FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Foto: © denisismagilov | stock.adobe.com, Solidvest, Partner Bank D ie Erschütterung der Finanzmärkte aufgrund der Ausbreitung der Corona-Pandemie war der erste echte Härtetest für die noch junge Zunft der digitalen Vermögensverwalter. FONDS professionell hat Österreichs Robo-Anbie- ter nach ihrer Performance und ihren Erfahrungen gefragt. Dabei kristallisierten sich zwei Beobachtungen heraus: Die Wertabschläge waren in Anbetracht der Turbulenzen durchaus akzeptabel, und bei den Kundengeldern gab es sogar überraschend hohe Zuflüsse. Mehr Vermögen trotz Crash „Wir hatten von 20. Februar bis 30. April trotz börsenbedingt sinkender Assetpreise einen Zuwachs des verwalteten Vermögens um mehr als zehn Prozent“, sagt Karin Kisling, Mitgründerin und Geschäftsführerin des Wie- ner Robo-Advisors Savity. Es hätten sowohl bestehende Kunden aufgestockt als auch neue angedockt. „Diese große Nachfrage haben wir nicht erwartet. Das ist ein echtes Vertrauens- votum“, so Kisling. Man habe bei der Online- analyse des eigenen Vertriebsportals gesehen, dass einige Besucher den Robo schon länger beobachtet haben – in der Zeit nach dem Crash, der am 24. Februar einsetzte, griffen etliche dieser Besucher dann gezielt zu. Ins- gesamt kam der größte Zustrom aber nicht aus dem eigenen Vertrieb, sondern über die Direktbank Easybank, die seit Mitte 2019 Kooperationspartner ist. „Eine Onlinebank hat notabene die digitalaffine Klientel, die man auch als Robo-Advisor braucht. Da konnten wir am stärksten punkten“, sagt Kisling, ohne genauere Zahlen zu nennen. Savity, 2017 vom Team der Wiener Wert- papierfirma Advisory Invest an den Start ge- bracht, ist einer der ersten Austro-Robos und gehört seit Mitte 2019 zu 49 Prozent der bör- sennotierten Bawag, die die Mutter der Easy- bank ist. In der ausgewogenen Strategie „Classic“ hat der digitale Vermögensverwalter zwischen 20. Februar und 30. April rund zehn Prozent verloren. Ein Wert, mit dem sich Kisling angesichts der Turbulenzen zufrieden zeigt. Viele aktiv gemanagte ausgewogene Fonds waren nicht besser unterwegs, von Ein- zel-ETFs ganz zu schweigen, wo man nicht selten mit hohen Abschlägen von 20 Prozent und mehr dastand. Geholfen habe Savity, dass der Algorithmus stark auf die Volatilität achtet und hier bereits früh Signale zur Portfolioum- schichtung ausgesendet hat. „Wir haben schon im Jänner begonnen, defensiver zu investie- ren, haben Value und Convertibles aufgenom- men oder einen aktiven Fonds wie Flossbach von Storch, und wir sind seit Langem wieder in Investment Grade“, sagt Kisling. Gerade in schwierigen Marktphasen zahle es sich aus, über aktiv gemanagte Fonds in bestimmte As- setklassen zu gehen, die entweder komplex sind oder in Krisen abstürzen – etwa Wandel- anleihen oder Emerging Markets Fixed Income. „Der aktive Manager im Emer- ging-Markets-Fonds hat fantastisch per- formt. Diese aktiven Anteile haben uns sehr geholfen, weil wir nicht die Down- side von den ETFs mitgenommen haben“, so Kisling. Für die Qualität des aktiven Managements nehme man gern einige wenige Basispunkte an Mehrkosten in Kauf, so Kisling. Wobei: Der Kosten- unterschied zwischen aktiv und passiv fal- le ohnehin nicht mehr schwer ins Gewicht. Da man mittlerweile die nötige Größe erreicht habe, könne man auf die günstigen institutio- nellen Klassen zurückgreifen. Sparkassen-Robo Savity zählt – im Unterschied zum Gros der internationalen Robos, das ausschließlich in ETFs geht – zur Gruppe jener, die aktive und passive Strategien mischen. Einen sol- chen Variantenmix verfolgt auch der Ende 2019 online gestellte „Invest Manager“ der Erste Bank und Sparkassen. Er geht sogar überwiegend in aktive Fonds, darunter solche der hauseigenen Fondsgesellschaft Erste Asset Management (Erste AM). Mit einem Verlust Auch Österreichs Robo-Berater erlitten infolge der Corona-Pandemie Wertverluste, das Kundeninteresse nahm dennoch zuletzt deutlich zu. Die digitale Konkurrenz wächst Robo-Advisory hatte in den vergangenen Wochen in Österreich hohe Zuwächse, berichten die Anbieter. Ein Grund ist die Goldgräberstimmung nach dem Börsencrash. Auch die reduzierte persönliche Betreuung spielt eine Rolle. » Diese große Nachfrage haben wir nicht erwartet. « Karin Kisling, Savity 182 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 vertrieb & praxis I robo-advisors

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