FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

B ereits seit dem Jahr 1983 lebt und arbeitet Michael Keppler in New York. Neun Jahre lang war er zunächst für die dortige Niederlassung der Commerz- bank tätig, bevor er sich 1992 zur Grün- dung seines eigenen Unternehmens na- mens Keppler Asset Management ent- schloss. Aufgrund zahlloser Anlageerfolge in den neunziger Jahren und der Zeit nach demMillenniumwechsel gilt der gebürtige Ingolstädter vielen Marktbeobachtern auch heute noch als eine Art Legende des Value- Investments. Das hat er vor allem seiner Hartnäckigkeit zu verdanken. Denn anders als viele andere wertorientierte Investoren ist Keppler seiner Anlagephilosophie bis heute treu geblieben. Das ist insofern bemerkenswert, als speziell das Value-In- vesting schon seit Jahren einen extrem schweren Stand hat. Denn die Musik spielt im Grunde schon seit der Finanzkrise von 2008 bei den wachstumsorientierten Invest- ments. Das hat auch Keppler in Form von rückläufigen Assets zu spüren bekommen, weil manch ein Kunde ihm aufgrund ausbleibender Anlageerfolge den Rücken gekehrt hat. Wir wollten von ihm wissen, wie es mit den Keppler-Fonds weitergeht, und haben den Fondsmanager zu einem gemeinsamen Analysegespräch mit Detlef Glow, Head of EMEA Research bei Refi- nitiv Lipper, eingeladen. Hans Heuser: Herr Keppler, das sogenannte Value-Investing hat viele Facetten. Was kennzeichnet speziell Ihr Anlagekonzept? Michael Keppler: Unsere Investmentphiloso- phie wurzelt im „Margin of Safety“-Kon- zept, das Benjamin Graham, gewisserma- ßen der Vater der Wertpapieranalyse, bereits 1934 in seinem gemeinsam mit David L. Dodd verfassten Grundlagenwerk „Security Analysis“– zu deutsch „Wertpapieranalyse“– beschrieben hat. Im Grunde vertrauen wir dabei auf den einfachen kaufmännischen Grundsatz, wonach der Gewinn im Ein- kauf liegt. Graham hat eines überzeugend gezeigt: Wenn ein Investment deutlich un- ter seinem inneren Wert gekauft wird, „Der Technologie- sektor ist inzwi- schen extrem überbewertet“ Value-Investments stehen schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf den Favoritenlisten der Anleger. Davon lässt sich ein streng wert- orientierter Fondsmanager wie Michael Keppler nicht irritieren. MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Michael Keppler | Keppler Asset Management 50 fondsprofessionell.at 4/2020 KREUZ VERHÖR FOTO: © GARY SPECTOR

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