FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

Tobias Pross, der neue Vorstandschef von Allianz Global Investors , über den Umbau des milliardenschweren Asset Managers, den Irrglauben mancher Anhänger passiver Investments und die Frage, was die Covid-19-Pandemie für die Digitalisierung bedeutet. K urz nachdem Tobias Pross die Füh- rung bei Allianz Global Investors übernahm, stand er vor unerwarteten Aufgaben: Wegen der Covid-19-Pandemie musste er die Mitarbeiter ins Homeoffice schicken und zugleich den Betrieb auf- rechterhalten. Zum Gesprächstermin mit FONDS professionell brandete die nächste Infektionswelle auf. Das Interview fand daher per Videokonferenz statt. Herr Pross, seit Anfang 2020 stehen Sie an der Spitze von Allianz Global Investors und leiteten schon einen Umbau ein. Warum? Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr angeschaut, wie wir Allianz Global Investors weiterentwickeln können und auch müssen. Dabei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine echte Trans- formation vonnöten ist. Diese stoßen wir nicht an, weil wir es schick finden. Viel- mehr benötigen wir Antworten auf die geänderten Bedürfnisse unserer Kunden. Wie muss sich Ihr Haus transformieren? Bei einer Transformation geht es um neue Weichenstellungen, nicht nur um kleinere Korrekturen. Um es mit einem Bild zu beschreiben: Eine Raupe entwickelt sich zu einem Schmetterling. Niemals aber wird ein Schmetterling wieder zu einer Raupe. Wir starten also keinen Umbau um seiner selbst willen und kehren das Haus von links nach rechts durch und später viel- leicht wieder zurück. Vielmehr machen wir uns fit für die Zukunft. Wie dann? Uns geht es darum, unsere Investmentplatt- form in ausgewählten Bereichen zu stär- ken. Als Erstes sind hier alternative Anlage- klassen wie Infrastruktur oder Private Equi- ty zu nennen.Diese Felder fassen wir unter dem Begriff Private Markets zusammen. Das zweite große Thema ist Nachhaltigkeit. Das dritte Feld ist die Portfolio- und Risi- komanagementberatung, die bei unserer Einheit Risklab liegt. Der vierte Punkt ist die Digitalisierung der Branche. Diese reicht von der Kundenbeziehung entlang der ganzen Wertschöpfungskette bis zur Frage, wie wir etwa künstliche Intelligenz und Big Data im Research und im Port- foliomanagement nutzen können. Und zuletzt geht es um die Erschließung und den Ausbau neuer Vertriebspartnerschaften. Dies unterscheidet sich je nach Region. Welches Gewicht sollen alternative Anlagen einnehmen? Wir wollen im Private-Markets-Geschäft mittelfristig genauso gut aufgestellt sein wie in den jeweiligen Segmenten für börsen- notierte Wertpapiere, also Aktien, Anleihen und Multi-Asset. Bislang verwalten wir im alternativen Bereich 77 Milliarden Euro, insgesamt betreuen wir rund 546 Milliar- den Euro.Wenn der Bereich Alternatives in etwa doppelt so groß ist wie heute, dann sind wir ein ganzes Stück weiter. Warumsoll so ein starker Schwerpunkt auf diesem Feld liegen? Als ich vor 26 Jahren im Asset Manage- ment anfing, brachten Bundesschatzbriefe „Die Transformation ist kein Kostensparprogramm “ » Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Transforma- tion vonnöten ist. Diese stoßen wir nicht an, weil wir es schick finden. « Tobias Pross, Allianz Global Investors VERTRIEB & PRAXIS Tobias Pross | Allianz Global Investors FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN 198 fondsprofessionell.at 4/2020

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