FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

beim Fondsanbieter Assenagon. „Die Korrelationen verschiedener Anlage- klassen stiegen auf den höchsten Stand aller Zeiten und lagen damit knapp zehn Prozentpunkte über den Werten während der globalen Finanzkrise“, so Romig. Grundsätzlich verfügen Manager von Mischfonds über vier Instrumente, um sogar in solchen Stressphasen Verluste zu vermeiden, meint Said Yakhloufi, Geschäfts- führer der Ratinggesellschaft Scope Analysis. Ein Weg sei erstens die Flucht in sichere Häfen. „In vergangenen Krisen gehörten Staatsanleihen mit Topbonität sowie Gold häufig zu den Profiteuren“, sagt Yakhloufi. „Allerdings ist dies nicht immer der Fall.“ Grundsätzlich gelte aber: Asset Manager, die in Krisensituationen frühzeitig in sichere Hä- fen umschichten, könnten Verluste begrenzen. Das zweite Mittel sei, Aktienrisiken herun- terzufahren. Denn in diesem Feld fallen meist auch die höchsten Einbußen an. „Die recht- zeitige Reduktion der Aktienquote ist daher stets ein wirkungsvolles Instrument zur Begrenzung der Verluste in Stressphasen“, meint Yakhloufi. „Sie ist zugleich eine an- spruchsvolle Aufgabe. Denn Manager stehen vor schwierigen Entscheidungen: Wann ist der geeignete Einstiegszeitpunkt? Soll zugunsten defensiver Sektoren oder Qualitätstiteln um- geschichtet werden?“ Schwierige Streuung Der dritte Weg seien Sicherungsgeschäfte über Finanzinstrumente. „Die Bandbreite an Derivaten und Absicherungsstrategien ist groß. Die Verwendung geht jedoch häufig mit höheren Kosten einher“, erläutert der Scope- Experte. Als viertes Instrument nennt er schließlich den Aufbau größerer Kassepositio- nen. „Cash kann auch als letzte unkorrelierte Anlageklasse betrachtet werden und bietet klassische Absicherung, aber auch erhöhte Opportunitätskosten“, so Yakhloufi. Angesichts der Hürden und Einschrän- kungen, die der Analyst erwähnt, scheint ein genauerer Blick auf den Instrumentenkasten angemessen. Das fängt mit der Suche nach si- cheren Häfen an. „Für den Aufbau eines Port- folios ist es hilfreich, wenn ein Element dabei ist, das diversifizierend wirkt“, erläutert Manfred Schlumberger, Vorstand und Lei- ter Portfoliomanagement bei Starcapital. Er schränkt umgehend ein: „Allerdings sind nicht mehr viele Wege übrig, die sich für eine Diversifikation einschlagen las- sen.“ Selbst der Klassiker, solide Staats- anleihen, boten nur mit Abstrichen Schutz (siehe Grafiken unten). „Korrelationsmus- ter zwischen unterschiedlichen Vermögens- werten haben sich nicht konventionell verhal- ten“, sagt Jerome Nunan von Aviva Investors. „Es gab Zeiten, in denen die Renditen der US-Treasuries stiegen und ihr Kurs fiel, wäh- rend gleichzeitig Aktien verkauft wurden.“ Die Experten begründen dieses Phänomen unisono mit erzwungenen Verkäufen einiger Investorengruppen wie Risikoparitäts- und Hedgefonds. Angesichts des Marktabsturzes Leonhard Fischer, DFG: „Ich habe Gold immer nur als Schmuck gesehen und nie als Anlageobjekt.“ Manfred Schlumberger, Starcapital: „Wenn es knallt, kann man sich mit Renten nicht mehr sicher fühlen.“ Einbruch in den USA … Wertentwicklung von Staatsanleihen, Aktien und Gold in den USA Das Bild im Corona-Crash gleicht sich. US-Staatsanleihen schlugen sich letztendlich leidlich wacker, Gold erholte sich nach Einbußen. Aktien traf es hart. Quelle: Bloomberg -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % Gold Spot Bloomberg Barclays US-Treasury S&P 500 Index 2019 Jan Dez Nov Okt Sept Aug Juli Juni 2020 März Feb … wie in Europa Wertentwicklung von Staatsanleihen, Aktien und Gold in Europa In Europa sieht es ähnlich aus. In dem Vergleich wird die Entwicklung großer ETFs auf die entsprechenden Indizes angezeigt. Quelle: Bloomberg -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Xetra-Gold Eurozone Government Bond ETF Stoxx Europe 600 ETF 2019 Jan Dez Nov Okt Sept Aug Juli Juni 2020 März Feb » Es sind nicht mehr viele Wege übrig, die sich für eine Diversi- fikation einschlagen lassen. « Manfred Schlumberger, Starcapital www.fondsprofessionell.at | 2/2020 65

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