FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

deutscher Unternehmen angeht, lassen sich keine steigenden Zahlen verzeichnen. Im Gegenteil, das Corona-Jahr 2020 habe zu Rückschritten geführt, erklärte Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin des deutschen Ablegers der Allbright Stiftung aus Stock- holm, beim Fondsfrauen-Gipfel. Die gemeinnützige deutsch-schwedische Allbright Stiftung macht sich für mehr Frauen in Führungspositionen der Wirt- schaft stark. Die deutsche Schwester-Stif- tung mit Sitz in Berlin ermittelt daher seit 2016 jedes Jahr imHerbst den Frauen- und Männeranteil in den Vorständen der 160 Unternehmen, die im Dax, MDax und SDax notiert sind. Schlusslicht Deutschland Zum 1. September 2020 ergab sich folgendes Bild: 603 Männer und nur 68 Frauen waren in den Führungsgremien anzutreffen. Das entspricht einem Verhält- nis von 90 zu zehn Prozent. Die Vorstands- etagen der Dax-30-Unternehmen sind zu knapp 13 Prozent mit Frauen besetzt. Im Vergleich zu anderen westlichen Industrie- ländern – die Allbright Stiftung nahm die USA, Großbritannien, Schweden, Polen und Frankreich unter die Lupe – bildet Deutschland das Schlusslicht (siehe Grafik vorige Seite). „In den USA, dem Spitzenreiter in der Analyse, liegt der Anteil weiblicher Vor- stände bei fast 29 Prozent“, sagt Ankersen. Hierzulande haben im Krisenjahr 2020 viele Dax-30-Unternehmen ihre Vorstände zudem verkleinert und sich dabei vor allem von Frauen verabschiedet. Gegen- über 2019 ist die Quote der weiblichen Vorstandsmitglieder daher sogar noch um zwei Prozentpunkte gesunken. Thomas sucht Thomas „Ein wesentlicher Grund für den Frauen- mangel in deutschen Vorstandsetagen ist, dass Männer bei der Zusammenstellung von Teams grundsätzlich nach Spiegel- bildern ihrer selbst suchen“, so Ankersen. Nicht von ungefähr – auch das zeigt eine aktuelle Studie der Allbright Stiftung – ist das durchschnittliche Vorstandsmitglied in den 160 Dax-, MDax- und SDax-Unterneh- men zu 90 Prozent männlich (siehe Grafik unten). Und: „Fünf Prozent der Vorstands- vorsitzenden dieser Unternehmen heißen Thomas“, erklärte Ankersen. Ein Beweis dafür, dass „ein Thomas“ eben auch gern „einen Thomas“ für sein Team rekrutiert – einen Typ, der ihm selbst entspricht, ein Spiegelbild also. Berichte aus der Praxis Mit dem „Thomas-Kreislauf’“ haben die erfahrenen Finanzfrauen aus Vertrieb,Mar- keting und Fondsmanagement, die beim Fondsfrauen-Gipfel aus ihrer Praxis berich- teten, nichts zu tun. In kurzen Aufzeich- nungen erzählten sie von den beruflichen Herausforderungen, vor die sie das Krisen- jahr 2020 gestellt hat und wie sie diese gemeistert haben. Annette Bierweiler, Senior Portfolioma- nagerin bei Union Investment Institutional, befand: „Online-Meetings sollten auch nach Corona bleiben, aber nur als Ergän- zung. Denn ich möchte künftig nicht auf einen Lunch mit dem Kunden verzichten.“ Genau aus diesem Grund soll der Fonds- frauen-Gipfel 2022 „selbstverständlich auch wieder so stattfinden wie in den vergan- genen Jahren“, sagte Connelly. Vor Ort in Mannheim. ANDREA MARTENS FP Wiebke Ankersen, Allbright Stiftung: „Bei der Zusammenstellung von Teams suchen Männer grundsätzlich nach Spiegelbildern ihrer selbst.“ Das durchschnittliche Vorstandsmitglied … Im Schnitt sind in den Vorständen der 160 Dax-, MDax- und SDax-Unternehmen zu 90 Prozent Männer anzutreffen. Das typische deutsche Vorstandsmitglied heißt Thomas und ist Jahrgang 1967. Nur zehn Prozent der Vorstände haben ihre Ausbildung in den neuen Bundesländern absolviert. Quelle:AllbrightStiftung 90 % männlich 77 % Deutsch … heißt Thomas , ist 1967 geboren und … 67 % eine Ausbildung in Westdeutschland 23 % eine Ausbildung im Ausland 52 % Wirtschafts- wissenschaftler 24 % Ingenieur … ist zu … spricht zu … hat zu … hat zu … ist zu … ist zu fondsprofessionell.at 1/2021 239

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