FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

Foto: © Roberto1977 | Dreamstime.com B is vor Kurzem hat das niemand erwar- tet, aber seit dem Ausbruch der Coro- navirus-Pandemie steht Biontech ungewöhnlich hoch im Kurs. Die Ak- tiengesellschaft, die 2008 zur Entwick- lung von Krebstherapien gegründet wurde, arbeitet fieberhaft an einem Impfstoff gegen das neue Virus. Bereits im April wurde für einen entwickelten Stoff die erste klini- sche Prüfung in Deutschland zuge- lassen. Außerdem arbeitet das in Mainz ansässige Unternehmen an einem „therapeutischen Ansatz für bereits infizierte Patienten“. Über den Hype um Biontech freuen sich Matthias Hallweger und Michael Motschmann ganz besonders. Sie lenken die Geschicke der MIG Fonds, die sich mit Venture Capital an Start-ups und jungen Unternehmen beteiligen. Das Geld dafür wird bei deutschen und österreichischen Privat- anlegern eingesammelt. Bisher kam mehr als eine Milliarde Euro zusammen, und damit gingen die Fonds mehr als 40 Beteiligungen ein. Biontech ist eine davon: Die MIG Fonds 7, 8 und 9 halten insgesamt knapp 13,6 Mil- lionen Aktien und damit 5,98 Prozent der Unternehmensanteile. Nachdem Biontech im Oktober 2019 an die US-Börse Nasdaq gegangen ist, sind die Aktien aktuell an der Börse 47-mal mehr wert, als sie ursprünglich gekostet haben. MIG Fonds 16 Die Medienpräsenz von Biontech spielt Hallweger im Vertrieb des jüngsten MIG Fonds 16 in die Hände. Er ist Vorstand der Münchener HMW-Gruppe und Initiator des Fonds, der sich seit  Herbst 2019 in der Plat- zierung befindet. Bei der Beteiligungsgesell- schaft handelt es sich um einen geschlossenen Alternativen Investmentfonds (AIF), der nach deutschem Recht aufgelegt wurde und nach dem österreichischen AIFM-Gesetz auch hier- zulande an professionelle Anleger und mit Einschränkungen an Privatkunden vermittelt werden darf. Die Aufsicht des Fonds unter- liegt der deutschen Bundesanstalt für Finanz- dienstleistungsaufsicht. Das Fondsmanage- ment obliegt der MIG Verwaltungs AG, die mit dem Anbieter verflochten ist und von  Michael Motschmann geleitet wird. Die Mindestzeichnung beträgt bei der Ein- malanlage 10.000 Euro und bei einem Raten- plan mit sechs gleichen Teilzahlungen, die bis Juni 2024 zu leisten sind, 15.000 Euro. Das Emissionsvolumen von 100 Millionen Euro kann auf bis zu 160 Millionen Euro aufge- stockt werden. Die Platzierung wird spätes- tens Ende 2021 geschlossen. Die Fondslauf- zeit ist im Gesellschaftsvertrag bis 31. Dezem- ber 2032 festgelegt. Das Investitionskapital muss gemäß der Anlagebedingungen in technologische Unter- nehmen, unter anderem in den Bereichen Pharma, Medizin, Diagnostik, Energie, Soft- ware und Kommunikation, investiert werden. Der Fonds geht mindestens fünf nicht mitein- ander verbundene Beteiligungen ein, wobei ein Unternehmen nicht mehr als 50 Prozent am Gesamtportfolio ausmachen darf. Min- destens 70 Prozent müssen in Deutschland und Österreich veranlagt werden. Die Aus- wahl der Investments erfolgt laut Fondspro- spekt in einem standardisierten Fünf-Phasen- Ablaufplan, an dessen Ende die Beteiligungs- verhandlungen stehen. Die Investitionen sol- len bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Beteiligung an Finanz- beratersoftware Bisher hat der Fonds Anteile an drei Unternehmen erworben. Eines davon ist die Gesellschaft Wealthpilot, die im vergange- nen Dezember eine 1,9 Millio- nen Euro große Venture-Capi- tal-Finanzierung erhielt, an der sich die MIG Fonds 14 und 16 beteiligt haben. Das Start-up hat eine Software für Finanzdienstleis- ter entwickelt, mit der die persönliche Anlegerberatung und die softwareba- sierte Vermögensverwaltung verbunden werden können (hybrides Modell). Zielgrup- pen der sogenannten „Software-as-a-Service- Plattform“ sind Vermögensberater, Vermö- gensverwalter, Family Offices, Banken und Maklerpools. Wealthpilot wurde 2017 in München gegründet und hat mittlerweile dort und in dem im Sommer 2019 eröffneten Büro in Graz rund 50 Mitarbeiter. Der Fonds hat imWege einer Kapitalerhö- hung 2.863 Geschäftsanteile im Nennwert von je einem Euro gezeichnet und hält nun 5,2 Prozent der Unternehmensanteile. Der Kaufpreis betrug 950.000 Euro plus Neben- kosten. Die Beteiligung fand zu einer Firmen- bewertung von rund 18 Millionen Euro statt. Ein externes Gutachten hat laut MIG im Ok- tober 2019 einen höheren Wert ausgewiesen. Portfolioperformance Obwohl die MIG-Fonds in den vergan- genen Jahren einige respektable Ergebnisse mit Verkäufen und Börsengängen von Port- foliounternehmen einfahren konnten, ist die Gesamtperformance der Beteiligungsgesell- schaften für die Anleger bislang jedoch nicht zufriedenstellend. Daran hat sich seit dem FONDS professionell Bericht in der Ausgabe 3/2019 auch nichts Wesentliches geändert. Auch die ersten Fonds, die inzwischen rund 15 Jahre alt sind, haben den Anlegern ihr ein- gesetztes Kapital noch nicht zurückgebracht. Ein Manko der MIG Fonds sind die relativ Sachwert radar u M U - FONDS professionell liefert einen Überblick über die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen. Die Coronaviruskrise ist eine menschliche und wirtschaftliche Tragödie. Trotzdem können einige Unternehmen als Profiteure aus der Katastrophe hervorgehen. 150 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 sachwerte I sachwer tradar

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