FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

gewesen sein. Der Vertrieb habe in allen Sparten sofort Beratung und Abschluss voll digital abwickeln können, sagt Obererla- cher. Sein Unternehmen habe in den ver- gangenen drei Jahren drei Millionen Euro in die IT investiert. Und wie es aussieht, ha- ben auch die bestehenden Fintech-Koope- rationen den Krisentest bestanden. Darun- ter fallen ein „nüchterner“ KMU-Risiko- check, den Swiss Life Select mit dem Wie- ner Fintech Riskine entwickelt hat, oder eine Anwendung für gemanagte ETF-Port- folios, bei der moderne Honorar- und Fee- Systeme implementiert sind. „Wenn man so etwas gut einbettet, dann machen die Berater mehr Umsatz. Diese digitalen Pro- zesse haben uns sehr geholfen, im ersten Halbjahr zu reüssieren“, so Obererlacher. Alles steht und fällt mit der IT Siegfried Prietl vom österreichischen Finanzierungsriesen Bank Austria Finanz- service (BAF) betont ebenfalls, wie zentral die Digitalisierung heuer war: „Wir haben die Milliarde in der Finanzierung dieses Jahr sogar sehr früh überschritten und waren glücklich, dass wir schon vor dem Lockdown unsere Berater mit einer Finan- zierungs- und Beratungs-App ausgestattet haben.“ Prietls Team baut gerade den papierlosen Wertpapierpro- zess aus. Im dritten und vierten Quartal seien grö- ßere Launches zu erwarten. Die OVB Österreich wie- derum hat rund um den Lockdown innerhalb von zwei Wochen sämtliche noch fehlenden Prozesse digitalisiert, um einen Ab- schluss komplett online zu ermöglichen: Adobe Sign (digitale Unterschrift) und Web-ID (Videolegitima- tion) wurden im Eiltempo implementiert. „Die rasche Reaktion war ein wesentli- cher Grund für die gute Performance im Halbjahr“, so Spellmeyer. Damit werde die in Zukunft dominieren- de Hybridberatung schneller ausgerollt. Von starken IT-Investitionen, die durch die Krise noch angespornt werden, berich- tet auch die DVAG. Allerdings betont Pankowski, dass die persönliche Beratung durch nichts zu ersetzen sei. Eine Video- legitimation wurde während der Krise nicht eingerichtet. Man habe die aufsichts- rechtliche Möglichkeit des Fernabsatzes genutzt – gewisse Legitimationen konnten nachgereicht werden. ImÜbrigen musste auch die gut techno- logisierte Swiss Life Select erkennen, dass sich nicht alles digital lösen lässt: Das Unternehmen ist 2019 mit dem Kauf der Wiener Wertpapierfirma P & F in die Vermögensverwaltung eingestiegen – die Zuwächse in diesem Segment lagen heuer unter Plan: Vermögende Kunden lassen sich digital schwerer betreuen oder akqui- rieren. „Da rechne ich im zweiten Halbjahr mit größeren Volumenszuwächsen. Wir sehen, dass viel aufgeschoben wurde“, zeigt sich Obererlacher zuversichtlich. Er plant mittelfristig beim Investment- volumen „mehrere 100 Millionen Euro Zuwachs in Österreich“. Gleichzeitig hält auch Konkurrent DVAG trotz Krise am „Nummer-eins-Ziel“ fest – Vermögens- verwaltungspläne wie bei Swiss Life Select gibt es dort jedoch auch weiterhin nicht. Überhaupt betonen imGerangel um die Marktanteile alle, sie möchten „organisch“ wachsen. Da offenbar niemand zukaufen will, bahnt sich gerade ein Wettbewerb um die meis- ten beziehungsweise bes- ten Berater an: Swiss Life Select dürfte heuer um mehr als 30 Kollegen wachsen.Die Arbeitsmarkt- krise habe für Nachschub gesorgt, besonders bei qualifizierten Beratern aus Banken, schwört auch die OVB. Sie hat heuer ihre Ausbildungszahlen verdop- pelt. Die DVAG erwartet sich ebenso einen hohen Zustrom bei den Beratern. E. HUMENBERGER-LACKNER FP » Die rasche Reaktion war ein wesentlicher Grund für die gute Per- formance im Halbjahr. « Markus Spellmeyer, OVB Die großen Vertriebe im Überblick Genaue Österreich-Zahlen sind ein kleines Geheimnis. FONDS professionell zeigt hier die ungefähren Werte. *Versicherungen,WertpapiereundCash |**nurKapitalanlage | Quelle:Unternehmensangaben Swiss Life Select OVB Österreich DVAG Österreich Kunden 100.000+ 240.000+ Keine Angaben Finanzberater 300 500 318 Standorte 32 40 46 Bestand ca. 2 Mrd. €* 82 Mio. €** Keine Angaben Geschäfts- entwicklung im Halbjahr „Provisionen im Neuabschluss- geschäft plus 17 Prozent“ „Zweistelliges prozentuales Umsatzwachstum zum Vorjahr“ „Nur einen Monat einen schlechteren Umsatz als im Vorjahr“ fondsprofessionell.at 3/2020 197 FOTO: © OVB

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