FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

D as Ergebnis einer Auswertung der Unter- nehmenskommunikation von Aktiengesell- schaften, die das britische Investmenthaus Schro- ders mithilfe einer Big-Data-Analyse erstellt hat, formuliert Schroders-Fachfrau Tina Fong so: „In Zusammenarbeit mit den Experten unserer Data Insights Unit haben wir festgestellt, dass in den US-Unternehmen in letzter Zeit so viel über Inflation gesprochen wird wie noch nie zuvor.“ Damit ist klar: Die Inflation ist zurück. Derzeit wird das Problem von vielen Beobachtern noch relativiert, sie führen die höheren Teuerungsraten auf temporäre Effekte zurück und nehmen an, dass diese voraussichtlich schon im kommenden Jahr wegfallen. Tatsächlich weiß heute aber niemand, ob die jüngsten Preissprünge bei Energie und Rohstoffen und die sich in der Folge daraus ergebenden Verteuerungen in allen ande- ren Branchen eine länger anhaltende Inflationsspirale auslösen wer- den oder nicht. Trotzdemmuss man sich in der Finanzberatung – erstmals wieder nach langer Zeit – heute schon mit dem Thema beschäftigen. Aber was soll man empfehlen? Eine interessante Arbeit zum Thema wurde im Sommer dieses Jahres von Wei Dai und Mamdouh Medhat von der Investment- gesellschaft Dimensional publiziert. Untersucht wurde die Inflation über 94 Jahre (1927–2020, Durchschnittsinflation: 2,7%) und 30 Jahre (1991–2020,Durchschnittsinflation 2,3%), wobei jeweils reale und nominale Renditen unterschiedlicher Anlageklassen analysiert wurden. Bemerkenswert sind dabei die Ergebnisse für die klassi- schen „Inflationsschutzempfehlungen“ wie Rohstoffe, Immobilien in Form von Real Estate Investment Trusts (REITs) und Unterneh- men aus inflationssensiblen Branchen sowie Value-Aktien. Hier stellten die Dimensional-Experten nämlich tendenziell schwache Korrelationen zwischen nominalen Renditen und der Inflation fest.Nur bei Energie- und Roh- stoffaktien zeigt sich im Zeitraum 1991 bis 2020 eine positive Korrelation, allerdings war diese von sehr hohen Volatilitäten begleitet. Anleger, die ihr Heil in diesen Branchen suchen, müsste man darauf hinweisen, dass diese Strategie ein rauer Ritt werden könnte. Die einzige Investmentklasse, die den Infla- tionsschutz im Namen trägt und diesen nach den Ergebnissen von Dai und Medhat auch gewährleistet, sind inflationsgeschützte Anleihen. Vor allem bei kür- zeren Anlagezeiträumen und geringer Risikotragfähigkeit werden sie als Lösung empfohlen. Dank eines umfangreichen Fondsange- bots ist ein solches Investment kein Problem. Das erfreulichste Ergebnis des Papiers (das online verfügbar ist) ist aber die Erkenntnis, dass die Mehrzahl der Anlageklassen sowohl in Zeiten hoher als auch in Phasen niedriger Teuerung positive durchschnittliche reale Renditen erzielte. Das heißt: Wer ein diversifiziertes Portfolio hält, muss bei ausreichend langem Anlagehorizont gar nichts tun. Wir hoffen, dass der FONDS professionell KONGRESS wie geplant stattfinden kann, und würden uns wünschen, Sie wieder persönlich begrüßen zu dürfen. Bis dahin wünschen wir Ihnen einen erholsamen Jahreswechsel. FP Gerhard Führing Mamdouh El-Morsi Gerhard Führing, Mamdouh El-Morsi Kein Grund zur Panik Das Thema Inflation wird die Finanzbera- tung in den kommen- den Monaten beschäf- tigen. Das Problem dürfte aber kleiner sein, als es scheint. MEINUNG Brief der Herausgeber 4 fondsprofessionell.at 4/2021 FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN

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