FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2021

Eine aktuelle Analyse gelangt zu dem Schluss, dass Alternative Investments seit 2009 tendenziell unterdurchschnittlich performen. Über schätzt? Alternative Investments genießen den Ruf, ertragstarke Diversi- fikationsinstrumente zu sein. Eine Analyse der Ergebnisse von US-Stiftungen und Pensionsfonds weckt Zweifel an dieser Ansicht. D er im Mai dieses Jahres verstorbene David F. Swensen managte ab 1985 das Stiftungsvermögen der Eliteuniversität Yale und zählte zu den bekanntesten und geachtetsten Vermögensverwaltern der Welt. Swensen strukturierte das Portfolio der Stif- tung imLauf der Jahrzehnte umund erziel- te dabei beträchtliche Anlageerfolge. Vor allem die hohe Gewichtung von Hedge- und Private-Equity-Fonds sowie von Immo- bilien und Rohstoffen sorgte dabei für Auf- sehen und wurde in der Folge von vielen anderen institutionellen Anlegern imitiert. Zuletzt lag der Anteil der „Alternative Investments“ im 31-Milliarden-US-Dollar- Portfolio der Yale-Stiftung bei 60 Prozent. Swensens Erfolge bewirkten, dass in den letzten Jahrzehnten auch viele andere Uni- versitätsstiftungen und Pensionsfonds ihre Portfolios ähnlich umgestaltet haben. Eine Analyse des US-Autors und Finanz- experten Richard M. Ennis im „Journal of Portfolio Management“ gelangte vor Kur- zem zu dem Schluss, dass diese hohe Gewichtung von Alternative Investments ein Fehler ist. Sie bringe seit Jahren nicht nur keine Outperformance mehr, sondern verringere die Erträge sogar. Ennis analysier- te dazu die Anlageergebnisse von 100 ame- rikanischen Stiftungen und 46 öffentlichen Pensionsfonds. Letztere gewichten Alterna- tive Investments etwa halb so hoch wie die Stiftungen. Seine Berechnungen ergaben, dass öffentliche Pensionsfonds in dieser Zeit jährlich im Durchschnitt um etwa einen Prozentpunkt weniger verdienten als passive Anlagen – und Stiftungen (Min- destgröße: 1 Mrd. USD) um etwa 1,6 Pro- zentpunkte. Verursacher der Underperfor- mance seien die höheren Kosten der AI- Fonds.Warum akzeptieren die Anleger die- se hohen Kosten aber? Auch darauf liefert Ennis’Analyse eine Antwort. Die hohe Ge- wichtung von Hedgefonds, Private Equity und Co. war gemäß seiner Berechnungen in den Jahren 1995 bis 2008 äußerst gewinnbringend. Das führte dazu, dass in diesen Bereich sehr viel Kapital floss und auch eine Vielzahl neuer Fonds aufgelegt wurde. Das Hedgefondsvolumen hat sich demnach zwischen 1997 und 2018 um das 27-Fache vergrößert, das der Private-Equity- Fonds um das 37-Fache. Auch das von Real Estate Investment Trusts verwaltete Kapital erhöhte sich zwischen 1995 und 2018 von 50 auf 1.250 Milliarden US-Dollar. Diese deutlich höhere Kapitalkonzentration hat, so seine Schlussfolgerung, die Effizienz der früheren „Nebenschauplätze“ auf das Niveau der traditionellen Märkte gehoben, was man an den hohen Korrelationskoeffi- zienten zwischen den wichtigsten Anlage- klassen nach 2009 erkennen könne. Mit anderen Worten: Alternative Investments liefern keinen Diversifikationsvorteil mehr. Verstärkt werde dieser Effekt durch den Umstand, dass institutionelle Anleger in den USA heute eine große Zahl externer Manager beauftragen. Ennis dazu: „Laut der NACUBO 2019 Study of Endowments (National Association of College and Uni- versity Business Officers) hatten große Stiftungen im Jahr 2019 durchschnittlich 108 Vermögensverwalter, gemischte Fonds oder Partnerschaftsbeteiligungen. Das ist ein dramatischer Anstieg gegenüber einem geschätzten Durchschnitt von 18 im Jahr 1994.“ MARKT & STRATEGIE AI 118 fondsprofessionell.at 3/2021 FOTO: © FOTOGESTOEBER | STOCK.ADOBE.COM

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