FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

dass wir innerhalb der RBI die Einzigen sind, die in Österreich Privatkundenkonten führen. Wir wären innerhalb der RBI ein untergeordnetes Geschäftsfeld. Es wäre ein unverhältnismäßiger systematischer und regulatorischer Aufwand, das große RBI- System um einen kleinen Anteil an Privat- konten zu erweitern. Bei Private Equity haben Sie eine Allianz mit Moonfare geschmiedet, einer Fintech- Beteiligung von Fidelity. Was erwarten Sie sich davon? Wir sind mit Fidelity-Moonfare die Einzi- gen, die so eine Plattform amMarkt haben. Üblicherweise starten Private-Equity-Inves- titionen bei fünf Millionen Euro.Wir selek- tieren für die Kunden aus tausend Private- Equity-Portfolios bis zu 20 passende Einzel- und Dachfonds, in die sie bereits ab 50.000 Euro investieren können. Das wird großes Interesse hervorrufen. Der Drang in solche Assets ist enorm, man merkt den Anlagenotstand … Wir glauben an Private Equity. Uns ist aber bewusst, dass das zur Risikoeinstellung pas- sen muss. Es gibt Kunden, die wollen keine Aktien, aber Private Equity. Da muss man überprüfen, ob das nötige Wissen vorhan- den ist. In solchen Anlagen ist man nor- malerweise sieben bis zehn Jahre. Es gibt auf unserer Plattform auch die Möglichkeit, Beteiligungen in einer Art Optionsver- fahren wieder anzubieten, falls man nach einer Zeit doch aussteigen möchte. Wir geben aber keine Rückkaufzusage.Wir tre- ten nicht als Private-Equity-Manager auf, sondern als reiner Serviceprovider. Studien zeigen, dass Privatbanken im deutschsprachigen Raum steigende Kos- ten, aber wenig Spielraum für Preiserhö- hungen haben. Folglich sind sie stark vom Assetzuwachs abhängig, um die Profitabi- lität nicht weiter zu drücken. Kann Kathrein mit der neuen Strategie bei der Preisset- zung selbstbewusster vorgehen? Unsere verwalteten Vermögen sind in den vergangenen zwei Jahren stark gewachsen, und natürlich hat man dadurch gewisse Skaleneffekte. Die Nettomarge steigt, auch wenn die Margen gegenüber dem Kunden nicht zulegen. Ich glaube nicht, dass wir noch einen hohen Margendruck haben werden, sondern dass wir das stabilisieren. Der Margendruck auf der Kundenseite war immer schon da. Aber was die Nettomarge betrifft, kam natürlich der Rückgang hauptsächlich durch die nicht mehr vor- handenen Zinsen zustande. Auf Einlagen haben wir ja eine negative Zinsmarge, weil wir selbst keine Negativzinsen weitergeben. Im Unterschied zum Konsumentenbereich dürften Sie bei Unternehmen Negativzinsen verlangen. Warummachen Sie es nicht? Wir haben einen hohen Investitionsgrad. Zu uns kommt man in der Regel nicht, um Geld zu horten. Aber auch bei dem geringen Anteil an nicht veranlagten Ver- mögen haben 0,5 Prozent negative Marge eine große Auswirkung. Insgesamt beträgt die Nettoertragsmarge im Private Banking in der Schweiz acht Basispunkte, in Öster- reich sind es nur fünf und in Deutschland drei Basispunkte. Die Zinssituation wird sich nicht so schnell verbessern … Da bin ich mittlerweile anderer Meinung. Ich denke, dass wir spätestens Anfang 2023 die nächste Dollarzinsbewegung sehen werden, vielleicht schon Ende 2022. Und dann mit einem Jahr Verzögerung in Europa. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP KURZ-VITA: Wilhelm Celeda Seit 2019 Vorstandsvorsitzender der Kathrein Privatbank. Davor rund 25 Jahre in der Raiffeisen Centrobank (RCB), von 2015 bis 2019 als Vorstandsvorsitzender. » Manche wollen keine Aktien, aber Private Equity. Da muss man das Wissen prüfen. « Wilhelm Celeda, Vorstands- vorsitzender Kathrein Privatbank fondsprofessionell.at 4/2021 239

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