FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Onlinezeit der Bürger für ihre Zwecke zu nutzen: Bei einer Schwerpunktbeobach- tung fielen der FMA vermehrt Aktivitäten von Money Muling auf: Dabei werden (meist ahnungslose) Personen angeworben, um Geld aus Drogenhandel, Steuerhinter- ziehung oder Betrug über ihr Konto wei- terzuüberweisen. Nicht selten werden sol- che „Geld-Mulis“ oder „Finanzagenten“ unter der Vortäuschung eines Jobangebots angeworben – angesichts der Arbeitsmarkt- probleme eine offenbar „vielversprechende“ Strategie für Kriminelle. Das UN-Büro für Drogen- und Verbre- chensbekämpfung (UNODC) schätzt, dass global jährlich zwischen zwei und fünf Prozent des globalen BIP gewaschen wer- den – bis zu 1,87 Billionen Euro. Betroffen ist auch die EU, wo manche Staaten laxer agieren. Dementsprechend war die EU- Kommission zuletzt wieder hochaktiv. Seit rund einem Jahr steht eine eigene EU- Anti-Geldwäschebehörde im Raum. Vor einigenWochen tauchte ein internes Papier auf, wonach diese Behörde eigene Durch- griffsrechte erhalten und damit nicht von der nationalen Praxis abhängig sein soll. Man darf weiter gespannt sein: Im Mai schlug der Plan einer 10.000-Euro-Bargeld- grenze von EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness hohe Wellen. Der Vorschlag ist Teil eines für Juli angekündig- ten Gesetzespakets, das ein „Big Bang“ im Kampf gegen die Geldwäsche sein soll. Neuerungen in Österreich Österreich hat heuer (mit Verzögerung) weitere EU-Vorgaben erfüllt und das Kon- tenregister auf Schließfächer und mehrere Kontenarten ausgedehnt so wie den Kreis der Einschauberechtigten erweitert (etwa Geldwäschemeldestelle, BVT, FMA etc.). Abseits davon gibt es weitere Neuerun- gen: Seit 1. April 2021 sind Verdachtsmel- dungen ausschließlich über das Portal goAML einzubringen. Zu den Verpflich- teten gehören unter anderem auch Ver- mögensberater und Versicherungsmakler/ -agenten, die Lebensversicherungen vermit- teln. goAML ist eine erprobte UNDOC- Software und ersetzt das alte PDF-/E-Mail- Meldesystem. Einer der Vorteile ist eine verschlüsselte Verbindung (Anmeldung über das Unternehmensserviceportal (USP). Neu gestaltet wurden außerdem die Risi- koerhebungsbögen, in denen Gewerbe- treibende eigene Geldwäsche- und Terro- rismusfinanzierungsrisiken bezüglich Kun- den oder Ländern einschätzen müssen: Erstmals können die Bögen auch online ausgefüllt und abgeschickt werden (über das USP). Nach dem Ausfüllen errechnet sich ein Durchschnittswert beziehungs- weise eine Risikozahl, und es wird die Kategorie ausgewiesen, in der das Unter- nehmen den Höchstwert hat. „Das ist ein relativ wichtiger Ansatzpunkt für die zu set- zenden Maßnahmen des Unternehmens“, wie Wirtschaftsministeriumsexperte Stefan Trojer unlängst auf der Geldwäschetagung von Innenministerium, Bundeskriminal- amt und WKO sagte. Die Umgestaltung des Fragenkatalogs weckte aber auch Kritik: Bei manchen Antworten hat das Wirtschaftsministerium schon Risikoeinstufungen „voreingestellt“. Der Geldwäscheexperte Andreas Dolezal hält die Voreinstufungen vielfach für nicht nachvollziehbar. Auf seiner Homepage bringt Dolezal Beispiele, wonach etwa bereits ein Gewerbestandort Risikostufe 2 (mittleres Risiko, Skala 1 bis 4) bedeutet. Und wer mehr als 50 Prozent seines Ge- schäfts mit persönlichem Kontakt ab- schließt, wird automatisch auf Risiko 3 (hoch)gestuft. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP 2 rechtskräftige Verurteilungen wegen Terrorismusfinanzierung 2019 63 rechtskräftige Verurteilungen wegen Geldwäsche 2019 Die am häufigsten gemeldeten Delikte Am häufigsten stechen den Meldeverpflichteten die Delikte Geldwäsche und Betrug ins Auge. Quelle:Bundeskriminalamt Sonstige Korruption Nichtoffenlegung von Treuhandbeziehungen Terrorismusfinanzierung Steuerdelikte Betrug Geldwäsche 44 % 39 % 6 % 4 % 1 % 1 % 5 % Meldungen an die Geldwäschemeldestelle Berufsgruppen 2016 2017 2018 2019 Banken 2.002 2.976 2.710 2.882 Notare 4 20 15 31 Rechtsanwälte 11 15 23 30 Versicherungen 16 17 18 11 Gewerbetreibende 6 6 5 7 Gewerbliche Buchhalter 3 3 1 5 Wirtschaftstreuhänder 4 2 4 3 Casinos 0 1 2 2 Immobilienmakler 0 3 0 2 Versteigerer 0 0 0 1 Am häufigsten fallen verdächtige Geldtransfers bei den Banken auf. Beim gewerblichen Finanzvertrieb könnte die Awareness noch höher sein, hieß es jüngst auch auf der Geldwäschetagung von WKO/BMI/BK. Quelle:Bundeskriminalamt fondsprofessionell.at 2/2021 249

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