FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2021

Ralph Müller ist seit Jahresanfang neuer Vorstandsvorsitzender der Wiener Städtische Versicherung. Im Gespräch beschreibt er seine Pläne für den größten heimischen Lebensversicherer und was er sich von der Regierung wünschen würde. A n der Spitze der größten heimischen Lebensversicherung gab es mit Jah- resanfang einen Wechsel. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Robert Lasshofer wechselte als Vorstandsvorsitzender in den Wiener Städtische Versicherungsverein.Das Ruder übernahm mit Ralph Müller kein Unbekannter. Der promovierte Jurist und Manager ist seit vielen Jahren für die Wiener Städtische tätig. 2011 wurde er Ver- triebsvorstand und war danach für das Risiko- und Finanzressort verantwortlich. Im Sommer 2018 wechselte Müller als Ge- neraldirektor in die Donau Versicherung, die wie die Städtische zum Versicherungs- konzern VIG gehört. Anfang 2020 kehrte er als Vorstandsmitglied in die Wiener Städtische zurück, um eine koordinierte „Staffelübergabe“ zu ermöglichen. Im Ge- spräch erklärt Müller, was die Coronakrise langfristig für das Lebensversicherungs- geschäft bedeutet und welche Pläne er für das Unternehmen hat. Herr Müller, Sie sind seit über 20 Jahren in der Finanzbranche tätig und haben schon so manche Krise miterlebt. Nun liegt ein unglaublich herausforderndes Jahr hinter uns. Wie haben Sie die Zeit seit Beginn der Coronakrise wahrgenommen, undwie stel- len sich die bisherigen Auswirkungen auf Ihr Unternehmen dar? Ralph Müller: Es sind immer die unerwar- teten Ereignisse, die einen dann besonders treffen, so ist es auch bei der aktuellen Pan- demie. Für mich war es eine spannende Zeit, da ich Anfang 2020 wieder zurück in die Wiener Städtische gekommen bin. Ich habe in dieser Zeit einen wahnsinnig star- ken Zusammenhalt innerhalb Belegschaft erlebt. Als Versicherungsbranche haben wir natürlich das Glück, von der gesamten Krise bisher noch nicht so stark betroffen zu sein. Als Wiener Städtische haben wir zudem von den Digitalisierungsmaßnah- men der Vergangenheit profitiert, so konn- te die Kommunikation mit den Kunden auch von Beginn der Krise an ohne Proble- me weiterhin gewährleistet werden. Auch Betreuungs- und Servicelevel konnten auf dem gewohnten Standard gehalten wer- den.Mit Fortdauer der Situation haben wir aber auch gesehen, dass die Kunden wieder persönliche Beratungstermine wollen. Und wie hat sich das Geschäft der Wiener Städtischen imVorjahr entwickelt? Wir haben über alle Sparten ein Wachs- tum von drei Prozent. Das ist auf ein solides Wachstum im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung sowie im Bereich der Gesundheitsvorsorge zurückzuführen, bei Letzterer konnten wir im Zuge der letzten Monate auch ein starkes Neuge- schäft verzeichnen. In der Lebensversiche- rung haben wir bei der laufenden Prämie ein kleines Minus von knapp zwei Prozent. Bei den Einmalerlägen konnten wir dafür einen schönen Zuwachs von 15 Prozent verzeichnen. Diese Trends haben sich aber schon vor der Coronakrise abgezeichnet; insofern hat sich das Bild im vergangenen Jahr nicht deutlich verändert. Zu beobach- ten war, dass es vor allem in der Gesund- heitsvorsorge eine stärkere Nachfrage gab. „Wollen das Fondspolizzen - geschäft deutlich stärken“ » Die Zinssituation zwingt die Sparer einfach, etwas mehr Risiko zu nehmen. « Ralph Müller, Wiener Städtische FONDS & VERSICHERUNG Ralph Müller | Wiener Städtische FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN 162 fondsprofessionell.at 1/2021

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