Hengl, Sprecher Marktamt Wien Passen die Unterlagen? In Wien hat das Marktamt bei Versicherungs- vermittlern Mängel festgestellt. Nun schauen auch andere Bundesländer genauer hin. Und: FMA und Bezirks- behörden koordinieren die Prüfung. FONDS & VERSICHERUNG Marktamt-Vermittler 186 fondsprofessionell.at 1/2022 FOTO: © H_KO | STOCK.ADOBE.COM

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