FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

Der Private-Equity-Markt wird in Österreich stiefmütterlich behandelt. Es fehlen vernünftige Regularien und eine progressive Beteiligungskultur. Neue Initiativen lassen aber Licht am Horizont erstrahlen. Aufbruch stimmung Der österreichische Private-Equity-Markt kommt endlich in Bewe- gung. Dass sich die Investitionen lohnen, ist unbestritten. Privatanleger können sich jedoch weiterhin nur eingeschränkt daran beteiligen. D ie unheimliche Angst, nicht für den Notfall gerüstet zu sein, treibt seltsa- me Blüten. In Paniksituationen horten die Menschen Klopapier, Tomatensauce und Mehl. Das Geld wird bei der Bank in Si- cherheit gebracht – koste es, was es wolle. Die Österreicher erhöhen ihre Einlagen bei den Banken, ob- wohl es dafür keine Zinsen gibt. Das täglich fällige Gutha- ben stieg laut Oesterreichischer Nationalbank im ersten Halb- jahr 2020 um 6,7 auf insgesamt 176,5 Milliarden Euro.Die Ein- lagen mit Bindung beliefen sich Ende Juni kumuliert auf 88,6 Milliarden Euro. Paradoxerweise werden alter- native Veranlagungen mit Aus- nahme der Immobilien immer noch nur zaghaft in Betracht gezogen, so die aktuelle Veran- lagungsstudie der Bank Austria. Zwar halten 38 Prozent der Österreicher das Sparbuch für „kein gutes Geschäft“und 28 Prozent interessieren sich für Wertpapiere, aber nur 21 Prozent inves- tieren tatsächlich. Gründe dafür sind: „Ge- wohnheit, Vermeidung von Komplexität und die Gewichtung von Risiken.“ Attraktive Renditen Auf der Erkenntnis, die Anlagestrategie ändern zu müssen, können Berater immer- hin aufbauen. Um langfristig höhere Erträ- ge zu erzielen,muss man nicht an der Börse investieren. Denn das außerbörsliche Betei- ligungskapital, „Private Equity“, bietet lang- fristig zweistellige Renditen und das gilt nicht nur für die besten 25 Prozent aller Fonds (Topquartil), sondern auch für den Durchschnitt aller Beteiligungsgesellschaf- ten (siehe Grafik links). Ein gewichtiges Argument für Private Equity ist außerdem die Outperformance gegen- über anderen Assetklassen, die aber teilweise – das muss man etwa bei Immobilien konstatie- ren – mit geringeren Risiken behaftet sind. Dennoch, Private Equity schlägt die andere Anla- gen um Längen (siehe Grafik auf Seite 139). Eine Umkehr ist nicht zu erwarten, weil die Be- teiligungsbranche Wirtschafts- krisen in der Langfristbetrach- tung traditionell gut übersteht und die Unternehmernachfra- ge nach Private Equity wegen Zweistellige Performance Rendite* der PE-Segmente bis Ende 2019 … Auf Sicht eines Jahres unterscheiden sich die Private-Equity-Renditen deutlich, langfristig nähern sie sich an. *annualisiert (IRR) |Quelle:PreqinQuarterlyUpdateQ2/2020 0% 5% 10% 15% 20% …über 10 Jahre …über 5 Jahre …über 3 Jahre …über 1 Jahr Gesamtmarkt Private Equity Buyout Venture Capital Dachfonds SACHWERTE Private Equity FOTO: © VIOLETKAIPA | STOCK.ADOBE.COM, AVCO 138 fondsprofessionell.at 4/2020

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