FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020
gründet. Wien stellt dafür 20 Millionen Euro zur Verfügung. Noch einmal so viel kommt unter anderem von der Wirt- schaftskammer Wien und von Banken. Weitere institutionelle Kapitalgeber haben ihre Beteiligung bereits zugesagt, womit das Kapitalvolumen noch steigen wird. Einschränkung für Private Grundsätzlich positiv bewertet Birgit Schmolmüller, dass Bewegung in den Markt kommt. Sie ist Geschäftsführerin der österreichischen Tochter der deutschen RWB Group, die seit gut 20 Jahren Private- Equity-Dachfonds für Privatanleger auflegt. „Die Coronakrise offenbart einmal mehr, wie schwer sich Österreich damit tut, den Eigenkapitalbedarf seiner kleinen und mit- telständischen Unternehmen zu bedienen“, so Schmolmüller. Das österreichische Gesetz engt nicht nur professionelle Investoren ein. Viel stärker re- glementiert ist der Privatkundenzugang zu dieser Assetklasse. Die Fondsmanager sind zwar durch das AIFM-Gesetz streng regu- liert. Dennoch dürfen Private-Equity-Fonds nur an „qualifizierte Privatkunden“verkauft werden, was bedeutet, dass ein Anleger 250.000 Euro liquides Vermögen nachwei- sen muss. Sie müssen also entweder große Wertpapierdepots besitzen oder viel Geld auf Konten und Sparbüchern lagern. „Auch unsere Anleger, die bis Ende des Jahres Aus- schüttungen aus bestehenden RWB-Dachfonds bekommen, können keine Wiederveranla- gung vornehmen, wenn sie nicht ‚qualifiziert‘ im Sinne des AIFM-Gesetzes sind“, ärgert sich Schmolmüller. Die RWB-Gruppe registriert sowohl in Deutschland als auch in Österreich zunehmen- des Interesse bei Privatanlegern. „Sie hören und lesen über die lukrative Anlageklasse und re- cherchieren im Internet über konkrete Anlageklassen in Österreich“, bestätigt Schmolmüller. Damit befinden sich die Kunden in guter Gesellschaft. Die Platzierungszahlen sind weltweit angesichts der von Corona verursachten Unsicherheiten ansehnlich, und allein in Europa erhielten die Fonds im ersten Halbjahr 2020 rund 49 Milliar- den Euro (siehe Grafik). Zunehmendes Privatinteresse Nicht zuletzt wegen der Anlagenot, die von den Nullzinsen ausgeht, ist das Thema Private Equity auch im Private Banking angekommen. Håkan Strängh, Leiter der J.P. Morgan Private Bank in Deutschland, berichtete im Sommer, dass sich vermö- gende Deutsche verstärkt für den Beteili- gungsmarkt interessieren. Das liege an günstigeren Einstiegspreisen und an dem Umstand, dass Private Equity als nicht bör- sennotierte Assetklasse eine geringere Vola- tilität als Aktien aufweise. In Österreich ging die Schoellerbank im vergangenen Juni in die Offensive und brachte für qualifizierte Privatkunden ein Dachfondsprodukt auf den Markt (siehe Seite 152 in FONDS professionell Ausgabe 3/2020). Zu den Beweggründen für dieses Produkt wollte sich die Bank auf Nach- frage nicht äußern. Die Verschiebung des First Closings von Oktober auf November lässt jedoch vermuten, dass der Vertrieb kein Selbstläufer ist – obwohl es kaum Konkurrenz gibt. Denn für heimische Privatkunden beste- hen insgesamt nur sehr wenige Investitionsmöglichkeiten. Bei RWB können qualifizierte Pri- vatkunden zurzeit die Dach- fonds „Global Market Fonds VII“ und „Direct Return III“ zeichnen. Außerdem sind die Wiener Gesellschaft Arax und die deutsche MIG AGmit Ven- ture-Capital-Fonds am Markt. Abgesehen davon können mu- tige Anleger über Crowdfun- dingplattformen wie Conda di- rekt in Start-ups investieren, wobei der Anleger hier keine strukturierte Beteiligung ein- geht. ALEXANDER ENDLWEBER FP » Die Privatanleger hören und lesen über die lukrative Anlageklasse und recherchieren Angebote im Internet. « Birgit Schmolmüller, RWB Austria Fundraising in Europa Die Fonds erhielten allein im Juni 2020 28,5 Milliarden Euro. Das Halbjahr 2020 liegt nur minimal hinter dem 1. Halbjahr 2019. *1.HJ2020 |Quelle: InvestEurope /EDC 0 20 40 60 80 100 120 2020* 2015 2010 2007 Fundraising-Volumen in Europa Mrd. Euro SACHWERTE Private Equity 140 fondsprofessionell.at 4/2020 FOTO: ©RWB
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