FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

über Bekannte, unzählige Apps oder Bera- tungsseiten im Internet selbst zusammen- suchen könnte, die ihm aggregiert aber nicht zur Verfügung stehen“, erklärt Kirsch. Dafür hat sein Unternehmen das Pro- gramm mit zahlreichen Theorien und Erkenntnissen etwa aus den Bereichen Psychologie, Behavioral Finance und Risi- komanagement gespeist. Anleger, die sämt- liche Menüpunkte Schritt für Schritt durchgehen, erhalten ein Selbstprofil, das sie auf vier Levels um immer weitere Aspekte ergänzen können. Eigenes Label nutzen Bis es so weit ist, wird noch etwas Zeit vergehen, denn für das Gesamttool Wapp- net Geld wurde bislang nur ein Prototyp entwickelt. „Wir haben aber drei Module herausgelöst, die wir derzeit mit Kunden testen“, berichtet Kirsch. Diese Version mit dem einfachen Namen „W3“ soll Anfang Oktober 2020 an den Markt gehen.Wapp- net plant, sie Haftungsdächern und Mak- lerpools anzubieten. Dabei können sie das Programm dann sogar mit ihrem eigenen Label versehen. Die drei aus dem Gesamttool heraus- geschälten Module hat Wappnet mit den Begriffen „Themenfinder“, „Geldgefühle“ und „Beratungsprofil“überschrieben. Kern- punkt des „Themenfinders“ ist eine Neu- interpretation des in der Finanzbranche recht häufig angewandten Lebensphasen- modells. Bei diesem klassischen Konzept gibt ein Berater etwa an, ob ein Kunde Be- rufsanfänger ist, schon lange in seinem Beruf arbeitet, eine Familie hat oder sich mit 65 Jahren im Ruhestand befindet. „Weil sich aber neue Erwerbsbiografien und Partnerschaftsmodelle entwickelt ha- ben und klassische Familienstrukturen auf- gebrochen werden, greift das starre Lebens- phasenmodell mittlerweile viel zu kurz“, sagt Kirsch. So ist es heute durchaus mög- lich, dass eine selbstständige 40-Jährige mit Adoptivkind nebenbei studiert und in zweiter Ehe mit Ihrem 60- jährigen Mann gerade ihr erstes eigenes Kind bekommt „Eine solche Lebenssituation wird von dem üblichen Modell aber gar nicht er- fasst, in unserem Tool kann sie hingegen definiert werden“, erklärt Kirsch. Das Tool „Geldgefühle“ erlaubt die Aus- einandersetzung mit eigenen Denkfehlern und die Überprüfung von Glaubenssätzen in Bezug auf die Finanzen. Schließlich ist etwa ein Aktienfonds nicht das falsche Pro- dukt, nur weil ein Kunde in seiner Familie gelernt hat, dass Aktien gefährlich sind. Wann ist Beratung gewünscht? Nicht zuletzt können User mit dem Modul „Beratungsprofil“ für sich ermitteln, wie und wann sie über Anlagethemen be- raten und angesprochen werden möchten. „Wenn ein Kunde zum Beispiel angibt, dass er sich selbst melden möchte, wenn er Gesprächsbedarf hat, dann kann sich der Berater zurückhalten und hat mehr Zeit für andere Anleger“, sagt Kirsch. Ohnehin sieht er für Finanz- und Versicherungsver- mittler viele Vorteile. „Schickt ein Finanz- profi seiner Klientel das Tool und übermit- teln die Kunden ihre Ergebnisse, dann ist der Berater auf ein Gespräch viel besser vorbereitet“, erläutert der Wappnet-Mann. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass ein Anleger, der sich intensiv mit seiner persönlichen Finanzsituation auseinander- setzt, feststellt, dass er zum Beispiel sein Testament ändern möchte. Dann kann der Berater gute Experten vermitteln. Das schafft Vertrauen und eröffnet vielleicht das Interesse an weiteren Finanzprodukten. Und über diese kann dann wieder eine hoffentlich wirklich fundierte Entschei- dung fallen. ANDREA MARTENS FP Oliver Kirsch, Wappnet: „Unser Ziel ist es, für den Anwender Infomationen sichtbar zu machen, die ihm aggregiert nicht zur Verfügung stehen.“ Wappnet im Kurzporträt Firma: Wappnet GmbH Sitz: München Geschäftsführende Gesellschafter: Christoph Schwager, Thomas Sindelar Gegründet: 2020 Branche: Software Mitarbeiter: 7 Internet: www.wappnet.de Unternehmenszweck: Wappnet wurde mit dem Ziel gegründet, Verbrauchern, Unternehmern und Anlegern wichtige Entscheidungen zu erleich- tern, für die möglichst viele Vorkenntnisse, Er- fahrungen und Betrachtungen aus unterschied- lichen Perspektiven zusammengeführt werden sollten. Idee: Da die Gründer und Mitarbeiter von Wapp- net immer wieder die Erfahrung gemacht haben, dass Menschen befürchten, dabei Wichtiges nicht zu sehen oder den Überblick zu verlieren, haben sie Tools für unterschiedliche Lebens- bereiche entwickelt. Diese sollen ihre Nutzer auf Basis von aggregierten Informationen bei großen Entscheidungen unterstützen. Das Modell beruht auf wissenschaftlichen Theorien unter anderem von Wirtschaftsnobelpreisträgern wie Richard Thaler und Daniel Kahnemann. Für Berater: Im Herbst 2020 kommt eine erste Version des Moduls Geld auf den Markt, das nicht nur für Sparer und Anleger, sondern auch für Berater Vorteile bringen soll. fondsprofessionell.at 3/2020 199

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