FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

mit gutem Anfangsgehalt vor sich hat und ihm für einen Monatsbeitrag von 500 Euro eine Basisrente verkauft, kann er sich über eine entsprechende Vermittlungsprovision freuen“, sagt Upgang. Für eine junge Akade- mikerin, die über ein gutes Gehalt verfügt, aber später für die Kinder da sein will,wäre eine Basisrente mit einem Monatsbeitrag in dieser Höhe der völlig falsche Weg. Das schmeckt Männern nicht „Damit sie durchgängig in die Basisrente einzahlen kann, muss man ihr eine niedrigere Summe und die Möglichkeit von Zuzahlungen anbieten“, sagt Upgang.Das aber bedeutet für den Finanzberater eine geringere Provision. „Gerade wenn man Frauen über Alters- vorsorge berät, muss man be- reit sein, weniger zu verdienen“, so die Expertin. Das schmecke Männern nicht besonders – gerade wegen ihrer Einstellung zum Thema Geld. Auch wenn Frauen ihre eige- ne Form der Beratung benöti- gen, spezielle Anlage- oder Altersvorsorge- produkte brauchen sie nicht. „Wichtig ist nur, dass Produkte so gewählt werden, dass sie die Lebenssituation auch richtig abbil- den“, sagt Upgang. Was Frauen aber brau- chen, ist mehr Finanzbildung. „In Sachen Finanzwissen besteht allge- mein Nachholbedarf, aber ich denke schon, dass er bei Frauen größer ist“, erklärt RBI-Managerin Lammer. Grund dafür sei, dass das klassische Rollenbild in Deutsch- land ebenso wie in Österreich noch nicht komplett aufgebrochen ist, was sich auf das Thema Finanzen auswirke. Nach wie vor seien es in Partnerschaften öfter die Män- ner, die sich um Geldanlage und Alters- vorsorge kümmern. „Für Frauen ist es aber enorm wichtig, das zu ihrem ureigensten Thema zu machen“, mahnt Lammer. Die Branche ist gefragt Mit einem Schulfach „Finanzbildung“ würde sich die Wissenslücke gut schließen lassen, doch das wartet seit Jahren auf seine Einführung. „Die Frage ist außerdem, wo sich Frauen Finanzwissen aneignen sollen, die das Bildungssystem früh verlassen“, sagt Kewenig. Sie findet: In Sachen Finanzbil- dung ist die Finanzbranche gefragt. „Eine entsprechende Initiative muss aber echt sein, sie darf nicht als Vertriebskanal ge- nutzt werden“, so Kewenig. Gut wäre eine Stiftung, die von Banken und Vermögens- verwaltern finanziert würde, inhaltlich aber unabhängig agiert. „Davon würde die Branche letztendlich auch profitieren, denn es ist so viel Geld da, das nicht angelegt wird“, weiß die Expertin. „Es gibt viele Frauen, die um die 50 Jahre alt sind und große Vermögen erben. Und dann gehen sie mit ihrem Sohn zur Spar- kasse und parken die Summen“, berichtet sie. Das müsse sich ändern. Und wie sieht es für Finanz- beraterinnen aus, die sich gern auf die „Zielgruppe Frau“ spe- zialisieren möchten? „Sehr gut“, sagt Mechthild Upgang. Sie habe viele junge Kundinnen, die trotz Vorbildung über das Internet großes Interesse an persönlicher Finanzberatung zeigen. „Jungen Frauen mit einer guten Ausbildung, die gern in der Finanzberatung für Frauen Fuß fassen möchten, stehen derzeit alle Türen offen“, sagt sie. Ganz anders als im Jahr 1993. ANDREA MARTENS FP Renate Kewenig, Finanzverstand: „Es ist kein Klischee, dass Frauen eine andere Art der Finanzberatung brauchen als Männer.“ Veronika Lammer, Raiffeisen Bank International: „Für Frauen ist es enorm wichtig, Geldanlage und Altersvorsorge zu ihrem Thema zu machen.“ Angst vor der Börse Anteil der Zustimmung zu folgenden Aussagen* Frauen schreckt das Auf und Ab an den Märkten mehr als Männer. Sie trauen sich zudem weniger Finanzkenntnisse zu. *Umfrageunter8.200Europäern imFrühjahr2018 |Quelle:J.P.MorganAssetManagement Ich verstehe Kapital- marktanlagen nicht Ich habe Angst vor Marktschwankungen Frauen Männer 44,9 % 35,4 % 24,7 % 21,8 % VERTRIEB & PRAXIS Finanzberatung für Frauen 188 fondsprofessionell.at 4/2020 FOTO: © FINANZVERSTAND; RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL

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