FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Nach einer Dekade im Private Banking wechselte Florian Dürr Anfang dieses Jahres in die Selbstständigkeit. Im Gespräch erzählt er, wie sich dieser Umstieg gestaltet, was ihn dabei positiv und was negativ überrascht hat. F ür Menschenmit ausgeprägtem Sicher- heitsdenken ist ein solcher Schritt oft nur schwer nachvollziehbar. Was bringt einen etablierten Bankmitarbeiter dazu, die mit seiner Position verbundene Stabilität aufzugeben, um – quasi im Alleingang – ein kompetitives Marktsegment in Angriff zu nehmen, in dem die Margen sinken, der bürokratische Aufwand wächst und jeder Fehler ernste rechtliche Konsequenzen haben kann? FONDS professionell sprach mit einem früheren Bankmitarbeiter, der dies vor wenigen Monaten gewagt hat, über seine ersten Erfahrungen und Ein- drücke. Nach mehr als zehn Jahren als Bankberater im gehobenenen Privat- kundensegment gründete Florian Dürr zum Jahreswechsel 2020/2021 sein Unter- nehmen Dürr Invest, das sein Geschäft über das Haftungsdach Finanzadmin abwickelt. Herr Mag. Dürr, Sie waren zuletzt zehn Jahre lang im Private Banking aktiv,– was hat sich über diesen Zeitraum hinweg verändert? Der Druck hat eindeutig zugenommen. Heute müssen weniger Mitarbeiter mehr Arbeitsvolumen bewältigen als vor zehn Jahren. Außerdem wird es für den ein- zelnen Berater schwieriger, individuelle Lösungen einzusetzen, heute wird versucht, die Arbeitsweisen zu vereinheitlichen. Wie muss man sich das vorstellen? Der Trend geht in Richtung Standardisie- rung: Rund 80 Prozent der Lösungen soll- ten möglichst den von der Bank geprüften Weg gehen beziehungsweise aus demHaus stammen, und bei etwa 20 Prozent kann man frei agieren. Das war nicht immer so? Es sind vor allem die neuen IT-Systeme, die der Bank hier viel genauere Kontrollmög- lichkeiten geben. Meiner Arbeitsweise, die versucht, Kunden möglichst individuell zu behandeln, kommt das nicht entgegen. Hat das Ihre Entscheidung ausgelöst, einen sicheren Job und die damit verbundenen Karrierechancen zugunsten einer selbst- ständigen Tätigkeit aufzugeben? Nur zum Teil, wesentlicher war, dass ich er- kannt habe, dass ich in Zusammenarbeit mit einem Haftungsdach auch im Alleingang erfolgreich tätig sein kann. Das war Ihnen nicht bekannt? Nicht in vollem Ausmaß. Am Ende mei- nes Studiums hatte ich den Eindruck, dass die strengere Regulierung – Stichwort Kon- zessionspflicht – einer Selbstständigkeit im Weg steht. Ich habe mich daher im Bank- bereich beworben. Die Bank bot hier nach meiner damaligen Einschätzung einen besseren Background für jemanden, der wie ich seine Aufgabe in der Beratung von Kunden sieht. Was hat Sie seit demWechsel in die Selbst- ständigkeit positiv überrascht? „Finanzberatung war noch nie so wichtig wie heute“ » Was die Vergütung betrifft, bin ich flexibel. Kunden können selbst entscheiden, wie sie für meine Leistungen bezahlen wollen. « Mag. Florian Dürr, Dürr Invest BANK & FONDS Florian Dürr | Dürr Invest 238 fondsprofessionell.at 2/2021 FOTO: © GMF

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