FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Warum das Geschäftsmodell eines Dachs für Fondsboutiquen gewisse Vorzüge hat, erläutert Jean Raby , Vorstandschef von Natixis Investment Managers , im Interview. Zudem geht er auf die Gründe für den Verkauf von H2O Asset Management ein. D as französische Haus Natixis Invest- ment Managers tritt als Dach für Investmentboutiquen auf. Eine ist die von Bruno Crastes gegründete H2O Asset Ma- nagement, die mit Investments in Papiere des Finanziers Lars Windhorst für Furore sorgte. Im Herbst 2020 entschied die Mut- tergesellschaft, die Investmentbank Natixis, die Anteile an H2O zu verkaufen. Herr Raby, was macht einen guten Vermö- gensverwalter aus? Jean Raby: Es wäre ein Leichtes, sich als erfolgreicher Vermögensverwalter selbst auf die Schulter zu klopfen. Doch 2020 war ein besonderes Jahr. Ohne den Eingriff der Regierungen und der Notenbanken in die Finanzmärkte in der Coronakrise imMärz wäre unsere Branche womöglich in einer ganz anderen Verfassung. Daher halte ich eine bescheidene, ja sogar demütige Hal- tung unserer Industrie für angemessen. Was folgt daraus? Angesichts der steigenden Staatsverschul- dung werden die persönlichen Ersparnisse und die private Altersvorsorge einen deut- lich größeren Stellenwert einnehmen als bisher. Die Regierungen werden lange Zeit damit beschäftigt sein, die Last der Maß- nahmen abzutragen, mit denen sie die Folgen der Pandemie abfederten. Die Krise nahm zudem einigen Menschen die Mög- lichkeit, für ihren Ruhestand Geld beiseite zu legen. Angesichts dieser Lage wird die Bedeutung der Asset-Management-Branche für die Altersvorsorge zunehmen – ihr kommt hier eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu. Aber der Kostendruck wächst, die Konkur- renz durch passive Produkte wird härter – ist die goldene Ära vorbei? Ganz im Gegenteil: Aktives Management gewinnt sogar an Relevanz. Denn in dem künftigen Umfeld werden sich die klassi- schen Korrelationen der Anlageklassen auf- lösen. Umso mehr wird eine aktive Steue- rung gefragt sein. Gewiss floss über die vergangenen Jahre dem passiven Bereich viel Geld zu. Zugleich haben sich die Ein- nahmequellen für die Asset-Management- Branche aber kaum verschoben. Denn der Preisrückgang erfasst vor allem den pas- siven Bereich, weniger den aktiven. Der Schwenk zu passiven Produkten wird an seine Grenzen stoßen. Der Preisverfall geht aber nicht spurlos an den Anbietern aktiver Fonds vorüber. Auch im aktiven Management kommt es zu Verschiebungen – und zwar von Mana- gern mit schwacher Performance hin zu denen mit guter Leistung. Diese Entwick- lung ist für unser Haus die relevantere. Denn die Blaupause unseres Geschäfts- modells beruht nicht darauf, dem passiven Segment Marktanteile abzunehmen. Wie gehen Sie stattdessen vor? Unsere Philosophie steht für einen äußerst aktiven, von Überzeugungen geprägten Managementansatz. Wir wollen Geld von indexnahen oder schwach abschneidenden aktiven Managern weglocken. Dieser Weg sichert uns solide Einnahmequellen und „Unsere Teams agieren wie Vollblutunternehmer “ » Der Schwenk zu passiven Produkten wird an seine Grenzen stoßen. « Jean Raby, Natixis Investment Managers VERTRIEB & PRAXIS Jean Raby | Natixis Investment Managers 200 fondsprofessionell.at 1/2021

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