FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Foto: © scaliger | stock.adobe.com A ls ich dazu ansetzte, diesen Brief zu schreiben, saß ich in meinem Büro. Heute erscheint dies wie eine weit ent- fernte Welt“, formuliert Blackrock-Vorstands- chef Larry Fink in seiner jährlichen Botschaft an die Anteilseigner des weltgrößten Ve- rmögensverwalters. „Nun sind die Büros von Blackrock rund um den Globus praktisch leer. Stattdessen schreibe ich Ihnen von zu Hause aus, wie Millionen an- dere Menschen.“ Die Worte des Blackrock-Lenkers von Ende März verdeutlichen, wie sich die Welt aufgrund der Ausbreitung der Lun- genkrankheit Covid-19 auf einen Schlag verändert hat. Diese abrupte Veränderung er- fasst auch die Fondsbranche. Im Zuge des Kursverfalls an den Aktienbörsen und der Verwerfun- gen an den Anleihenmärkten schrumpfte das verwaltete Vermö- gen, Anleger zogen massiv Mittel ab. Die Gebühreneinnahmen dürf- ten zurückgehen. Nach Jahren des Wachstums sehen Beobachter den Scheitelpunkt für die Branche erreicht. Mit der Coronakrise träten die strukturellen Probleme der Industrie zutage. Doch wie tiefgreifend sind die Folgen der Pandemie tatsächlich? Zweifellos stellt der Corona-Crash nach nahezu elf Jahren des Aufschwungs einen schweren Einschnitt für den Asset-Manage- ment-Sektor dar. So flossen von den Anbie- tern in den USA von Jahresbeginn bis Ende April 350 Milliarden Dollar ab. In bedeu- tenden Domizilen von Ucits-Vehikeln wie Luxemburg waren es 94 Milliarden, in Irland 28 Milliarden Dollar, zeigen Berechnungen des Analysehauses Flowspring. Ein Blick auf die Quartalsbilanzen der gro- ßen Anbieter offenbart jedoch, dass sich die Folgen angesichts des dramatischen Kursver- falls bislang überraschend in Grenzen halten. Branchenprimus Blackrock etwa wies für die ersten drei Monate des Jahres sogar positive Absatzahlen aus. Mittelzuflüsse in Höhe von 52 Milliarden Dollar in den Bereich „Cash Management“, der kurzfristige, geldmarkt- nahe Investments umfasst, retteten die Bilanz. So blieb ein Nettomittelzufluss von 35 Mil- liarden Dollar. Stabile Einnahmen Eine weiterer Wachstumsbringer waren die börsengehandelten Indexfonds (ETFs) der Marke iShares, denen fast 14 Milliarden zu- flossen. Daneben erwiesen sich die Gebühren- einnahmen des Giganten über die verschiede- nen Felder hinweg als stabil (siehe Grafiken folgende Seite). Das bereinigte operative Ergebnis erreichte im ersten Quartal 2020 im- merhin noch das Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums. „Die strategischen Invest- ments der vergangenen Jahre in die Kernfel- der des Wachstums zahlen sich weiterhin aus“, kommentiert Konzernchef Fink die Ergebnisse. Die größte börsennotierte Fonds- gesellschaft Europas, das französi- sche Haus Amundi, verbuchte zum Jahresauftakt Nettomittelabzüge in Höhe von 3,2 Milliarden Euro. Bei einem verwalteten Vermögen von 1,5 Billionen Euro erscheint dies verschmerzbar (siehe Grafik links). Deutlichere Rückgänge zeigen sich bei Umsatz und Gewinn. Die Er- löse sackten gegenüber den ersten drei Monaten des Vorjahres um sieben Prozent auf 612 Millionen Euro ab, der adjustierte operative Gewinn um 13 Prozent auf 281 Millionen Euro. Damit beendete Die Marktverwerfungen erschüttern die Einnahmen der Asset Manager. Die gebeutelte Industrie zeigt sich erstaunlich widerstandsfähig – bislang. Branche im Krisenmodus Einschränkungen für alle: Der 100-Dollar-Schein zeigt das Abbild von Benjamin Franklin, einer der Gründungsväter der USA. Wie die gesamte Weltwirtschaft trifft die Corona-Pandemie auch das Segment der Vermögensverwalter. Rücksetzer beim Wachstum Verwaltetes Vermögen in Mrd. Euro Europas größte börsennotierte Fondsgesellschaft ist auf Wachstumskurs, auch durch Übernahmen. *Übernahme von Pioneer | Quelle: Amundi-Quartalsberichte 0 500 1.000 1.500 2.000 Mrd. Euro Von Amundi verwaltetes Vermögen 2018 2019 ’20 2017 2016 * 186 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 vertrieb & praxis I fondsanbieter

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