FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Die ehemaligen Private Banker Thomas Peychal und Robert Proksch gaben ihre sicheren Bankjobs 2018 auf und wagten den Sprung in die Selbstständigkeit. Im Interview beschreiben sie ihre Erfahrungen bei und nach diesem Schritt. V ermutlich träumen viele Banker manchmal oder auch häufiger vom Sprung in die Selbstständigkeit, allerdings bringen die meisten niemals den Mut auf, ihre vergleichsweise sicheren Positionen aufzugeben, um Unternehmer zu werden. Zwei, die es gewagt haben, sind Thomas Peychal und Robert Proksch. Nach Jahr- zehnten im Dienste der Volksbank Wien beziehungsweise in Peychals Fall der Gärt- nerbank, die 2015 mit der Volksbank Wien fusionierte, fassten die beiden Private Ban- ker 2018 den Entschluss, sich als Team selbstständig zu machen. Mit ihrer Firma PPP Financial Solutions betreuen die zerti- fizierten „European Financial Advisors“ nun gehobene Kunden im Bereich der Ver- mögensveranlagung. Im Gespräch geben sie einen Einblick in ihr Geschäftsmodell. Nach fast 30 Jahren in der Bank ist Ihnen die Entscheidung sicher nicht leicht gefal- len. Wie kam es zu dem Entschluss, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen? Robert Proksch: Die Entscheidung, eine ver- meintlich sichere Position in einem großen Unternehmen aufzugeben und in eine un- sichere Zukunft zu gehen, fällt naturgemäß schwer. Schon allein deshalb, weil wir uns über Jahrzehnte einen von gegenseitigem Vertrauen geprägten großen Kundenstock aufgebaut haben.Dementsprechend wurde unsere Arbeit adäquat entlohnt, die Zu- sammenarbeit mit Kollegen und Füh- rungskräften war angenehm, und wir genossen ein respektables Ansehen. All das gibt man nur sehr ungern auf. Im Lauf des Jahres 2017 wurde jedoch klar, wie die meisten inländischen Banken das Thema Mifid II umsetzen werden. Das neue Wertpapieraufsichtsgesetz 2018 wurde da- bei allerdings nicht genutzt, um tatsächlich die Qualität in der Beratung im Sinne von Mifid II zu verbessern, sondern vielmehr dafür, wieder und verstärkt hauseigene Pro- dukte zu forcieren. Trotz heftigen Wider- stands der meisten Vertriebseinheiten schränkten die Banken ab 2018 die Aus- wahl an Fremdprodukten und damit die Objektivität in der Beratung massiv ein. Im Private Banking haben wir uns damals die Frage stellen müssen, wie wir in der Bera- tung ab 2018 mit dem Thema Transparenz und Objektivität umgehen und wie unsere Kunden auf eine massive Einschränkung des Produktuniversums reagieren werden. Da wurde uns rasch klar, dass vermögende Kunden die Veränderung der Rahmenbe- dingungen nicht akzeptieren würden. Wir mussten also realisieren, dass die Umset- zung von Mifid II negative Auswirkungen auf unsere Kundenbeziehungen haben wird und wir unverschuldeterweise betreu- tes Volumen verlieren werden. Und weni- ger Kunden beziehungsweise weniger Vo- lumen bedeutet weniger Ertrag für die Bank und damit auch weniger Arbeits- platzsicherheit für uns als Mitarbeiter. Wäre in diesemAugenblick nicht derWech- sel zu einem anderen Institut naheliegen- der gewesen? Thomas Peychal: Im ersten Augenblick denkt man natürlich eher daran, die Bank „Möchten gegenüber dem Kunden transparent sein“ » Wir wollten aber nach einem Best-Advice- Ansatz arbeiten und für unsere Kunden mög- lichst objektiv die besten Lösungen suchen. « Thomas Peychal, PPP Financial Solutions BANK & FONDS Robert Proksch + Thomas Peychal | PPP Consult FOTO: © GÜNTER MENZL 240 fondsprofessionell.at 1/2021

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=