FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

D a sind zum einen all die Abkürzungen: ESG, SRI, SDG. Zum anderen pras- seln Begriffe wie Impact Investing, Engagement oder Best-in-Class-Ansatz auf einen ein. Und über allem schwebt die Frage, was unter Nachhaltigkeit eigentlich zu ver- stehen ist. Das macht es für Finanzberater alles andere als einfach, sich der nachhaltigen Geldanlage zu nähern. Hinzu kommt ein ganz praktisches Problem: Wie spreche ich das The- ma in der Anlageberatung an, ohne den Kun- den zu überfordern? Manche Berater begegnen dieser Herausforderung mit der Vogel-Strauß- Methode: Sie stecken den Kopf in den Sand und verzichten ganz darauf. Wie lange das funktionieren kann, ist fraglich, denn erstens sieht es so aus, als ob sich hier ein Mega- trend etablieren würde, und zweitens wird man in Zukunft dazu verpflichtet sein, Kunden auf das Thema anzusprechen. Die Auseinandersetzung mit dem ESG-Thema wird damit von der Kür zur Pflicht. Man kann sich also nicht früh genug mit den Grundlagen der nachhaltigen Geldanlage vertraut machen. Die wohl beste Möglichkeit, sich kurz- fristig für diese Fragestellungen zu rüsten, ist der Besuch entsprechender Weiterbildungs- angebote. Bei einem Rundumblick auf dem Markt stößt man sofort auf drei Programme, die sich an Vermittler und Berater wenden. Deren Anbieter liefern nicht nur das nötige theoretische Rüstzeug, sie vergeben meist auch Titel, die den Absolventen im Außen- auftritt helfen, ihre Kompetenz zu kommu- nizieren. Bei Anspruch, Dauer und Kosten unterscheiden sich die Angebote deutlich: Manche Ausbildung zieht sich über Monate hin, bei anderen ist es mit Onlineschulungen und einem Präsenztag getan (siehe Tabelle Seite 212). Ecoanlageberater und ÖGUT Das „Original“ stammt ohne Frage aus Dortmund. Bereits seit 2006 bietet der Ecoreporter-Verlag seine Ausbildung zum „Ecoanlageberater“ an. „In der Regel gibt es zwei Lehrgänge im Jahr“, sagt Geschäftsfüh- rer Jörg Weber. „Im Schnitt dauert es dreiein- halb Monate, um den Kurs zu durchlaufen.“ Mehr als 550 Finanzprofis haben die Weiter- bildung – es handelt sich um eine Mischung aus Onlinemodulen, Einsendeaufgaben und Präsenzworkshops – schon absolviert. Aktuell läuft der 35. Jahrgang. Die Nachfrage sei über die Jahre hinweg sehr konstant, sagt Weber. Vom jüngsten ESG-Boom spüre er – noch – wenig. „Ich habe den Eindruck, dass unser Programm diejenigen Institutionen und Bera- ter buchen, die das Thema ohnehin sehr ernst nehmen“, meint er. „Ich bin gespannt, ob die Nachfrage zunimmt, wenn die Berater ver- pflichtet sind, ihre Kunden auf nachhaltige Anlageprodukte anzusprechen. Ich vermute eher, dass es dann einen großen Bedarf an Schulungen gibt, die weniger tief gehen.“ Hierzulande etwas etablierter ist die Wei- terbildung, die die Österreichische Gesell- schaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) gemeinsam mit dem Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) seit 2016 anbietet. Wäh- rend der ursprüngliche Kurs im Jahr 2010 von ÖGUT ins Leben gerufen wurde, ist die Wei- terbildung „Nachhaltige Geldanlagen“ als gemeinsames Programm für alle beteiligten Länder konzipiert. Das Projekt war Teil des EU-Programms „Lebenslanges Lernen“ und wur- de mit Unterstützung der Europäi- schen Kommission finanziert. „Bislang haben etwa 450 Bera- ter aus Deutsch- land und Öster- reich das Pro- gramm absolviert, bis Sommer dieses Jahres werden es rund 600 sein. Es ist aber definitiv spürbar, dass der Lehrgang in Österreich deutlich besser angenommen wird Wer eine Weiterbildung zur nachhaltigen Geldanlage sucht, findet zwar nur ein begrenztes Angebot vor, der Verzicht darauf dürfte aber immer schwieriger werden. Grünes Know-how Manche Schulungen zur ökologischen und ethischen Geldanlage lassen sich zumindest zum Teil online absolvieren. Einige Anbieter setzen jedoch bewusst auf Präsenzveranstaltungen, um die Diskussion unter den Teilnehmern zu fördern. Foto: © luengo_ua | stock.adobe.com Wissbegierige Berater Frage an FONDS professionell Leser: „Haben Sie eine Fort- oder Weiterbildung zur nachhaltigen Geldanlage absolviert?“ Quelle: Umfrage auf FONDS professionell ONLINE, 16.4.–5.5.2020, 245 Teilnehmer Ja. Ich habe keine Schulung besucht, mich aber selbst fortgebildet. Nein, ich möchte aber bald eine absolvieren. Nein, ich plane auch keine. 32,2 % 51,8 % 7,8 % 8,2 % 210 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 esg-spezial I weiterbildung

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