FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

sich das in den Aktien- und Anleihenkur- sen widerspiegeln. In den vergangenen Monaten war das schon zu beobachten, meint François Millet, der bei Lyxor die Strategie und die Entwicklung des ETF- und Passivgeschäfts verantwortet. „Covid-19 war ein Weckruf für Investoren, dass das Kohlenstoffrisiko in den Portfolios bis dato falsch bepreist war“, ist er überzeugt. „Die Stimuluspakete, die zur Wiederbelebung der Konjunktur geschnürt wurden, zielen allesamt auf grü- nere Investments ab. Das gilt nicht nur für den ‚European Green Deal‘, sondern welt- weit“, so Millet. VW im Portfolio Françoise Cespedes geht das Thema in ihrem Aviva Investors Climate Transition European Equity Fund von zwei Seiten an. Sie investiert zum einen in „Lösungsanbie- ter“, also Unternehmen, deren Produkte helfen, Emissionen zu reduzieren oder sich der Erderwärmung anzupassen. „Ebenfalls im Fokus stehen Unternehmen, die sich am Klimawandel orientieren und ihre Geschäftsmodelle entsprechend auf eine wärmere, kohlenstoffarme Welt ausrichten“, sagt sie. „Unser Modell kombiniert also Research aus einer Top-down-Sektor- mit einer Bottom-up-Unternehmensanalyse.“ Durchaus erstaunlich ist, dass die Volks- wagen-Aktie zu den größten Positionen in Cespedes’ Fonds zählt. Bei vielen ESG- Investoren ist der Autobauer angesichts des Dieselskandals und der Art und Weise, wie das Management bis heute mit dem The- ma umgeht, unten durch. Cespedes räumt ein, dass Volkswagen in den vergangenen Jahren „große Kontroversen“ erlebt habe. Nach dem Dieselskandal habe sich das Unternehmen aber eine nachhaltige Stra- tegie gegeben. „Jetzt will der VW-Konzern E-Mobilität für alle anbieten und gleichzei- tig entstehende Belastungen für die Um- welt minimieren“, betont die Portfolioma- nagerin. „Wir urteilen nicht über die Ver- gangenheit, wir investieren in die Zukunft.“ Auch in anderen Klimafonds finden sich Aktien, die nicht jeder dort erwarten wür- de. Von Amundi stammt der mit Abstand größte ETF dieses Segments, er bildet den MSCI Global Climate Change nach. Die Top Ten dieses Index lesen sich wie das „Who’s who“ der US-Technologiebranche, darunter Apple, Microsoft, Amazon, Face- book und die Google-Holding Alphabet. Die Erklärung ist einfach: Der Index gewichtet lediglich die Aktien des MSCI World neu, „um das Engagement in Unter- nehmen zu erhöhen, die an Opportunitä- ten im Zusammenhang mit dem Über- gang zu einer kohlenstoffärmeren Wirt- schaft teilnehmen und das Engagement in Unternehmen zu verringern, die den mit diesem Übergang verbundenen Risiken ausgesetzt sind“, wie es in der Beschreibung heißt. So kommt es, dass sich sieben der zehn wichtigsten Aktien aus dem Amun- di-ETF auch in den größten Positionen des MSCI World wiederfinden – in genau der gleichen Reihenfolge. Da fällt der Blick auf die Top Ten des aktiv gemanagten Nordea Global Climate and Environment Fund – des größten ak- tiv gemanagten Fonds, der das Schlagwort „Climate“ imNamen trägt – etwas weniger überraschend aus. Immerhin findet sich dort an vierter Stelle der Titel des däni- schen Windradbauer Vestas. Grober Überblick Wie viele Fonds sich schon explizit dem Klimawandel verschrieben haben, ist alles andere als leicht festzustellen. Um zumin- dest einen groben Überblick zu erhalten, bat FONDS professionell das Analysehaus Morningstar um eine Aufstellung aller Pu- blikumsfonds mit Zulassung in Deutsch- land oder Österreich, die Bezeichnungen wie „Climate“, „Klima“ oder „Global War- Ingrid Kukuljan, Federated Hermes: „Seit 1998 führten extreme Wetterereignisse zu wirtschaftlichen Verlusten von 142 Milliarden US-Dollar pro Jahr.“ Meryam Omi, Legal & General Investment Manage- ment: „Wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten, bedroht das langfristig die Stabilität des Marktes.“ » Wir urteilen nicht über die Vergangenheit, wir investieren in die Zukunft. « Françoise Cespedes, Aviva Investors MARKT & STRATEGIE Klimawandelfonds 86 fondsprofessionell.at 4/2020 FOTO: © FEDERATED HERMES, MIKE ABRAHAMS | LEGAL & GENERAL INVESTMENT MANAGEMENT

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