FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Dollar. „Damit gelangt man überhaupt erst ins Rennen und konkurriert noch lange nicht mit den Großen“, sagt McNeil und ergänzt: „Nach dem Erreichen der Start- linie braucht es immer noch drei bis fünf Jahre, in denen man das korrigiert, was man zuvor falsch gemacht hat.“ Hier komme die Erfahrung des Duos aus nunmehr vier Firmengründungen ins Spiel. „Wir hatten kein dickes Scheckbuch, keine Computer, keinen Namen. Wir ver- fügten nur über die Erfahrung, wie man ETF-Firmen aufbaut“, erinnert sich McNeil. „Erfahrung garantiert natürlich keinen Er- folg. Aber sie hilft, die offensichtlichen Feh- ler zu vermeiden“, erläutert der Gründer. Häufige Fehler Welche das genau sind, will er nicht ver- raten – Geschäftsgeheimnis. Aber ein paar Empfehlungen lässt er sich doch entlocken. „Ein häufiger Fehler sind zu geringe Res- sourcen.“ Bei Fondsanbietern herrsche oft die Meinung, die bestehende Infrastruktur ließe sich auf den ETF-Markt übertragen. „Doch das Geschäft funktioniert anders.“ Als wichtigste Regel legt er Neueinsteigern ans Herz: „Versuche nie, mit Riesen wie iShares zu konkurrieren.“ Dem eigenen Rat folgend will sich das Gründerduo von den Offerten der etablierten Akteure absetzen. „Die großen Anbieter sind so etwas wie die Wool- worths oder Aldis der ETF-Welt. Man weiß, dass sie viele Produk- te im Angebot haben. Das mag nicht die beste Qualität, aber eine ausreichende sein“, sagt McNeil. „Wir wollen hingegen der Delikatessenhändler unter den ETF-Anbietern sein.“ Dies rechtfertige höhere Gebühren als bei anderen passiven Produkten – sofern sich der höhere Preis auch in einer Mehrrendite wi- derspiegle.Ob das immer gelingt, bleibt abzuwarten. Das Han-Sortiment mutet eingedenk dieser Strategie mitunter exotisch an. So war eines der ersten Vehikel der EMQQ Emerging Markets Internet & Ecommerce ETF. Dabei handelt es sich um die UCITS- Version eines in den USA mit 1,8 Milliar- den Dollar Volumen sehr erfolgreichen ETFs, der auf Internethandel in den Schwellenländern setzt. Die von Han-ETF vermarktete Variante ist bereits 700 Millio- nen US-Dollar schwer. Einen weiteren Verkaufsschlager lande- ten die Londoner mit einem börsengehan- delten Produkt (ETN) auf die Kryptowäh- rung Bitcoin. Der im Juni 2020 lancierte BTCetc erreichte ein Volumen von mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar.Darauf folgten ETNs auf Ethereum und Litecoin. Dane- ben brachten die Briten Aktienfonds auf Nischenthemen wie medizinisches Canna- bis oder Cloud-Technologie auf den Markt. Auch ein börsengehandeltes Rohstoff- produkt (ETC) ist dabei: The Royal Mint Physical Gold ETC. Bei diesem lagern die Barren,mit denen das Vehikel besichert ist, nicht bei einer Londoner Bank, sondern in den Tresoren der staatlichen britischen Münzanstalt. Von den Socken gehauen Das Han-Sortiment soll sich eigentlich jedes Jahr um zehn Produkte erweitern. Allein bis Ende Juni dieses Jahres werden es allerdings wohl schon 16 neue Fonds sein, verrät McNeil. Als Ziel pei- len die Unternehmer rund 150 Produkte von 25 bis 30 Asset Managern an. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir ein 45 bis 60 Milliarden Dollar schwerer Anbieter werden“, sagt er. Neue Investmentideen gebe es genug. „Wir erhielten bislang 800 Vorschläge. Das hat uns von den Socken gehauen“, berichtet der Manager.Das in einemCafé ent- worfene Unternehmen soll das Lebenswerk der beiden sein. „Das wird unsere letzte Aufgabe“, beteuert der Berufsgründer. „Wir bleiben hier und führen das Un- ternehmen noch 20 Jahre lang.“ SEBASTIAN ERTINGER FP Starkes Wachstum Der Markt für ETFs und ETPs in Europa Der europäische Markt für börsengehandelte Fonds und andere Produkte (ETFs und ETPs) legte 2020 nochmal deutlich zu. Quelle:ETFGI 0 300 600 900 1.200 1.500 500 1.000 1.500 2.000 2.500 2020 I I I I 2015 I I I I 2010 I 2008 Verwaltetes ETF- und ETP-Vermögen Zahl der ETF und ETPs Mrd.USD Anzahl » Wir hatten kein dickes Scheckbuch, keine Computer, keinen Namen – nur unsere Erfahrung. « Hector McNeil, Han-ETF fondsprofessionell.at 2/2021 223

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