FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

habe, sind sogar noch länger an Bord. Anders als bei anderen Asset Managern, wo oft ein ständiges Kommen und Gehen unter den Fondsmanagern herrscht, arbei- ten meine Teammitglieder im Schnitt seit mehr als einem Jahrzehnt zusammen.Wir teilen eine gemeinsame Anlagephilosophie, in der die Integration von ESG-Aspekten eine ganz wesentliche Rolle spielt. Heuser: Wie sieht das in der konkreten Umsetzung aus? Haben Sie ein eigenstän- diges ESG-Team, das Sie unterstützt? Lau: Nein. Auch wenn andere Fondsmana- ger das gern als eine Art besonderes Kenn- zeichen ihrer ESG-Orientierung vermark- ten: Wir halten nichts von einem separaten ESG-Team, gerade weil uns bewusst ist, dass es sich beimNachhaltigkeitsaspekt um ein unglaublich komplexes Thema handelt. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass unsere Fondsmanager sich selbst und aktiv mit Nachhaltigkeitsfragen im Zusam- menhang mit ihren Investments auseinan- dersetzen. Der persönliche Kontakt und das direkte Gespräch mit der Unterneh- mensführung zu ESG-Fragen sind ein enorm bedeutender Teil unseres Anlage- prozesses. Die Art und Weise, wie die Füh- rungspersönlichkeiten eines Unternehmens auf Forderungen oder Kritik von Seiten ihrer Aktionäre reagieren, sagt sehr viel mehr aus als eine in der Regel auf quanti- tativen Daten basierende Einschätzung. Nur durch den persönlichen Kontakt mit dem Management können wir erfahren, wem wir als Investor vertrauen können. Heuser: Aber auch Sie werden doch die Analysen von spezialisierten Ratingagen- turen nicht einfach links liegen lassen? Lau: Natürlich nicht. Wir beobachten durchaus,was Agenturen wie Sustainalytics, MSCI oder Reprisk zu den Unternehmen veröffentlichen, in die wir investieren oder investieren wollen. Wir nutzen externe Analysen sogar, um auf bestimmte Fragen, die wir einem Unternehmen stellen müs- sen, aufmerksam zu werden. Aber wir verlassen uns nicht auf deren Urteil. Nicht etwa weil wir deren Analysearbeit nicht zu schätzen wüssten, wir haben aber im Lauf der Jahre festgestellt, dass manche Unter- nehmen überproportional gut abschnei- den, was ihr ESG-Scoring angeht. Viehmann: Was bedeutet das konkret? Lau: Mit solchen ESG-Scorings ist es zum Teil wie mit Prüfungen in der Schule oder an der Uni. Wenn man weiß, wie das Sys- tem funktioniert, schneidet man ohne gro- ße Mühe besser ab. Das haben auch viele Unternehmen längst verstanden. Wenn eine Gesellschaft beispielsweise einen Vor- standsposten mit einer Frau besetzt, führt das in der Regel zu einer höheren Punkt- zahl beim ESG-Rating. Das Gleiche gilt, wenn dieses Unternehmen den Umfang seiner zur Verfügung gestellten ESG-Daten oder die Zahl der Mitarbeiter in seinem Nachhaltigkeitsteam erhöht. Von so etwas wollen wir uns einfach nicht ablenken lassen und setzen auf unser eigenes Urteil. Heuser: Können Sie uns ein Beispiel dafür geben, wie sich das in Ihre praktische Arbeit übersetzt? Lau: Wir haben vor Kurzem ein neues Auswertungssystem entwickelt, das wir Sus- tainability Review nennen. Das basiert auf verschiedenen ESG-Datenquellen und un- tersucht die Unternehmen in unseren Port- folios nach bestimmten Kriterien wie Was- serintensität, CO 2 -Emissionen, Arbeitsinten- sität, Prozentsatz von Frauen im Unterneh- men und Diversität des Vorstands, um nur einige zu nennen. Durch entsprechende Rankings nach unterschiedlichen Kriterien ist uns unter anderem aufgefallen, dass ein Zementhersteller wie die indonesische Indocement, die wir im Portfolio halten, innerhalb seiner Branche die weltweit höchsten Werte beim Wasserverbrauch » Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass unsere Fondsmanager sich selbst und aktiv mit Nachhaltigkeitsfragen auseinandersetzen. « Martin Lau, FSSA IM Eckhard Sauren, Sauren Fonds-Research NACHHALTIG NACHGEFRAGT FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Martin Lau | FSSA Investment Managers 108 fondsprofessionell.at 2/2021

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