FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Foto: © Marius Röer, Marius Röer H amburg, 10. Oktober 2016, 8.15 Uhr: Im Betahaus nahe der Roten Flora mitten im Autonomenviertel der Stadt herrscht geschäftiges Treiben. Vor allem in der ersten Etage des coolen Co-Working-Space, einem Ort, an dem sich Gründer, Freelancer und Start-ups treffen, liegt konzentrierte Krea- tivität in der Luft. Junge Leute in grauen Hoo- dies diskutieren, checken etwas auf Laptop oder Smartphone, lesen noch mal schnell ein Paper durch. Sie alle sind Programmie- rer und haben ein Ziel: in 30 Stunden eine funktionstüchtige Banking-App zu entwickeln, die sich die neuen Möglichkeiten der 2015 verabschiedeten EU-Richt- linie „Payment Services Directive“ (PSD2) zunutze macht. 85 Entwickler, 21 Teams 85 Entwickler haben sich für zwei Tage im Betahaus einge- funden, um am dritten Bankathon teilzunehmen, den das Hamburger Fintech Figo organisiert hat. Sie kommen aus ganz Deutschland, auch aus Spanien und Österreich sind Programmierer angereist. Inzwischen haben sich die 21 Teams im großen Hacking Room im Erd- geschoss versammelt und nehmen jetzt ihre Plätze ein. Dann ist es so weit. 9 Uhr – Startschuss. Bis zum nächsten Tag um 15 Uhr haben die Developer Zeit, ihre App zu programmieren. 30 Stunden mit viel Arbeit, vielen Ideen und wenig Schlaf. „Ohne jede Menge Club-Mate hätten wir das wohl nicht durchgehalten“, erinnert sich David Drews im Mai 2020. Das In-Getränk der Hackerszene hatten er und sein Team vom Münchner Fin- tech Aboalarm reichlich im Gepäck, und of- fenbar hat es seine Wirkung nicht verfehlt: Mit ihrer App „Fintracer“ landeten die Jungs von Aboalarm beim Banka- thon 2016 auf Platz zwei. Persönlicher Assistent „Fintracer basierte auf der Tech- nologie von Finlytics“, erläutert Drews. Dies ist ein von Aboalarm entwickeltes Softwareprodukt, das sich für Banking- oder Insurance- Apps einsetzen lässt. „Wir haben Finlytics genutzt, um einen per- sönlichen Finanzassistenten zu bauen“, sagt Drews. Und weil Fintracer an die Amazon-Techno- logie Alexa gekoppelt war, rea- gierte der Finanzassistent sogar auf Sprachbefehle. „Der User Im Herbst 2016 war FONDS professionell live bei einem Hackathon für Finanzanwendungen in Hamburg dabei. Das wurde aus den Gewinnern – und ihren preisgekrönten Apps. Digital auf anderen Wegen Hier geht’s lang: Am Morgen des 10. Oktober 2016 fällt um 9 Uhr im großen Hacking Room der Startschuss für den Bankathon. Ab jetzt läuft die Zeit. In 30 Stunden bis zur neuen App: Im Herbst 2016 programmierten 21 Entwicklerteams bei einem Hackathon in Hamburg, den das ehemalige Fintech Figo veranstaltet hatte, viele praktische Banking-Anwendungen. Was ist ein Hackathon? Der Begriff „Hackathon“ ist eine Wortschöpfung, in der sich die Wörter „hacken“ und „Marathon“ verbinden. Die Bezeichnung macht bereits deutlich, worum es geht: Ein Hackathon ist eine Veranstaltung, bei der Software und/ oder Hardware entwickelt wird. Dafür kommen Program- mierer und Produktentwickler zusammen, die oft auch miteinander in einen Wettstreit treten. Ziel eines Hacka- thons ist es, während der Dauer der Veranstaltung nütz- liche, kreative oder unterhaltsame Softwareprodukte herzustellen. Die Teilnehmer kommen üblicherweise aus verschiedenen Gebieten der Software- oder Hardware- industrie und bearbeiten ihre Projekte häufig in funktions- übergreifenden Teams. Hackathons haben oft ein spezifi- sches Thema oder sind technologiebezogen. Da bei den Veranstaltungen meist über viele Stunden hinweg unun- terbrochen programmiert wird, steckt das Wort Marathon in dem Begriff. Alternative Bezeichnungen sind „Hack Day“, „Hackfest“ und „Codefest“. Seit einigen Jahren erfreuen sich Hackathons, bei denen Anwendungen für Fintechs oder Insurtechs entwickelt werden, zunehmender Beliebtheit. Mittlerweile veranstalten viele Finanzdienst- leister und Versicherer auch eigene Hackathons, um so Ideen für innovative Produkte zu bekommen. 232 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 bank & fonds I digitalisierung

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