FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2021

wird diese Entwicklung auch durch die in diesem Jahr in Kraft getretene EU-Offenle- gungsverordnung. Ab August 2022 wird die Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD ebenso wie die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II voraussichtlich vorschreiben, dass Vermittler ihrer Klientel explizit die Frage stellen müssen, ob sie in nachhaltige Pro- dukte anlegen möchten. „Dieser Schritt stellt einen wesentlichen Hebel dar, um Finanzströme in nachhaltige Investitionen zu lenken. Mit unserem breit aufgestellten Angebot an nachhaltigen Investmentfonds sowie mit unserer neuen nachhaltigen fondsgebundenen Lebensversicherung Zurich For Future Invest sind wir bereits heute bestens darauf vorbereitet. Wir sind daher positiv gestimmt und erwarten hö- here Zuflüsse in den nachhaltigen Produk- ten“, meint Zurich-Vorstand Kurt Möller. Aber nicht nur Zurich zeigt sich gut gerüs- tet, insgesamt haben vier Fondspolizzenan- bieter neun Produkte, die das Österreichi- sche Umweltzeichen für Finanzprodukte als Siegel tragen, diese Polizzen können nur in nachhaltige Fonds investieren. Laut den Angaben lässt man bei Zurich etwa nur Investmentfonds zu, die gemäß Offenle- gungsverordnung als nachhaltig klassifiziert sind (Artikel-8- und Artikel-9-Fonds) und darüber hinaus die strengen Nachhaltig- keitskriterien des Österreichischen Umwelt- zeichens erfüllen. Damit zeigt sich, dass die Bewegung imMarkt hohen Druck auf die Fondsanbieter ausübt, nicht nur die ent- sprechende Klassifizierung vorzunehmen, sondern auch Gütesiegel wie das Österrei- chische Umweltzeichen zu erlangen. Bei Letzterem stehen derzeit bereits 174 Fonds zur Auswahl. Dementsprechend deutlich ist auch das Angebot der Versicherungen an nachhaltigen Produkten im Bereich der freien Fondsauswahl über die vergangenen Jahre gestiegen. Kein Anbieter kann es sich heute leisten, auf nachhaltige Fonds in der Angebotspalette zu verzichten. So bestätigt auch Zurich-Vorstand Möller: „Rund 17 Prozent unserer Assets in FLV-Produkten mit freier Fondsauswahl stecken schon heute in nachhaltigen Investmentfonds. Das entspricht bereits einer Verdoppelung in den vergangenen sechs Monaten. Wir erwarten daher eine ähnliche Dynamik für die nächsten ein bis zwei Jahre.“ Digitale Unterstützung Auch Nürnberger-Vorstand Erwin Mollnhuber erwartet durch die gezielte Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen eine deutliche Steigerung der Inanspruch- nahme nachhaltig anlegender Fonds. Er weist dabei allerdings auch auf einen wich- tigen Umstand hin: „Die Beratung am Point of Sale wird dadurch aufwendiger, weil beim Kunden Informationsbedarf besteht.Wir sehen dies allerdings als große vertriebliche Chance,mit Kompetenz beim Kunden zu punkten und die Bindung zu erhöhen.“ Die Fondspolizzenanbieter ste- hen laut Mollnhuber nun vor der Heraus- forderung, entsprechende technische Mög- lichkeiten zu schaffen, um den Berater beim Fondsselektionsprozess zu unterstüt- zen. Bei der Nürnberger Versicherung hat man daher kürzlich das elektronische Fondswechselportal um eine personalisier- te Fondsselektionsmöglichkeit erweitert. Einen ähnlichen Schritt ging man auch bei der HDI Leben, die im August eine digita- le Beratungsstrecke eingeführt hat (siehe Artikel auf Seite 170). Und auch der Platz- hirsch unter den Lebensversicherungen, die Wiener Städtische, stellt seit Kurzem mit dem FIT Robo-Advisor einen digitalen Be- ratungsassistenten zur Verfügung, der die Produkt- beziehungsweise Fondsauswahl bei Vorsorge- und Anlageprodukten we- sentlich erleichtern soll. „Der Robo-Advisor führt durch das Gespräch, stellt die richti- gen Fragen und übernimmt sowohl Kun- dendaten als auch die Bedarfsanalyse. Auf Basis persönlicher Veranlagungspräferenzen wird dann der passende Vorsorge- bezie- hungsweise Veranlagungsmix gewählt. Zu- dem kann der Kunde entscheiden, in wel- che Themen, Regionen und Anlageklassen er investieren möchte. Natürlich können bereits gewählte Szenarien auch jederzeit flexibel angepasst werden“, beschreibt der Leiter des Partnervertriebs die neuen Mög- lichkeiten. GEORG PANKL Eine Übersicht über die am Markt befindlichen Fondspolizzen finden Sie auf den nächsten Seiten. FP Gerhard Heine, Wiener Städtische: „Es fließt bei uns mittlerweile bereits jeder zweite Prämien-Euro bei Neuabschluss einer FLV in nachhaltige Fonds.“ Kurt Möller, Zurich: „Rund 17 Prozent unserer As- sets in FLV-Produkten mit freier Fondsauswahl ste- cken bereits heute in nachhaltigen Investmentfonds.“  fondsprofessionell.at 4/2021 159 FOTO: © LUDWIG SCHEDL, MICHAEL MARKL | MAYERLING AUSTRIA

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