FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020
Heimische Finanzvertriebe unter- stützen ihre Berater mittlerweile ver- stärkt mit Weiterbildungsangeboten zur nachhaltigen Geldanlage. Nachhaltig weitergebildet Der zunehmende Druck in Richtung nachhaltigere Geldanlage zwingt auch den heimischen Finanzvertrieb, dieses Thema in die laufende Fortbildung ihrer Berater und Partner zu integrieren. D as Thema nachhaltige Geldanlage ist in der Breite des Investmentgeschäfts angekommen, und kaum ein Investment- bereich wächst derzeit so rasch wie die Sparte „ESG“. Laut dem Forum Nachhal- tige Geldanlagen (FNG), hinter dem 170 Banken, Fondsgesellschaften und andere Finanzdienstleister aus dem deutschsprachi- gen Raum stehen, waren 2019 in Öster- reich schon mehr als 29 Milliarden Euro in nachhaltigen Investmentfonds und Man- daten veranlagt (siehe Grafik), 39 Prozent mehr als im Jahr davor. Dass dieser Trend kurzfristig endet, ist nicht wahrscheinlich. Laut dem EU-Aktionsplan für ein nachhal- tiges Finanzwesen aus dem Jahr 2018 müs- sen Vermögensberater oder Versicherungs- makler und -agenten, die Versicherungs- anlageprodukte verkaufen, im Kundenge- spräch künftig verpflichtend die Nachhal- tigkeitsbedürfnisse ihrer Kunden ermitteln. Der Aktionsplan folgt dem Pariser Klima- abkommen 2016 und der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und wird uns daher noch lang begleiten. Für Finanzberater heißt dies, dass ab 2021 die Frage nach der Nachhal- tigkeitspräferenz des Kunden zwingend in den Mifid-Eignungstest aufgenommen wird. Allerspätestens dann muss man als Finanzprofi auch über das notwendige Wissen verfügen, was den Vertriebsorgani- sationen nun eine weitere Ausbildungsver- pflichtung beschert. Aus dieser Not kann man allerdings auch eine Tugend machen, wie dies Finum Private Finance derzeit tut. Lehrgang ESG-Beratung Alle 39 Berater haben mittlerweile eine Ausbildung zum Nachhaltigkeitsberater durchlaufen. Motivierend war dabei nicht zuletzt auch das steigende Kundeninteresse. Anfang 2017 lag der Anteil nachhaltiger Geldanlagen bei Finum laut Unterneh- mensangaben nur bei etwas mehr als sechs Prozent, seither hat sich der Wert verdrei- facht. „Wenn wir das noch einmal schaffen, sind wir in drei Jahren bei über 50 Pro- zent“, schätzt Finum-Vorstand Ali Eralp. Bei der Ausbildung nützte Finum das Angebot des Banking Education & Examination Centre (BEC). Das in Wien ansässige Insti- tut bietet mit dem Lehrgang ESG-Bera- tung seit diesem Jahr eine zwölfstündige Weiterbildung in vier Modulen an. Und nachfrageseitig besteht kein Mangel. BEC- Geschäftsführer Otto Lucius erzählt: „Der- zeit haben wir 300 Berater im Ausbil- dungsprozess, darunter auch viele Bank- berater. Finum ist allerdings der erste Ver- trieb, der all seinen Beratern den ESG-Lehr- gang ermöglicht. Damit hat der Vertrieb einen neuen Standard gesetzt.“ Der Lehrgang beginnt mit der Erklä- rung der vielen Abkürzungen, auf die man im Zusammenhang mit nachhaltiger Geldanlage stößt – von ESG über SRI und SDG bis PRI –, erklärt, welche Methoden zur Messung nachhaltiger Investmentan- sätze verwendet werden, und thematisiert natürlich auch, welche Pflichten hier auf Berater zukommen. Vor allem Fragen zu möglichen Haftungsrisiken sind angesichts des kommenden Aktionsplans der EU beziehungsweise der Auswirkungen auf Mifid II keine „Kür“, sondern „Pflicht“. Lucius betont, dass der Lehrgang seines Instituts sehr praxisbezogen konzipiert ist: VERTRIEB & PRAXIS Weiterbildung FOTO: © FOTOGESTOEBER | STOCK.ADOBE.COM 176 fondsprofessionell.at 4/2020
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