FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2020

I m Chinesischen setzt sich das Wort „Krise“ aus zwei Schriftzeichen zusammen, wo- von das eine „Gefahr“ bedeutet und das andere „Chance“ oder „Gelegenheit“. Bemer- kenswerterweise gibt es auch zwei Anleger- typen: Die einen werfen ihre Wertpapiere in Krisenzeiten panisch auf den Markt und locken damit die anderen, die solche Phasen als Chance erkannt haben, aus der Reserve. Die aktuelle Auswertung zu den Mittelzu- und -abflüssen des Datenbankanbieters Mountain- View liefert in diesem Zusammenhang für die Monate März und April folgendes Bild: Die Abflüsse im März beliefen sich auf ein spek- takuläres Minus in Höhe von 38,5 Milliarden Euro. Im April wurden von Anlegern in Aktienfonds, die in Deutschland und Öster- reich zum Kauf angeboten werden dürfen, Anteile im Wert von rund sieben Milliarden Euro erworben. Ähnlich sieht es bei den Pen- dants im Anleihenbereich aus: Nach einem Minus von mehr als 80 Milliarden Euro im März sammelten sie im Folgemonat unterm Strich etwas mehr als neun Milliarden Euro ein (siehe auch Tabelle). Unterstellt man, dass es nicht primär die Verkäufer aus dem März waren, die im April einen Einstieg gewagt haben, könnte man daraus ableiten, dass das Verhältnis zwischen „schwachen“ und „star- ken Händen“ zwischen 5:1 und 8:1 liegt. Gesundheit & Pharma top Betrachtet man die jüngste Nachfrage bei Aktienfonds differenziert nach Kate- gorien, wird deutlich, dass neben den beliebten Ökofonds, denen in den ver- gangenen Monaten trotz Coronakrise kontinuierlich Geld zufloss, vor allem Gesundheits- und Pharmafonds Abneh- mer fanden. Zwischen Dezember und April verzeichnete die Fondsgruppe, gemessen am Mittelaufkommen, ein Plus von zwölf Prozent oder rund 3,62 Milliarden Euro. Allein im April steckten Investoren 1,73 Milliarden Euro in Gesundheits- fonds. Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieses Vermögens floss gemäß den Daten von Mountain-View in einen einzigen Fonds: den 6,81 Milliarden Euro schweren Blackrock Global Funds World Healthscience. Das von Erin Xie gemanagte Portfolio verzeichnete demnach im April Mittelzuflüsse von rund 650 Millionen Euro. Erhebliche Zuflüsse erfuhr daneben auch die Branche Technologie und Informa- tionstechnik: Im Zeithorizont von Dezember bis April erzielte sie ein Plus von 7,62 Prozent oder 3,63 Milliarden Euro. Nach Abflüssen von 1,55 Milliarden Euro im März investier- ten Anleger im April wieder 1,95 Milliarden Euro in diese Fondsgruppe. Weniger Appetit hatten Anleger in den ver- gangenen Monaten dagegen auf Länderfonds. Analysiert man die Kapitalströme nach Regionen, konnten zwischen Dezember und April lediglich die breit gestreuten globalen Aktienfonds Mittelzuflüsse von 2,61 Prozent (17,99 Mrd. Euro) sowie die Schweiz (+1,48 % / 882 Mio. Euro) für sich verbu- chen. Die Schweiz profitierte besonders im volatilen März von den Ängsten der Investo- ren: 1,15 Milliarden Euro flossen in eidgenös- sische Aktien beziehungsweise Fonds, die die- se Titel kaufen. Nach demAbflauen der größ- ten Panik kehrte sich dieser Trend allerdings um, bereits im April lagen die Abflüsse bei 107 Millionen Euro. Weit unten auf der Beliebtheitsskala ran- gierten hingegen im April Europa-Aktien- fonds mit einem Minus von 1,47 Milliarden Euro, gefolgt von Schwellenländerfonds mit einem Minus von 1,37 Milliarden Euro und der USA (–708 Mio. Euro). Im Zeithorizont von fünf Monaten mussten die Europa-Port- folios damit mehr als zehn Milliarden Euro abgeben. Bei den Pendants aus den USA schlug ein Minus von mehr als sieben Milli- arden Euro zu Buche, und bei den Emerging Markets flossen drei Milliarden Euro ab. Bei den Rentenfonds waren besonders In- vestmentvehikel gefragt, die in Unternehmens- anleihen investieren. Sie sahen im April Mit- telzuflüsse von mehr als elf Milliarden Euro. Daneben konnten noch gemischte Rentenport- folios mit etwas mehr als zwei Milliar- den Euro Geld einsammeln. Die lange Zeit so beliebten Mischfonds mussten imMärz noch ein schmerzliches Minus von knapp 25 Milliarden Euro hinneh- men, die Trendwende imApril bescher- te der Fondsgruppe dann immerhin 745 Millionen Euro an Nettokäufen. Dass längst nicht alle Anleger den zwischen- zeitlich eingetretenen Optimismus tei- len, lässt das anhaltende Interesse an Geldmarktfonds vermuten: Allein im April flossen mehr als 26 Milliarden Euro in diese Produktklasse. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zum Artikel finden Sie auf der nächsten Seite.  FP Foto: © tilialucida l stock.adobe.com Wenn Anleger derzeit Aktienfonds kaufen, stehen Produkte an erster Stelle, die in die Sparten Biotech, Pharma und Gesundheit investieren. Wenn Aktien, dann Pharma Bei Aktienfonds, die in die Bereiche Pharma- und Gesundheit investieren, griffen Anleger zuletzt kräftig zu. Ein Lichtblick Nach der Panik rund um das Coronavirus und den damit verbundenen Abflüssen aus Aktienfonds im März kauften Anleger einen Monat später schon wieder ordentlich zu. Quelle: Mountain-View -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 2016 2017 2018 2019 ’20 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 ’08 Mrd. Euro Mittelaufkommen Aktien gesamt 124 www.fondsprofessionell.at | 2/2020 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse

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