FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

als in Deutschland“, sagt Susanne Hasenhüttl, wissenschaftliche Projektmanagerin bei ÖGUT. Von den ungefähr 200 Lehrgangsteilnehmern deren Abschluss gerade im Laufen ist, sind mehr als die Hälfte aus Österreich. 2020 gab es hierzulande sechs Schulungen mit durch- schnittlich zwischen 20 bis 25 Teilnehmern. Die Weiterbildung kann komplett online ab- solviert werden und besteht aus drei Modulen, wobei das Abschlussmodul auch als Präsenz- veranstaltung gewählt werden kann. Derzeit setzt sich das E-Learning-Material zum Groß- teil aus Texten zusammen, es soll aber in den kommenden Monaten um mehr Videomate- rial ergänzt werden. Nach den beiden Modu- len muss ein Multiple-Choice-Test absolviert werden. Hat man diesen abgeschlossen, steht einem noch wahlweise das Präsenzseminar oder E-Learning bevor. Derzeit wird es aber aufgrund der Gegebenheiten nur online durch- geführt. Da die Schulung in Kooperation mit dem Klimaministerium (BMK) erfolgt, gibt es am Ende auch noch ein offizielles Zertifikat des Ministeriums. Bisher war das Interesse von Beratern aus dem freien Vertrieb noch sehr überschaubar, großteils wurde die Ausbildung von Bank- beratern genutzt. Hasenhüttl zufolge hat das Angebot besonders bei der Raiffeisenbank Anklang gefunden. Auf der Homepage der RCM wurde kürzlich eine Landkarte imple- mentiert, auf der die Standorte der Filialen mit ÖGUT-Absolventen markiert sind. Nicht umsonst Wolfgang Stadler, Private Banker bei der Raiffeisenbank Graz-Straßgang, hat den Lehr- gang zum ÖGUT-zertifizierten Berater bereits vor drei Jahren abgeschlossen und sieht abgesehen vom Logo auf der Visitenkarte durchaus positive Effekte: „Es ist durch den Abschluss des Lehrgangs auf jeden Fall eine Außenwirkung spürbar. Man wird auch auf der Homepage von ÖGUT und auf gruenes- geld.at gelistet, dadurch sind schon einige Kunden bei mir gelandet.“ Für Stadler ist die Weiterbildung in diesem Bereich vor allem wichtig, weil der Druck von Seiten der Kun- den zusehends größer wird. „Die Kunden werden kritischer, weil sie sich auch privat mehr mit dem Thema auseinandersetzen und es mehr ins öffentliche Interesse rückt. Erst vor Kurzem kam eine Kundin mit dem Aus- druck der Aktienpositionen im Portfolio eines unserer Produkte zu mir und stellte Fragen zur Nachhaltigkeit eines bestimmten Einzeltitels. Das ist mir vorher in meiner ganzen Karriere noch nicht passiert. Die kritische Auseinan- dersetzung nimmt zu, was ich als absolut positiv empfinde“, beschreibt der Banker sei- ne Erfahrungen. Präsenz statt online Aus dem noch sehr überschaubaren Ange- bot an möglichen Weiterbildungen zum The- ma Nachhaltigkeit am österreichischen Markt sticht auch der „Geld und Ethik“-Lehrgang hervor. Zwar wird auch dieser Lehrgang in drei Modulen abgehalten, hier steht aber die Präsenz der Teilnehmer im Vordergrund. „Prä- senz, weil es stark um Persönlichkeitsbildung, ethische Fragen und philosophische Diskus- sionen über Nachhaltigkeit geht. Da ist nun mal die persönliche Interaktion wichtig. Be- rater müssen Sprachkompetenz zu Nachhal- tigkeit entwickeln“, erklärt „Geld und Ethik“- Gründer Klaus Gabriel. Die drei Module des Lehrgangs laufen in einem Zeitabstand von ungefähr eineinhalb Monaten ab: Theorie, Praxis und Hands-on. Das Ziel des Kurses sei, dass die Teilnehmer abschließend in der Lage sind, an Diskursen teilzunehmen und echte Fachkompetenz zu entwickeln. Der Haupt- grund für die etwas längere Dauer des Lehr- gangs ist der dritte und abschließende Teil. Hier wird von den Teilnehmern verlangt, eine Projektarbeit zu produzieren, die später auch im beruflichen Umfeld genutzt werden kann. Nach dem Absolvieren des Lehrgangs erhält man den Titel „Ethisch-nachhaltiger Anlage- manager“. Da Präsenzveranstaltungen aber momentan nicht durchführbar sind, arbeitet man zwar an Onlineformaten, ganz will man Gabriel zufolge auf Präsenz jedoch nicht verzichten: „Wenn man in einer Gruppendynamik und mit didaktischen Übungen lernt, bleibt mehr hängen, und man kann sich besser eine eigene Position bilden. Uns ist die persönliche Aus- einandersetzung wichtig. Wenn ich dann vorm Kunden stehe, muss ich ja auch persönlich mit ihm sprechen.“ AZIM EL-MORSI | FP Wolfgang Stadler, Raiffeisenbank: „Die Kunden werden immer kritischer.“ Nachhaltig gebildet Ausgewählte Weiterbildungen zu nachhaltigen Investments im Überblick Sortiert nach Zahl der Absolventen | 1 zzgl. MwSt. | *seit 2010 angeboten, Neuauflage 2019 Quelle: Angaben der Anbieter, eigene Recherche | Stand: Mai 2020 Anbieter Ausbildung/ Abschluss Ablauf der Ausbildung Kosten Ange- bot seit Absol- venten Website Ecoreporter, Dortmund Ecoanlageberater (Fachberater für Nachhaltiges Investment) Acht Online-Lehrmodule, drei eintägige Workshops, schriftliche und mündliche Prüfung 2.580 Euro 2006 Über 550 www.ecoanlageberater.de ÖGUT, Wien, und FNG, Berlin Weiterbildung Nachhaltige Geldanlagen Zwei E-Learnings (ca. acht Stunden), ein Webinar oder Präsenzseminar, Onlineprüfung 425 Euro 1 (Webinar), 600 Euro 1 (Präsenz) 2016 Ca. 450 www.sustainable- investment.eu Geld und Ethik Akademie GbR München Lehrgang Geld und Ethik (Ethisch-nachhaltige/r Anlagemanager) Drei zweitägige Workshops und eine Projektarbeit 2.900 Euro 2019* 70 www.geldundethik.com Foto: © Riedler Peter 212 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 esg-spezial I weiterbildung

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