FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Michael Huber managt die Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum- Strategie. Warum er auch in Covid-19-Zeiten vor kurzfristigen Hypes zurückschreckt, wie er Nachhaltigkeit definiert und warum er Small und Mid Caps den Vorzug gibt, erklärt er im Interview. D as man „gut“ investiert, heißt nicht, dass das auch gutgeht. Viele nach- haltig ausgerichtete Fonds investieren zwar in Titel, die gute ESG-Ratings aufweisen – ein gut diversifiziertes Portfolio, das da- rüber hinaus auch noch einen Mehrwert für die Umwelt und die Gesellschaft liefert, bekommt man so aber keineswegs auto- matisch. Dieses und andere Probleme des nach- haltigen Investierens kennt Michael Huber, Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Ma- nagement, nur zu gut. Er verwaltet die 200 Millionen Euro schwere Aktienstrategie Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum, die anfangs nur als Spezialfondsmandat für einen institutionellen Investor aus Öster- reich konzipiert war, mittlerweile aber längst auch als Publikumsfonds läuft. Das Portfolio gehört seit 2016 zu den acht Fonds der Raiffeisen-Nachhaltigkeits- Familie. Was Huber unter „Nachhaltig- keit“ versteht und vor allem, wie er Nach- haltigkeits-Champions identifiziert, bevor andere Anleger sie entdecken, erklärt er im Interview. Herr Huber, warum haben Sie sich mit Ihrer Strategie auf Small und Mid Caps aus Europa festgelegt? Unserer Meinung nach hat das Thema Nachhaltigkeit in erster Linie mit Verände- rung zu tun. Diese ist in Riesenkonzernen natürlich nicht so schnell umsetzbar. Es erschien daher logisch, auf Small und Mid Caps zu setzen. Diese Unternehmen sind flexibler und haben ein schnelleres Nach- haltigkeits-Momentum. Dabei investieren wir nur in europäische Unternehmen, da unsere Simulationen gezeigt haben, dass es in dieser Region die beste Verbindung aus finanzieller und nachhaltiger Performance gibt. Auf Basis dieser Prämisse hat sich für uns ein Anlageuniversum aus rund 1.000 Titeln ergeben. Wie wird berechnet, welche Titel die beste nachhaltige Performance erbringen? Die nachhaltige Performance messen wir mithilfe unseres Raiffeisen ESG-Scores, der unter anderem mit Daten von MSCI-ESG und ISS-ESG berechnet wird. So können wir für jedes Unternehmen einen Chart er- stellen, der zeigt, wie sehr sich die Nachhal- tigkeit verbessert hat. Der Fokus liegt dabei auf den letzten drei Jahren. Dieser Zeit- raum ist ein besonders guter Indikator für zukünftige Renditeaussichten. Wir fragen uns aber auch immer, welchen Mehrwert die Produkte eines Unternehmens für die Umwelt und die Gesellschaft liefern. Die Antwort auf diese Frage ist allerdings eher subjektiv und dementsprechend schwer zu finden. Zum Beispiel: Ist Schokolade gut oder schlecht für die Gesellschaft? Das lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beant- worten. Deshalb clustern wir alle Umsätze eines Unternehmens und versuchen, diese den 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen zuzuordnen. Bayer würde bei dieser Analyse positive Punkte für die Herstellung seiner Medikamente und negative für seine Monsanto-Sparte erhalten. „Opportunistisch zu agieren, halte ich für gefährlich “ » Ein Unternehmen muss auch einen tatsächlichen Mehrwert für die Gesellschaft und die Umwelt liefern. « Michael Huber, Raiffeisen Capital Management MARKT & STRATEGIE Michael Huber | Raiffeisen Capital Management FOTO: © CLAUDIA EL-MORSI 72 fondsprofessionell.at 3/2020

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