FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Nach acht Jahren verabschiedet sich die FIL Fondsbank aus Österreich. Die Fidelity-Tochter möchte sich künftig auf den Heimatmarkt Deutschland konzen- trieren. Kunden wird ein Übertrag auf „Die Plattform“ nahegelegt. Unerwarteter Rückzug Mit dem Rückzug der Fondsplattform FFB aus Österreich beginnt unter den verbleibenden Depotbanken ein Wettbewerb um die bis- herigen FFB-Kunden. Die besten Karten hat dabei „Die Plattform“. D ie Dichte an Fondsplattformen für den freien Vertrieb ist mit sieben Stück für den kleinen österreichischen Markt schon seit geraumer Zeit auf einem sehr hohen Niveau. Zum Vergleich: In Deutschland tummeln sich in diesem Bereich ebenfalls sieben relevante Player. Diese betreuen zusammen an die fünf Mil- lionen Depots. In Österreich kommen die sieben Marktteilnehmer grob geschätzt auf gerade einmal 200.000 Depots. Der Groß- teil entfällt auf die Hello Bank mit 80.000 Depots und „Die Plattform“ mit 60.000 Depots. Das Sars-CoV-2-Virus hat bei den Fondsplattformen sogar für eine Art Son- derkonjunktur gesorgt, schließlich haben vergangenes Jahr viele Privatanleger den Kursverfall zum Einstieg genutzt und leg- ten sich erstmals ein Depot zu. So berich- tete etwa die Hello Bank, dass sich die Wertpapiertransaktionen im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt haben. Trotz solcher Erfolgsmeldungen kämpft die Branche seit Jahren mit steigenden Kosten. Regulie- rungsmaßnahmen wie Mifid II, aber auch die übrigen Anforderungen wie das Geld- wäschegesetz und bald die Umsetzung der Offenlegungsverordnung in Bezug auf ESG-Kriterien drücken auf das Geschäft. Auch wenn es niemand offiziell ausspre- chen will, so ist doch klar, dass in diesem Umfeld langfristig nur jene Unternehmen bestehen bleiben werden, die über große Bestände verfügen und auch skalieren kön- nen. In dieses Bild passt auch der kürzlich von der FIL Fondsbank (FFB) verkündete Rückzug aus Österreich. Trotzdem über- raschte die Nachricht, dass die Bank sich nach acht Jahren nun wieder aus dem Markt verabschiedet, die Branche. Das be- stätigt auch „Die Plattform“-Bereichsleiter Stefan Wonisch: „Der Rückzug der FFB war so für uns nicht absehbar. Sehr wohl müssen wir auch feststellen, dass die Ab- wicklung von Wertpapierdepots aufgrund der zunehmenden Regularien immer auf- wendiger wird, was bei einem begrenzten Markpotenzial wie in Österreich eine zu- sätzliche Herausforderung für alle Markt- teilnehmer darstellt.“Allerdings steht hinter der Zweigniederlassung FFB nicht irgend- wer, sondern eine der größten deutschen Fondsplattformen mit mehr als 650.000 Kunden und einem administrierten Volu- men von 21 Milliarden Euro. Die Fidelity- Tochter startete ihre Aktivitäten hierzulan- de im Jahr 2013. Damals wollte man den heimischen Fidelity-Kunden über die FFB die Möglichkeit bieten, deren Luxembur- ger Depots nach Österreich zu übertragen. Der Vorteil für die insgesamt 12.000 betrof- fenen Kunden lag auf der Hand: Mit einem österreichischen Depot war es deutlich ein- facher, ihrer Steuerpflicht nachkommen. Schließlich schaffte es die FFB, die Luxem- » Auch wir müssen feststellen, dass die Abwicklung von Wert- papierdepots aufgrund der zunehmenden Regularien immer aufwendiger wird. « Stefan Wonisch, Die Plattform VERTRIEB & PRAXIS Fondsplattformen FOTO: © TIM BIRD | STOCK.ADOBE.COM 190 fondsprofessionell.at 1/2021

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