FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Wie im Straßenverkehr verlangen auch in der Finanzwelt immer mehr Geldhäuser eine Gebühr für größere geparkte Beträge . Als Ausweich- stellplatz bietet sich ein bestimmtes Rentensegment an. Kurzparker willkommen Größere Beträge an der Seitenlinie abzustellen kostet Geld. Privat- kunden bleiben davon nicht mehr verschont. Investments in einen speziellen Bereich des Anleihenmarkts eröffnen einen Ausweg. I mmer mehr Schlupflöcher schließen sich. Eine Bank nach der anderen erhebt Verwahrentgelte für größere Beträge auf den Konten. Auch die Fondsplattformen führen zunehmend Gebühren ein, wenn größere Summen auf Verrechnungskonten schlummern. Daher schauen sich Investo- ren nach Alternativen um. Eine findet sich bei sehr kurz laufenden Anleihen. Neben aktiven Investmentfonds eröffnen mittler- weile auch einige börsengehandelte Index- fonds (ETFs) den Zugang zu diesem „Geldparkplatz“. Die anhaltende Niedrigzinspolitik ver- sperrt die bislang gängigen Stellflächen für Vermögensteile, die kurzfristig verfügbar bleiben sollen. „Bis vor Kurzem vermieden es die Banken, den Privatkunden Negativ- zinsen in Rechnung zu stellen, obwohl sie selbst an die Zentralbanken Zinsen bezah- len müssen“, sagt Ryan Blute, Leiter Global Wealth Management beim Fondsanbieter Pimco. „Das hat sich jedoch gewandelt.“ Zunehmend berechnen die Kreditinstitute nicht nur gewerblichen, sondern auch ihren Privatkunden Strafzinsen. „Daher wollen die Kunden diesen Negativzinsen entfliehen“, beobachtet Blute. Ein weiteres bislang gängiges Parkhaus für Liquidität verlor ebenfalls an Attraktivi- tät: der Geldmarkt. Auf der anderen Seite steht der breite Bondmarkt mit kurzen bis extralangen Laufzeiten.Gegen diesen punk- ten die ultrakurzfristigen Anleihen mit einer anderen Eigenschaft: „Sie sind gegen- über Zinsen und Inflation weniger anfäl- lig“, erklärt Neil Hutchison, Portfolio- manager für Liquiditätsstrategien bei J.P. Morgan Asset Management. Je nach Aus- prägung setzen die Ultra-Short-Ansätze auf Staats- oder Unternehmensanleihen sowie andere festverzinste Papiere. Konkret zielen diese Strategien auf ein bestimmtes Fenster bei den Restlaufzeiten von Rentenpapieren. „Unsere Short-Matu- rity-Strategie ist zwischen dem ganz kurz- fristigen Geldmarkt einerseits und kurz lau- fenden Anleihen von bis zu einem Jahr andererseits angesiedelt“, erläutert Pimco- Experte Blute. In diesem recht spitzen Seg- ment findet sich für Vermögen, das kurz- fristig verfügbar sein soll, ein Ausgleich zwi- schen den niedrigen Renditen des Geld- marktes einerseits und den Unsicherheits- faktoren längerer Laufzeiten andererseits. Zwei Parktypen Damit finden die Super-Kurzläufer eine wachsende Abnehmerschaft. „Viele Inves- toren beschäftigen sich eingehend mit der Auswahl der Aktien und Anleihen im Ge- samtportfolio“, sagt Blute. „Sie machten sich aber bislang wenig Gedanken darüber, wie der Cashanteil eines Portfolios konkret angelegt wird.“Dies ändert sich unter dem Eindruck der Negativzinsen. Die Strategie werde grundsätzlich von zwei Kundenty- » Anleihen dienen bei mir als Sicherheits- anker. Bonds sollen ein Polster schaffen. « Lothar Eller, Eller Consulting MARKT & STRATEGIE Ultra-Short-Bond-ETFs FOTO: © FRANCO NADALIN | STOCK.ADOBE.COM, AXEL GAUBE 86 fondsprofessionell.at 3/2020

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