FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020
Das Jahresendgeschäft mit den Paragraf-14-Fonds könnte ab dem Jahr 2022 deutlich einbrechen, Vermögensberater sollten die Zeit daher noch nutzen. Geschäft mit Ablaufdatum Die Regierung möchte den Gewinnfreibetrag deutlich aufstocken, zur Investition in Fonds gäbe es dann für viele KMU Alternativen. Für etliche Produkte könnte dies das Ende bedeuten. D es einen Leid ist bekanntlich des an- deren Freud. So ähnlich verhält es sich auch bei den Plänen der Regierung zum Gewinnfreibetrag, der von Einkom- mensteuerpflichtigen bei gewerblichen und selbstständigen Einkünften in An- spruch genommen werden kann. Im Zuge der Steuerreform 2020 bis 2022 soll die Investitionsgrenze beim 13-prozentigen Gewinnfreibetrag deutlich erhöht werden. Bisher war ein Investitionserfordernis ab einem Gewinn von 30.000 Euro erforder- lich, investiert werden konnte in Betriebs- und Geschäftsausstattung, Anlagen, aber auch in Investmentfonds.Diese Grenze soll nach derzeitigem Plan ab dem Jahr 2022 auf 100.000 Euro angehoben werden. Für die heimischen KMU ist das eine gute Nachricht, aus der Sicht von Fondsgesell- schaften und Finanzberatern hingegen we- niger. So muss man davon ausgehen, dass ein Großteil der rund 345.000 in Öster- reich tätigen KMU einen Jahresgewinn von 100.000 Euro nicht deutlich über- schreitet. Genaue Zahlen dazu finden sich leider nicht, allerdings zeigen die Daten der Statistik Austria, dass im Jahr 2018 mehr als 293.000 KMU einen Umsatz von unter einer Million Euro ausgewiesen haben. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die meis- ten KMU künftig nicht mehr in Invest- mentfonds investieren müssen, um den Gewinnfreibetrag zur Gänze auszuschöp- fen. Was das für die Fondsanbieter bedeu- ten könnte, zeigt sich anhand einer Auf- stellung von Kepler Fonds. Die wichtigsten Paragraf-14-Fonds der Oberösterreicher sind der Kepler Vorsorge Mix und der Starmix Ausgewogen. Das Volumen beider Fonds lag Mitte 2017 noch bei 220 Millionen Euro.Mittlerweile verwalten die Fonds ein Vermögen von 570 Millionen Euro.Daraus ergibt sich eine Steigerung des Volumens inklusive Marktbewegungen von zirka 160 Prozent in den vergangenen drei Jahren. Beim volumensstärkeren Kepler Vorsorge Mix wurden im Jahr 2019 Käufe in der Höhe von 125 Millionen Euro getätigt (oh- ne Kursbewegungen), davon rund 63 Mil- lionen in den letzten beiden Monaten. „Das lässt darauf schließen, dass ein Groß- teil davon auf die steuerliche Komponente zurückzuführen ist. Die Erhöhung des Gewinnfreibetrags hat aus unserer Sicht so- mit doch eine deutliche Auswirkung auf den Absatz dieser Produktgruppe“, so Uli Krämer, Leiter Portfoliomanagement bei Kepler Fonds. Noch deutlicher fällt die Analyse von Gregor Nadlinger aus, er be- treut beim Wiener Vermögensverwalter Advisory Invest mit dem „Managed Profit Plus“ den derzeit performancestärksten Fonds unter den Paragraf-14-Produkten: „Sollte die Regierung diese Änderung durchführen, wird wohl über kurz oder lang die Hälfte der Fonds verschwinden. » Die Erhöhung des Gewinnfreibetrags hat aus unserer Sicht somit doch eine deutliche Aus- wirkung auf den Absatz dieser Produktgruppe. « Uli Krämer, Kepler Fonds STEUER & RECHT §-14-Fonds FOTO: © SERGEY ILIN | STOCK.ADOBE.COM 252 fondsprofessionell.at 4/2020
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