FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2020

Was meinen Sie mit „breiter aufgestellt“, und wo unterscheiden Sie sich tatsächlich von IhrenWettbewerbern? Die Größe kann es ja nicht sein. Was die öffentlich gehandelten Märkte an- geht, können wir uns von unserer schieren Größe her natürlich nicht mit Unterneh- men wie Fidelity oder Blackrock messen. Und das gilt genauso für die privaten Märkte mit Platzhirschen wie Blackstone oder KKR. Aber es gibt nur sehr wenige Unternehmen, wenn überhaupt welche, die beides anbieten können. Wir verfügen über eine signifikante Präsenz in den öffentlichen Märkten, wo wir gut 100 Mil- l liarden US-Dollar in Aktien und rund 160 Milliarden US-Dollar in Anleihen verwal- ten. Wir managen aber gleichzeitig auch rund 90 Milliarden US-Dollar in Private Equity, Private Debt und Hedgefonds oder Liquid Alternatives. Das eröffnet uns ganz andere Möglichkeiten im Gespräch mit dem Kunden, seien es institutionelle Inves- toren oder vermögende Privatanleger. Was macht Sie so zuversichtlich? Ganz einfach die Tatsache, dass wir unseren Kunden echte Gesamtlösungen aus einer Hand anbieten können. Als Verantwort- licher einer Pensionseinrichtung oder als vermögender Privatkunde reicht es in im- mer komplexer gewordenen Kapitalmärk- ten, die zudem von extrem niedrigen Zin- sen geprägt sind, nicht mehr aus, nur in öffentlich gehandelte Wertpapiere zu inves- tieren. Um auskömmliche Erträge zu erzie- len, muss man heute über die gesamte Bandbreite von Anlagemöglichkeiten nach- denken und Strategien ins Auge fassen, die unkorrelierte Renditen eröffnen. Nur auf Aktien und Anleihen zu setzen wäre zu eindimensional. Deshalb gehört privates Beteiligungkapital einfach dazu. Sie betonen gern, dass Neuberger Berman ein aktives Haus ist. Was haben Sie gegen passive Investments? Unsere Fonds werden zum größten Teil nach einem fundamentalen Ansatz gema- nagt, zum Teil aber auch auf Basis von quantitativen Modellen. Dahinter steht aber immer ein aktiver Investmentprozess. Passive Investments wird man bei uns nach wie vor vergebens suchen. Verpassen Sie da nicht etwas angesichts der starken Absatzzahlen imETF-Bereich? Aus meiner Sicht lassen sich passive und aktive Investmentansätze nur sehr schwer nebeneinander und vor allem glaubhaft unter einemDach vereinen. Einerseits glau- be ich schon, dass passive Strategien poten- ziell ihren Platz in nahezu jedem Portfolio haben, das zeigen ja die von Ihnen erwähn- ten Absatzerfolge in diesem Sektor. Aber es darf meiner Meinung nach nicht immer nur um Kosten gehen. Aber können Sie nachvollziehen, dass Investoren eine kostengünstige Investment- form bevorzugen in einer Zeit, da aktives Management nicht die Ergebnisse gebracht hat, die man davon erwartet hat? Einerseits kann ich das natürlich verstehen, denn in gewisser Weise ist die Debatte über Kosten sicher gerechtfertigt.Die Diskussion „Aktiv versus passiv“wird aber von Medien und interessierter Seite oft ausschließlich » Um auskömmliche Erträge zu erzielen, muss man heute über die gesamte Bandbreite von Anlagemöglichkei- ten nachdenken und Strategien ins Auge fassen, die unkorrelier- te Renditen eröffnen. « Joe Amato, Neuberger Berman fondsprofessionell.at 3/2020 107

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