FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Editorial MEINUNG WWK FAMILIENBONUS PLUS: Jetzt informieren unter +43 664 100 3013 Betrugsfälle stellen Regulierung in Frage D ie Finanzkrise von 2008 löste auch eine enorme Regulierungslawine für die Finanzbranche aus. Die Reglements wurden seither umTausende Seiten erweitert, und auch die Behörden, die dieses Regel- werk zu überwachen haben,wuchsen stetig. Banken, Versicherer und andere Finanzdienstleister betonten dabei stets, dass sie keineswegs gegen Regulierung seien. Faire Bedingungen für alle Marktteilnehmer sind im Interesse aller Akteure, die in Ruhe arbeiten wollen. Allerdings konnte man hinter den Kulissen häufig den Vorwurf hören, dass Vorschriften und Kontrollen vor allem den ehrlichen Unternehmen das Leben schwer machen. Jene aber, für die diese strengen Vorgaben eigentlich entwickelt wurden – also weniger seriöse Firmen –, so die Befürchtung von Betroffenen, hielten sich ohnedies nicht oder zumindest deutlich weniger genau daran. Nach der Häufung von Bilanzbetrugsfällen bei Finanzinstitu- ten im deutschsprachigen Raum drängt sich der Ein- druck auf, dass diese Vorwürfe nicht zu Unrecht er- hoben wurden. Zu Recht fragen sich heute Markt- teilnehmer, die in den vergangenen Jahren wieder- holt penibel geprüft und dabei teilweise für Verfeh- lungen bestraft wurden, wie derart massive Betrugs- fälle übersehen werden konnten.Bezeichnenderweise geht derzeit die Sorge um, dass die jüngsten Skandal- fälle nicht dazu führen werden, dass noch einmal grundsätzlich über das Thema Regulierung nachge- dacht wird, sondern dass das „bewährte“Schema fort- gesetzt wird: Das hieße noch mehr und noch ge- nauere Kontrollen bei den seriös arbeitenden Unter- nehmen. Dabei wäre es höchste Zeit zu erkennen, dass die Überwachung der Finanzmärkte kein quan- titatives Problem hat, sondern ein qualitatives. Und Letzteres ist leider schwerer zu lösen als Ersteres. FP Ihr Georg Pankl, Chefredakteur fondsprofessionell.at 1/2021 9 FOTO: © MARLENE FRÖHLICH FÜR FONDS PROFESSIONELL

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