FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2020

Kunden, und wir sind daran interessiert, die Objekte und das Umfeld so weiterzu- entwickeln, dass sich unsere Kunden wohl- fühlen. Teilweise ist der Wettbewerb groß, und wir wollen keine Mieter verlieren. Per- manent steigende Mieten sind daher für uns auch nicht gut. Es ist so viel Geld amMarkt, dass Investo- ren Immobilien zu absurd hohen Preisen kaufen. Gleichzeitig befinden wir uns in einer anlaufendenWirtschaftskrise. Ist das eine gesunde Entwicklung? Wirtz : Es besteht bundesweit Druck auf die Mieten, weil nicht ausreichend Wohnraum gebaut wird. Das liegt an den gestiegenen Grundstücks- und Baukosten. Irgendwann ist der Neubau für Investoren nicht mehr rentabel. Das heißt, es braucht Anreize für die Investoren, die dem Wohnraumbedarf gerecht werden. Das lässt sich aber nicht kurzfristig bewerkstelligen, und wir müs- sen uns noch einige Jahre mit dieser Kon- stellation auseinandersetzen. Unter leistbarem Wohnen versteht man auch, dass die Wohnkosten nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen. Das geht aber nicht mehr in den großen Metropolen. Wirtz : Ein Drittel ist auch bei uns die Benchmark.Wenn man in Mieten zu sechs bis acht Euro investiert, hat man damit kein großes Problem. Damit passen wir mit unserem Konzept nicht in Großstädte wie München und Frankfurt. Wohnimmobilien werden oft als „sicheres Investment“ verkauft. Dabei wird außer Acht gelassen, dass es ewiges Wachstum nicht gibt. Wachstum kann abrupt zu Ende gehen und ganze Industrien nach unten ziehen. Die Coronakrisemacht das deutlich. Darf man trotzdemmit Sicherheit werben? Harms : Wohnen ist und bleibt ein Grund- bedürfnis. Aber mit absoluter Sicherheit werben wir nicht, und das tut auch kein Bankberater in Österreich. Die Folgen der Coronakrise kann noch niemand vorher- sehen. Sie zu managen wird die große Auf- gabe sein. Der entscheidende Punkt ist, dass wir die Mieter unserer Immobilien als unsere Kunden sehen. Gefährlich ist es, wenn Branchenpara- digmen starr und unumstößlich sind. Alle wollen in die Großstädte, sagen die Exper- ten, und die Leute seien bereit, einen Zweit- job anzunehmen, umsich das zu leisten. Es gibt aber gegenläufige Entwicklungen, die früher von den Experten als unmöglich abgetan wurden. Dieses absolutistische Denken kann nach hinten losgehen. Harms : Da bin ich bei Ihnen. Allerdings sind die Immobilienpreise im Corona- Lockdown im Frühjahr nicht gesunken, sondern eher gestiegen. Man muss die Thesen zwar beachten, was aber daraus wird, weiß man noch nicht. Es wird allerdings nicht sauber unterschie- den: Die Immobilienpreise sind in diesem Jahr nicht gestiegen, weil die Einkommen der Nutzer gestiegen sind. Preistreiber sind das viele Geld, das auf demMarkt ist, und der Investorenwettstreit um die Immobilie. Harms : Der Anlagedruck bei den institutio- nellen Investoren ist vorhanden und wird im aktuellen Zinsumfeld, das wahrschein- lich noch länger so sein wird, bestehen bleiben. Vielen Dank für das Gespräch! ALEXANDER ENDLWEBER KURZ-VITA: Thomas Wirtz Thomas Wirtz ist seit Ende 2014 Vertriebsvorstand der ZBI Gruppe, die 1997 gegründet wurde und auf Wohn- immobilieninvestments spezialisiert ist. KURZ-VITA: Marc Harms Marc Harms ist Mitglied der Geschäftsführung der Union Investment Austria. Der gebürtige Deutsche arbeitet bereits seit Juli 2000 für die Union und lebt seit rund fünf Jahren in Wien. FP » Wir können durch aktives Management entlang der Wert- schöpfungskette mehr Miete herausholen. « Thomas Wirtz, ZBI fondsprofessionell.at 4/2020 135

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