FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Die Erkenntnis, dass mir von meinemHaf- tungsdach sehr viel Arbeit abgenommen wird, von der ich angenommen hätte, dass sich sie als Einmannbetrieb selbst erledigen müsste.Möglich ist dies, weil die zur Verfü- gung gestellten Programme so ausgereift sind, dass sie das leisten können. Was haben Sie vor Ihrem Schritt in die Selbstständigkeit ammeisten unterschätzt? In der Finanzberatung immer alle regula- torischen Details 100-prozentig korrekt ein- zuhalten, ist nicht einfach, vor allem wenn man es mit Spezialfällen zu tun hat. Können Sie Beispiele nennen? Das reicht vom Umgang mit der Geldwä- scheproblematik bei Kunden, die im Aus- land arbeiten und leben, aber in Österreich anlegen wollen, bis hin zu Hürden beim Übertragen von Depots – nicht alle Wert- papiere lassen sich übertragen. Hier kommt einem die Erfahrung des Haftungs- dachs besonders zugute. Alle Dokumente und Prozesse sind hier so weit entwickelt, dass Fehler vermieden werden. Wie geht es Ihnen nun bezüglich Einkom- men, undwie sieht Ihr Gebührenmodell aus? Kurzfristig bedeutet die Selbstständigkeit auf der Einkommensseite einen Rück- schritt. Ich bin aber optimistisch, dass sich das bald ändert.Was die Vergütung betrifft, bin ich flexibel. Kunden können selbst entscheiden, wie sie für meine Leistungen bezahlen wollen – also über Produktprovi- sionen oder über ein Honorarmodell. Gibt es eine Untergrenze für ein Kunden- vermögen, das Sie betreuen? Ja, sie liegt bei 500.000 Euro. Wo sehen Sie Ihre zentrale Aufgabe in der Beratungstätigkeit? Wir haben heute die im historischen Ver- gleich größte verfügbare Auswahl an Mög- lichkeiten, international diversifiziert zu in- vestieren, gleichzeitig gibt es keine Zinsen mehr. Der Beratungsbedarf ist im Invest- mentbereich heute auch größer denn je. Ich sehe meine Aufgabe darin,meine Kun- den durch dieses unüberblickbare Angebot zu führen und ihnen dabei zu helfen, die für sie passenden Investments auszuwählen und in weiterer Folge zu überwachen. Aktuell laufen die Märkte gut, sind Sie schon darauf vorbereitet, wie Sie mit Ihren Kunden kommunizieren werden, wenn wir wieder einmal einen stärkeren Rückschlag erleben? Wenn ich Fonds vorschlage, wird schon in der ersten Präsentation klar dargestellt, was im Fall von Rückschlägen zu erwarten ist. Grundsätzlich suche ich nach Produkten, die in Korrekturphasen geringere Draw- downs erwarten lassen. Es stimmt, dass nach mehr als zehn Jahren Hausse anzu- nehmen ist, dass ein großer Teil des Anstiegs hinter uns liegt. Das ändert aber nichts daran, dass man fast nur noch mit Aktien Renditen erwirtschaften kann, die über der Inflation liegen. Mein Ansatz besteht darin, mithilfe von Rand- und Sa- tellitenthemen auf mittlere Sicht Volatilität rauszunehmen. Danke für das Gespräch. GEORG PANKL FP » Kurzfristig bedeutet die Selbstständigkeit auf der Einkommensseite einen Rückschritt. Ich bin aber optimistisch, dass sich das bald ändert. « Mag. Florian Dürr, Dürr Invest fondsprofessionell.at 2/2021 239

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