FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

henemissionen. An der Wiener Börse sind wir nahezu der einzige Partner, der seine Expertise dem Segment anbietet, das den Großbanken zu klein ist. Wir haben rund 5.000 Private-Banking-Kunden und wollen so diese Basis ergänzen. Wie wichtig ist der Anteil der Institutionel- len derzeit an Ihrem Gesamtgeschäft? Man kann sagen, dass wir alle wesentlichen Vorsorgekassen und Versicherungen in irgendeiner Weise unterstützen dürfen, entweder Geldwerte managen oder Real- Estate-Dienstleistungen erbringen.Wir sind da natürlich sehr diskretionär. Wie groß ist der Kapitalzufluss in Ihre Bank aus der Region Osteuropa? Der Anteil liegt bei rund einem Drittel. Mit dem slowakischen Partner Arca, der rund zehn Prozent an der Privatbank hält, gab’s große Pläne – darunter eine Filiale in Prag und in Bratislava. Das Geschäft kam aber nie in die Gänge … Noch im Jänner und Februar war das eine strategische Initiative. Covid-19 ist uns da- zwischengekommen, insbesondere in der Slowakei. Da hat die Regierung ein Mora- torium implementiert, wo Firmen mehr oder weniger Gläubigerschutz bekommen. Unsere Produkte vertreiben wir derzeit von Wien aus. Solange die Märkte nicht bere- chenbarer sind, konzentrieren wir uns auf Österreich und die Kooperation mit der ViennaEstate. Wir haben hier auch die Basis über Wien hinaus erweitert und Bau- herrenmodelle in Graz an Land gezogen. Jetzt haben Sie als CEO zwar das Unter- nehmen gewechselt, aber nicht das Gebäu- de. Hat man Sie im Lift gefragt? Oder haben Sie denWechsel aktiv angestrebt? (Lacht.) Vielleicht nicht gerade im Lift. Aber natürlich ergeben sich durch die phy- sische Nähe Kooperationen.Der Zeitpunkt war ganz einfach richtig. Ich hab’ nicht ak- tiv gesucht. In dem Umfeld Günter Kerb- ler, ViennaEstate, Wiener Privatbank fühle ich mich wohl, und ich sehe hier viel Po- tenzial. Das ist ein gesundes, bodenständi- ges Geschäftsmodell. Vor nicht all zu langer Zeit hat Herr Kerbler ein Kaufangebot der Bawag ausgeschla- gen. Gibt’s weitere Anfragen? Peripher.Wir gehen dem aus unserer Sicht nicht nach. Die Mischung Kerbler, Vienna- Estate,Wiener Privatbank ergibt viel Sinn. Dennoch haben kleine Banken einen Druck, zuwachsen, damit sich die steigenden Auf- wände rechnen. Wie sieht Ihre Kosten- Ertrags-Lage aus, wie dasWachstumsziel? Natürlich gibt es Effizienzdruck. Kostensei- tig haben wir heuer schon einiges umge- setzt. Aber die Cost-Income Ratio ist mit gut 80 Prozent natürlich kein Dauerzu- stand. Vor Covid-19 gab es die klare Zielset- zung, das Depotvolumen in den nächsten drei Jahren zu verdoppeln. Das streben wir weiter an, es verschiebt sich aber situations- bedingt etwas. Gleichzeitig müssen wir unsere Kapitalbasis nützen, wieder Beteili- gungsmodelle suchen und neben dem Depotgeschäft im Immobilien- und Sach- wertbereich genügend Substanz aufbauen. Das soll die Rentabilität verbessern. Ist ein Zukauf geplant? Wir konzentrieren uns auf den Ausbau des Kerngeschäfts. Sollten wir Gelegenheiten für anorganisches Wachstum sehen, so wer- den wir diese, wie früher auch, prüfen. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Wir wollen durch Stiftungen und Family Offices unsere Basis ergänzen. « Christoph Raninger, Wiener Privatbank KURZ-VITA: Christoph Raninger Spitzensportler (u. a. Tennisstaatsmeister), Studium Wirt- schaft (PhD) und Sport, mehrere Bank-Vorstandsposten: u. a. UniCredit, Bawag PSK, ÖVAG, 2015–2019 CEO von Austrian Anadi. Die Anadi-Eigner sollen Raningers Wachs- tumsplan nicht ausreichend unterstützt haben, hört man am Markt. 2020 Wechsel in die Wiener Privatbank. fondsprofessionell.at 3/2020 249

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