FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

V. l.: David Gezzele (Erste Bank der oesterreichi- schen Sparkassen AG), Bettina Fuhrmann (Institut für Wirtschafts- pädagogik der WU Wien), Georg Gruber (Raiffeisen Campus). Talente anlocken Vom bankeigenen akademischen Studium bis zum „Bildungs- kollektivvertrag“ . Kreditinstitute versuchen gezielt mit Aus- und Weiterbildungsangeboten als Arbeitgeber attraktiv zu sein. H och qualifizierte Mitarbeiter zu fin- den zählt zu den größten Herausfor- derungen für Arbeitgeber. Das gilt insbe- sondere für die Banken: Talente mit Hang zur Naturwissenschaft, die man im Back- office braucht, werden heute nicht nur von der Industrie, sondern auch von der IT heftig umworben. Und an einen Job am Schalter denken Abgänger von Handels- schulen und Handelsakademien auch nicht mehr so oft wie früher. Image aufbessern Das Berufsimage hat bekanntlich in den vergangenen Jahren gelitten – die Banken lagern die Schuld dafür gern an „die Finanzkrise“ aus. Einen Anteil müssen sie sich aber selbst zuschreiben. Filialschließun- gen oder die Verfrachtung von Kunden in unpersönliche Foyers, bevor ihnen noch jemand guten Tag sagen kann – dieses Bild von Bank und Service ist wohl für manch einen Berufseinsteiger nicht mehr so attrak- tiv. Erst seit Kurzem bemühen sich die Institute wieder um die vernachlässigte Drehscheibe Kunde-Bank; man beachte das Aufkommen von Filialen mit Wohl- fühloasen-Touch. Um dafür die richtigen Mitarbeiter zu finden, gilt es, sich am Personalmarkt zu positionieren. Auffällig ist, dass die Banken zuletzt die Bildung sehr kräftig betonen. Hinweise dafür liefern die zwei großen de- zentralen Sektoren im Land: Der Sparkas- senverband hat sich heuer einen eigenen „Bildungskollektivvertrag“ verpasst. Die Raiffeisen Bankengruppe wiederum führte Ende 2020 ein eigenes Masterstudium „Premium Banking“ ein. Bildung und Kompetenzzuwachs seien wesentliche Mo- tivationsfaktoren für Mitarbeiter und kön- nen darüber hinaus auch dazu beitragen, gezielt neue Leute anzusprechen, bestätigt Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien, bei einem Round Table von FONDS pro- fessionell mit Branchenvertretern. Neue Herausforderungen „Nicht zuletzt aufgrund der Digitalisie- rung hat sich das Bankgeschäft stark verän- dert. Es ist viel schwieriger geworden, auf Kundenbedürfnisse zu reagieren, wenn der Kunde auch durch Automatisierung und Digitalisierung in die Ferne rückt“, so Fuhr- mann. Es hier zu schaffen, als Bank trotz- dem weiter Präsenz zu vermitteln, sei ein Schlüssel zum Erfolg. „Es ist notwendig, Mitarbeiter auf dieses veränderliche Um- feld vorzubereiten“, sagt Fuhrmann. Doch manch eine Bankbelegschaft fühl- te sich gerade da zuletzt nicht so motiviert. Wer mit Gewerkschaftern sprach, konnte hören, dass eine gewisse Systemstarre und veraltete Bildungsstrukturen die Mitar- beiter nerven. Der vielfache Wunsch: mehr individuelle Aus- oder Weiterbildung, um am Puls der Zeit zu bleiben. » Es ist notwendig, Mitarbeiter auf dieses veränderliche Umfeld vorzubereiten. « Bettina Fuhrmann, WU Wien BANK & FONDS Bildung 240 fondsprofessionell.at 3/2021 FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN

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