FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

meist schlicht zu teuer. „Deshalb hat die Digitalisierung im Asset Management nie richtig Fuß gefasst. Die herkömmlichen Abläufe über ‚Handarbeit‘ waren ver- meintlich billiger“, berichtet Schmitz. Nun sind jedoch Datenverwaltungssysteme auf dem Markt, die über den gesamten Produktionsablauf eines Asset Managers hinweg digitales Arbeiten ermöglichen. „Dem können sich Asset Manager prak- tisch nicht mehr verwehren“, erläutert die KPMG-Expertin. Bonus-Flaute Dies hat Folgen für die Arbeit in der Branche. „Prüft man die Auswirkungen der Technologien auf die Wertschöpfungs- kette, dann zeigt sich, dass vom Front- über das Middle- bis hin zum Backoffice Tätig- keiten etwa in Research, Handelsausfüh- rung oder Compliance wegbrechen“, erläu- tert die Expertin. „Am Ende bleiben nur noch drei Elemente: das Portfoliomanage- ment, das Datenmanagement, das bisher nur eine untergeordnete Rolle spielte, und der Vertrieb.“ Schmitz betont aber auch, dass dieser Umbruch nicht zwingend zum Wegfall von Arbeitsplätzen, sondern zu veränderten Aufgabenstellungen führt. Dennoch zeichnen sich für die Angestellten der Fondsindustrie trübere Zei- ten ab. „Ich habe den Ein- druck, dass die Pandemie ein Weckruf für die Bran- che war: Viele nötige Ein- schnitte, die die Anbieter seit langer Zeit vor sich herschieben, werden nun angepackt“, sagt Karin Schambach, Geschäftsfüh- rerin der Personalberatung Indigo Headhunters. „Co- rona gibt ihnen die Berech- tigung, die ihnen in den vergangenen Jahren fehlte.“ Das zeige sich zum einen bei der Zahl der Stellen insgesamt, die über die kommenden Jahre sinken dürfte, und zum anderen bei der Vergütung. „Die Zeit der steigenden Gehälter und großen Boni ist vorbei, und ich sehe keinen Grund, warum es in nächster Zeit wieder aufwärts gehen sollte“, so Schambach. Darin kommt eine weitere Entwicklung zum Ausdruck, die durch die Coronakrise forciert wird: Es gilt, die Kosten im Zaum zu halten. „Eine effiziente Aufstellung und günstige Produktionskosten werden zum Wettbewerbsfaktor“, sagt Branchenkenner Hübner von Oliver Wyman. Und er fährt fort: „Wir haben eine durchaus provokante These formuliert: 40 Prozent der Kosten lassen sich rauskürzen.“ In der Praxis gestal- te es sich zwar schwierig, dies voll umzu- setzen. „Wir gehen initial aber von 15 Pro- zent an möglicher Kostenreduktion aus“, meint Hübner. Mensch und Maschine Dies fange etwa im Vertrieb bei den Rei- sekosten an, die wegen virtueller Treffen wegfallen, und setzt sich über das Outsour- cing, vor allem imMiddle- und Backoffice, fort. „Asset Manager müssen nicht mehr alles selbst machen“, sagt Hübner. „Anbieter überlegen genauer, welche Dienste sie noch selbst übernehmen.“ Auch im Herzen der Fondshäuser ste- hen Veränderungen an. „Wir sehen auch Einsparmöglichkeiten im Portfoliomanage- ment, etwa bei den Heer- scharen von Analysten“, er- läutert der Branchenkenner. Manche Tätigkeiten ließen sich durch Automatisie- rung und selbstlernende Programme übernehmen. „Das heißt nicht, dass Port- foliomanager ersetzt wer- den. Vielmehr werden Mensch und Maschine Hand in Hand arbeiten“, betont Hübner und er- gänzt: „Dabei handelt es sich ganz klar um eine Reise. Kein Asset Manager wird alle Hebel gleichzeitig ziehen.“ Eine Reise, die durch Sonne wie Regen führen wird. S. ERTINGER, B. MIKOSCH FP Dramatischer März Als im März die Corona-Angst auf dem Parkett umging, zogen Anleger unterm Strich massiv Mittel aus UCITS-Fonds aller Anlagerichtungen ab. Quelle:Efama -300 -250 -200 -150 -100 -50 0 Mrd. Euro 50 100 150 Juni Mai April März Feb Jan Dez Nov Okt Sept Aug Juli Juni Aktien Anleihen Misch- fonds Geld- markt Andere 2020 2019 I I Nettomittelaufkommen von UCITS-Fonds Maren Schmitz, KPMG: „Die Digitalisierung hat im Asset Management nie richtig Fuß gefasst. Die herkömmlichen Abläufe waren vermeintlich billiger.“ fondsprofessionell.at 3/2020 231

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