FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020
der Folgen der Corona-Pandemie steigen wird. Der Anlageerfolg ist allerdings kein Automatismus. „Es wird angesichts der aus- einanderlaufenden Renditen der ab 2012 aufgelegten Fonds wichtiger, die Spreu vomWeizen zu trennen“, schreibt der Rese- archdienst Preqin in einer aktuellen Analy- se. Während die Durchschnittsrendite im Topquartil bei 20 Prozent liegt, kommen die schlechtesten 25 Prozent der Fonds nur auf vier Prozent. Im Schatten der Regulierung Wer sich in Österreich für Private Equity interessiert, hat schlechte Karten. Der Ge- setzgeber behandelt den Markt seit Jahr- zehnten stiefmütterlich. Laut dem Beteili- gungsverband AVCO gibt es bislang de fac- to keinen extern finanzierten Private-Equi- ty-Fonds und nur eine Handvoll Venture- Capital-Fonds. Zudem investieren die öster- reichischen institutionellen Anleger – mit wenigen Ausnahmen – kaum in lokale Wagniskapitalfonds. Die FMA spricht in ihrem Asset-Management-Report von 30 aktiven Fonds in Österreich, die gerade ein- mal 600 Millionen Euro verwalten. Nicht einmal ein Drittel stammt aus Österreich, die „großen“ Player lassen sich an einer Hand abzählen. „Es schaut leider sehr trau- rig aus“, klagt AVCO-Präsident Rudolf Kinsky und führt dazu aus: „In Österreich fehlt es an den Kapitalmarktstrukturen und Rahmenbedingungen und damit auch an professio- nellen Kapitalverteilern.“ Der Verband schlägt auf Basis des geltenden AIFM- Gesetzes die Verabschiedung eines neuen Wagniskapital- fonds-Gesetzes vor, mit dem Beteiligungsgesellschaften wie bei den Immobilien als Son- dervermögen aufgesetzt wer- den können. Kinsky hegt einen Plan: „Unsere Vision ist, dass Wien ein internationaler Stand- ort für die DACH- und CEE-Regionen wird, und dafür ein Konkurrenzangebot zu Luxemburg als Fondsstandort entwickelt.“ Die Umsetzung dieses Wunsches ist an- gesichts der fehlenen politischen Zunei- gung für Private Equity unwahrscheinlich. Umso erfreulicher ist, dass heuer auf ande- ren Wegen Bewegung in den Markt ge- kommen ist. Besonders aktiv präsentieren sich die Banken und die Stadt Wien. „Das sind ein paar positive Entwicklungen“, gibt Kinsky zu. Neue Initiativen Die Invest AG der oberösterreichischen Raiffeisenbankengruppe gehört mit 500 Millionen Euro investiertem Kapital zu den größten heimischen Private-Equity- Playern. Unter der neuen Dachmarke „Raiffeisen Invest Private Equity“ wollen die Banken weitere 250 Millionen Eigen- kapital investieren. In Wien haben die RBI und C-Quadrat zu Herbstbeginn den „Austrian Growth Capital Fund“ für den Mittelstand angekündigt. Der Fonds hat ein Zielvolumen von bis zu 200 Millionen Euro und investiert Eigenkapital und eigen- kapitalähnliche Instrumente in vorwiegend österreichische mittelständische Unterneh- men. Die RBI wird als Ankerinvestor agie- ren und wirbt gemeinsam mit C-Quadrat und der Kathrein Privatbank aktiv umwei- tere institutionelle Anleger wie Banken, Versicherungen, Stiftungen, Family Offices und staatliche Investoren. Beachtlich ist das Engagement des tech- nologieorientierten Investors Speedinvest, der Anfang des Jahres für seinen dritten Ven- ture-Capital-Fonds 190 Millio- nen Euro akquirierte und da- mit nach eigenen Angaben mehr als 400 Millionen Euro Anlegerkapital verwaltet. Nach internationalen Maßstäben ist das nicht viel, für europäische und vor allem österreichische Verhältnisse jedoch schon. Corona sei Dank ist auch die Stadt Wien aktiv geworden. Im Frühjahr wurde der Fonds „Stolz auf Wien“ als equity- basiertes Rettungspaket für in Not geratene Unternehmen ge- » In Österreich fehlt es an den Kapital- marktstrukturen und Rahmenbedingungen. « Rudolf Kinsky, AVCO Private Equity is King Rendite* alternativer Anlageklassen … Private Equity schlägt kurz- und langfristig die Performance aller anderen alternativen Investments deutlich. *annualisiert (IRR)bisEnde2019 |Quelle:PreqinQuarterlyUpdateQ2/2020 0% 5% 10% 15% …über 10 Jahre …über 5 Jahre …über 3 Jahre …über 1 Jahr Private Equity Private Debt Immobilien Rohstoffe Infrastruktur fondsprofessionell.at 4/2020 139
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