FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

Heikle Aufteilung Die Fondsgebühren in Europa sinken. Dennoch hält die Diskussion über deren Höhe an. Die Asset Manager verweisen auf den Anteil des Vertriebs an den Gesamtkosten. Dieser wehrt sich vehement. G ute Leistung hat eben ihren Preis – wie viel Wahrheit dieser Spruch auch bergen mag, für Fondsinvestoren bedeutet jeder Prozentpunkt an geringeren Gebüh- ren ein Plus bei der Rendite. Über die Jah- re lassen sich so erkleckliche Beträge ein- sparen, die schlussendlich das Vermögen mehren. Daher erstaunt es nicht, dass Anleger auf günstige Vehikel wie börsen- gehandelte Indexfonds (ETFs) umsatteln. Diese Entwicklung zieht Folgen für die aktive Zunft nach sich: Hier purzeln die Preise, zeigen neue Studien. Obendrein befeuert die Branchenlobby mit einer Aus- wertung die Diskussion, wo die höchste Kostenbelastung für Anleger herrührt: von den Fondsanbietern oder vom Vertrieb? Dass der grundlegende Trend bei den Fondsgebühren in Europa nach unten weist, bestätigt eine Auswertung von ICI Global, dem internationalen Ableger des US-Fondsbranchenverbands Investment Company Institute (ICI). Demnach sind volumengewichtet die Gebühren für UCITS-Vehikel, die in Aktien investieren, von 2013 bis 2020 um 17 Prozent auf durchschnittlich 1,24 Prozent gefallen. Bei Anleihen-UCITS sanken die Kosten im gleichen Zeitraum sogar um 26 Prozent auf 0,73 Prozent. Nur bei Mischfonds blie- ben die Preise relativ konstant: 2013 waren es 1,45 Prozent, 2020 dann 1,40 Prozent. Die Entwicklung geht offenbar von einer Seite aus. „Die Anleger tendieren dazu, ihr Vermögen in kostengünstigere UCITS umzuschichten“, sagt ICI-Global- Experte Giles Swan (siehe Grafik „Billig bevorzugt“ auf der nächsten Seite). Die Analysten führen lediglich 20 Prozent des Gebührenrückgangs bei Aktien und sogar nur zwölf Prozent bei Anleihen auf Preis- senkungen bei bestehenden Fonds zurück. Die Asset Manager reagieren an anderer Stelle auf den Abwärtsdruck: Bei neu lan- cierten Fonds liegen die durchschnittlichen Gebühren deutlich niedriger als bei beste- henden sowie bei geschlossenen oder auf- gelösten Portfolios (siehe Grafik „Günstige Frischware“). Ein Vergleich zwischen ein- fachem und volumengewichtetem Kosten- schnitt bestätigt die These: Letzterer liegt bei den meisten Anlageklassen deutlich niedriger, sprich: Investoren stecken mehr Geld in günstigere Fonds. Hürden gekippt Den Preisrückgang befeuert zum einen die zunehmende Auflage günstiger ETFs und anderer Indexfolger. Zum anderen reagieren die Fondsanbieter auf die verän- derten Regelwerke. „Einige Fondsanbieter führten als Reaktion auf die neue Mifid- Richtlinie im Jahr 2018 sogenannte ‚Un- bundled‘-Anteilsklassen speziell für Klein- anleger ein“, sagt Swan. Bei diesen „entbün- delten“ Anteilsklassen, den sogenannten Clean Shares, sind keine Vertriebsprovisio- » Einige Marktbeob- achter schätzen die von den Fondsmanagern einbehaltenen Gebühren falsch ein. « Bernard Delbecque, Efama Wer bekommt wie viel? Eine Studie schafft Transparenz darüber, welchen Anteil die Fondsanbieter und welchen der Vertrieb an den Gesamtkosten hat. Die Offenheit sorgt für Diskussionen. VERTRIEB & PRAXIS Fondskosten 214 fondsprofessionell.at 4/2021 FOTO: © ZEST_MARINA | STOCK.ADOBE.COM

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