FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Foto: © WeFox D iese Nachricht ließ Ende 2019 die Assekuranz aufhorchen: Das Ber- liner Insurtech Wefox sammelte in einer Finanzierungsrunde stolze 212 Mil- lionen Euro von Investoren ein – das war zuvor noch keinem deutschen Versiche- rungs-Start-up gelungen. Berichten zufol- ge schreiben Risikokapitalgeber Wefox damit einen Wert von mehr als einer Mil- liarde US-Dollar zu, womit das Unternehmen das erste deutsche „Insurtech-Unicorn“ wäre. Als Unicorn (Einhorn) werden Start-ups be- zeichnet, die mit einer Milliarde Dollar oder mehr bewertet werden. Die Gesellschaft äußert sich zwar offiziell nicht zur Bewertung, klar ist aber, dass das Geschäftsmodell von Wefox-Gründer Julian Teicke Beifall von Investorenseite findet. Auch Branchenbeobachter wähnen Teicke und sein Team auf dem richtigen Weg: „Julian Teicke hat unserer Meinung nach eine fun- dierte Vision, wohin die Versicherungsbranche geht und wie man ihre Probleme lösen kann“, sagt Robert Rieckhoff, Leiter Prozesse, Orga- nisationsentwicklung und neue Geschäfts- modelle bei den Versicherungsforen Leipzig. Aber worin besteht eigentlich das Geschäfts- modell des Unternehmens, das 2014 unter dem Namen Financefox an den Markt kam? Welche Vision verfolgt Teicke? FONDS professionell ist auf Spurensuche gegangen. Dabei wurde klar: Die Gesellschaft fährt mehrgleisig – und kann sich auf eine be- stimmte Begabung ihres Gründers verlassen. Blick zurück Wer mit Julian Teicke spricht und Berichte über ihn liest, merkt schnell, dass er vor Ideen sprudelt. Die Grundidee war, „Technik und Mensch in der Versicherungsbranche zusam- menzubringen“, wie er es formuliert. Diese stand am Anfang der Firmenhistorie, die auch eine Geschichte von Vater und Sohn ist. Denn nicht nur Julian, auch Hartmut Teicke ist ein bekanntes Gesicht in der Assekuranz. Er hatte einen Strukturvertrieb aufgebaut, den er später an Carsten Maschmeyers AWD verkaufte. Julian, der bei seinem Vater aufwuchs, wollte zu- nächst nichts mit Versicherungen zu tun haben. Nach dem Studium ging er nach London und arbeitete für das Gutschein- portal Groupon. Dann half er in Zürich beim Aufbau von „Dein Deal“, dem Schweizer Groupon-Äquivalent. Dort sorgte er unter anderem dafür, dass die Systeme von Salesforce genutzt werden, einemAnbieter cloudbasierter vertriebsun- terstützender IT. Nebenbei: Auch Wefox läuft auf Salesforce-Technik. Nachdem Teicke und seine Mitstreiter „Dein Deal“ mit Gewinn verkauft hatten, kam die Frage auf, welches Projekt er jetzt angehen könnte. Teicke Senior hatte eine Idee: „Wie kann ich IT und deren Skalie- rungsmöglichkeiten mit dem kundenorien- tierten Versicherungsgeschäft verbinden? Oder anders: Wie kann ich Versicherungen mithilfe von IT vermitteln, ohne den Mak- ler auszuschalten?“, berichtet der Vater. Denn dem Verkaufsprofi, der bis Ende 2017 Geschäftsführer von Wefox Deutsch- land war, war klar, dass sich insbesondere Lebens- und Krankenpolicen kaum digital ohne Makler verkaufen lassen. Maklerpool Daraus erwuchs die erste Säule der heuti- gen Wefox-Gruppe. „Wefox ist ein Makler- pool wie andere auch“, sagt Julian Teicke. „Unsere Hauptkunden sind Makler. End- kunden, die sich an uns wenden, ordnen wir direkt einem Vertriebspartner zu.“ Den freien Vermittlern bietet Wefox ein digitales Back- office mit CRM-System und Videokonferen- zen. Besonders hebt Teicke Junior die „Echt- zeit-Leads“ hervor: „Wer bei uns wegen einer Lebens- oder Krankenversicherung anfragt, wird direkt mit einem Makler verbunden, der online und verfügbar ist.“ Damit würden Ver- mittler im Schnitt 20 zusätzliche Abschlüsse Das Berliner Start-up Wefox ist das einzige deutsche Insurtech-„Einhorn“. Das ist der mehrgleisigen Strategie zu verdanken – und der Gründerpersönlichkeit. Gründer mit Pastoren -Gen Julian Teicke, Gründer und Vorstandschef der Wefox-Gruppe, hat es mit Ideen und Überzeugungskraft geschafft, das Insurtech in den Fokus internationaler Investoren zu rücken. » Julian Teicke hat eine fundierte Vision, wohin die Versicherungs- branche geht und wie man ihre Probleme lösen kann. « Robert Rieckhoff, Versicherungsforen Leipzig 166 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 fonds & versicherung I wefox

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