FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Ganz ohne den Menschen kommen auch Fonds nicht aus, die von künst- licher Intelligenz gesteuert werden. Der Mensch wird auch künftig noch gebraucht, etwa um die Einhaltung von Anlagegrenzen sicherzustellen. Leise Daten- Revolution Künstliche Intelligenz gehört längst zum Alltag, man denke nur an die Algorithmen von Internetsuchmaschinen. Langsam wird KI auch im Fondsmanagement zum Thema. B ei simpler Betrachtung passiert in 60 Sekunden nicht viel. An einem durchschnittlichen Arbeitstag reicht eine Minute vielleicht gerade einmal aus, um eine kurze E-Mail zu schreiben oder sich einen Kaffee aus der Küche zu holen. In den Ausnahmesituationen des Lebens dagegen zählt sozusagen jede dieser 60 Sekunden. Wenn zum Beispiel in der Ver- längerung eines Champions-League-Finales die letzte Minute der Verlängerung ange- brochen ist oder wenn es um Leben oder Tod geht, zählt im Prinzip jede Sekunde. Was das inzwischen geradezu epische Aus- maß der Geschehnisse im Internet angeht, scheint jede einzelne Minute eher an diese außergewöhnliche Seite des Zeitspektrums heranzureichen. Eine schier unüberschau- bare Menge an Daten, inzwischen gern auch als „Big Data“ bezeichnet, fließt mitt- lerweile durch das Netz und bestimmt unser Leben. Nach Zahlen des US-Unter- nehmens Visual Capitalist, das sich auf die Sammlung von Daten zu Märkten, Tech- nologien und Wirtschaft spezialisiert hat, wird jeden Tag die unvorstellbare Menge von 2,5 Exabytes an Daten in den unter- schiedlichsten Bereichen unseres Lebens generiert. Um das wirklich zu erfassen, hilft es auch nicht, den Begriff Exabytes im Internet nachzuschlagen. Dann erfährt man lediglich, dass das einer Milliarde Gigabytes entspricht. Darüber kann man lamentieren und jammern, dass unser Dasein immer kom- plexer und damit zunehmend schwieriger wird. Man kann aber auch versuchen, sich diese Datenflut zunutze zu machen. Das tun in zunehmendemMaße Computeran- wendungen, die auf Algorithmen setzen, was gemeinhin mit dem Begriff künstliche Intelligenz oder in letzter Zeit häufig auch als Machine Learning beschrieben wird. Von manch einem als der Megatrend an sich, wenn nicht sogar als die nächste industrielle Revolution betrachtet, haben solche Anwendungen der KI, wie die künstliche Intelligenz inzwischen gern ab- gekürzt wird, längst auch Einzug in der Investmentbranche gehalten. Der Einsatz von schlauen Algorithmen sorgt für eine regelrechte Aufbruchstimmung in der Branche, nicht selten unter demMotto, der Mensch als Fondsmanager sei inzwischen hoffnungslos unterlegen angesichts der rasant wachsenden Datenmenge. Ein Investmenthaus, das etwas auf sich hält, versucht davon zu profitieren, entweder indem es einen Fonds anbietet, der in die beim KI-Thema aussichtsreichsten Unter- nehmen investiert, oder indem man die Verantwortung für das Management eines Investmentfonds gleich der Maschine über- trägt. Es gibt sogar bereits Angebote, die beides umsetzen – die Maschine als Fonds- manager, der wiederum auf Aktien von » Wir streben eine syste- matische Maximierung von aus technischer Analyse zu gewinnenden Informationen an. « Michael Günther, Tungsten MARKT & STRATEGIE KI-Fonds FOTO: © BLUE PLANET STUDIO | STOCK.ADOBE.COM, CATANA CAPITAL 82 fondsprofessionell.at 3/2020

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=