FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

tigt“. UBS habe eine gute Position, weil die Vertriebspartner heute aufgrund der regu- latorisch nötigen Tiefenprüfung deutlich weniger, dafür jedoch tendenziell größere Fondslieferanten aufnehmen. Übrigens gehen die Schweizer Erzrivalin- nen UBS und Credit Suisse gerade jetzt fast im Gleichschritt aus Österreich, da ihnen Fusionsgespräche nachgesagt werden. Sol- che Gerüchte werden freilich stets zurück- gewiesen. Es bleibt die Erkenntnis: Hier werden Dimensionen gewälzt, in denen Österreich keine Rolle spielt. Und das ist nicht zum Nachteil hiesiger Banken. Abzug löst zwei Probleme Denn was für die Schweizer Konzerne eine Nische ist, ist für andere der Heim- oder der definierte Kernmarkt: Verantwort- liche der LLB etwa lassen kaum eine Gele- genheit aus zu betonen, wie wichtig Öster- reich neben der Schweiz und Liechtenstein sei. Für Institute mit wirklichemÖsterreich- Fokus löst der Abzug der Großbanken mit einem Schlag zwei Probleme. Erstens kön- nen sie darauf hoffen, dass vermögende Kunden einer neuen Logik folgen: Lieber das Geld einer österreichischen Bank anver- trauen, die hier nicht so einfach weg kann, als einem globalen Institut, bei dem es Fortbestandsrisiken gibt. Zweitens sind da die Mitarbeiter: „Die internationalen Privat- banken haben uns gar nicht so sehr bei den Kunden, sondern viel mehr bei den Gehältern wehgetan. Die haben einfach 30 Prozent mehr bezahlt“, sagt der eingangs zitierte Private Banker. Es werde nun leich- ter sein, gute Seniors zu bekommen. Dieselbe Rechnung macht Hermann Wonnebauer, Chef der Zürcher Kantonal- bank Österreich (ZKB). „Wir haben bereits UBS-Kunden gewonnen und halten die Augen nach Mitarbeitern offen“, sagt er. Wenn Betreuer von UBS und CS wechseln, könne man heuer in Wien und Salzburg schneller wachsen als geplant. Die ZKB ist mittlerweile die einzige Pri- vatbank mit Schweizer Wurzeln in Öster- reich. Das Alleinstellungsmerkmal könnte ihr bei der Kundenakquise helfen. Im Pri- vate Banking gilt ein Schweizer Hinter- grund immer noch als Türöffner, zumal die Mutter ZKB Zürich über ein heute global rares AAA-Rating verfügt. Trotzdem bereitete der fast zeitgleiche Abgang der eidgenössischen Kollegen auch Zores: Es gab Anfragen, wie sicher der Verbleib der ZKB in Österreich nun ist. „Unser Fall ist völlig anders gelagert“, argu- mentiert Wonnebauer. „Wir sind als einzige operative Tochter der ZKB außerhalb Zürichs eine strategische Einheit, ein Tor nach Europa.“ Die ZKB wolle hier weiter wachsen und sei in Österreich auch als eigenständige AG vertreten (die CS hatte hier eine Zweigniederlassung, die UBS eine Niederlassung). Seine Bank konzentriere sich rein auf das Private Banking und die Vermögensverwaltung ab 500.000 Euro – Werte, die für die Großen immer weniger interessant werden. Wenn es um Konsolidierung geht, kommt man in letzter Zeit um die Grazer Capital Bank nicht herum. Sie hat im Dezember die Depotkunden der Allianz Investment Bank übernommen (die Invest- mentbank befindet sich in Fusion mit der Allianz KAG). Und als die deutsche FFB heuer imMärz bekannt gab, sich nach nur acht Jahren aus Österreich zurückzuziehen, machte die Capital Bank beziehungsweise ihre Depotbank „Die Plattform“ ebenfalls den Deal. Auch hier das altbekannte Mus- ter: Die FFB konzentriert sich auf den Heimmarkt Deutschland, wo sie 21 Mil- liarden Euro verwaltet. In Österreich waren es nur 315 Millionen Euro. „Wir spüren, dass Covid-19 den Konsoli- dierungsprozess beschleunigt. Jetzt hat man eine gute Begründung, um Schritte zu set- zen, die sich schon abgezeichnet haben“, sagt Capital-Bank-Vorstand Constantin Vey- der-Malberg. Sein zur Grawe-Bankengrup- pe gehörendes Haus registriere vermehrt Anfragen anderer Banken, die Services aus- lagern wollen, etwa im regulierungsintensi- venWertpapiergeschäft, bei der Depotfunk- tion oder in der Vermögensverwaltung. Man spreche mit Instituten, im kommen- den Jahr werde es Ankündigungen geben. Heuer liegt der Fokus jedoch auf eigenen Konsolidierungsbemühungen: Bis Herbst will die Capital Bank mit der ebenfalls zu Grawe gehörenden Schelhammer & Schat- tera fusionieren (siehe auch Seite 36). Unbekannt war zu Redaktionsschluss noch, wo die Giro-, Kredit und Fondskun- den der ING Bank unterkommen. Bis Ende 2021 will die ING nach 18 Jahren das österreichische Privatkundengeschäft verlassen. Findet sich kein Käufer, werden die Verträge aufgelöst. Reine Sparer müssen bereits per Juni gehen, ihnen wird das Geld auf das Referenzkonto überwiesen. Die Bank kam von ihrem hohen Anteil an Sparern nicht los (rund 430.000 von 550.000 Privatkunden). Im Tiefzinsumfeld ist mit dieser Kundenstruktur nichts zu ver- dienen. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Wir halten die Augen nach Mitarbeitern von Credit Suisse und UBS offen. « Hermann Wonnebauer, Zürcher Kantonalbank Österreich (ZKB) fondsprofessionell.at 2/2021 237

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=