FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2020

einfach ein Universum, das wir nach dem Best-in-Class-Ansatz vorausgewählt haben. Da ist Flossbach von Storch genauso drin wie J.P. Morgan, also viele Fremdfonds. Sie haben bei einer Diskussion am FONDS professionell KONGRESS Klassiker wie Gold und Immobilien verteidigt. Jetzt gehen viele Vermögende in höherrentier- liche Bereiche wie Infrastruktur. Wie tra- gen Sie dem Trend Rechnung? Bestehende Infrastrukturen sind in vielen Ländern veraltet, und es muss was getan wer- den. In der Vermögensverwaltung ab einer Million Euro können wir das gut mit Einzel- aktien oder verschiedenen Best-in-Class-Fonds diverser Anbieter abbilden. Wir haben im Vorjahr den „Future Invest“ aufgelegt, der Zukunftsthemen wie Demografie, Medi- zintechnik, alternative Energien oder Infra- struktur abdeckt. Diesen Fonds kann man vernünftigerweise auch als Fondssparplan kaufen. Spielen Fondssparen oder ein klassi- scher Retailfonds wie der Future Invest im Private Banking wirklich eine Rolle? Fondssparen hat zwar den Nimbus des Lang- weiligen oder des Retailprodukts. Es wird aber auch für unsere Private-Banking- Kunden immer wichtiger. In Zeiten, da die Volatilität steigt, rückt Cost Averaging in den Vordergrund – der Durchschnittskosteneffekt, der durch regelmäßiges Ankaufen von Wert- papieranteilen entsteht. Wenn ein Kunde neu einsteigen will, bieten wir momentan sogar aktiv an, in Tranchen zu investieren. Die Erste Asset Management schreibt wie alle das Thema Nachhaltigkeit groß. Kommen die Privatbankkunden eher von selbst oder müssen Sie sie anstoßen? Die aktiven Nachfragen haben sich sehr ver- stärkt. Wir sehen, dass Frauen das Thema häufiger ansprechen. Sie wollen viel stärker die Inhalte und die nachhaltige Wirkung von Veranlagungen verstehen. Der Impact wird immer wichtiger. Haben Sie eigentlich den Wechsel von der Hypo Vorarlberg aktiv angestrebt? Nein. Ich habe über die Jahre ein sehr gutes und breites Netzwerk aufgebaut. Da hat man mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, diese neue Abteilung aufzubauen. Wie viele Kunden haben Sie mitgenom- men? Das darf ich natürlich nicht sagen. Richtig ist, dass mich Kunden, die ich lange betreut habe, angesprochen haben und mir einen Teil ihrer Veranlagung wieder anvertraut haben, als sie erfahren haben, dass ich wechsle. Teilweise waren das schon Erste-Bank-Kunden. Oft hat man hier ja ein Konto oder ein Sparbuch. Ihre Karriere beinhaltet eine Station in Argentinien. Was haben Sie dort ge- macht? Das ist lange her. Kurz nach meinem Stu- dienabschluss hatte ich die Möglichkeit, für die Creditanstalt nach Argentinien zu gehen. Die Bank hatte dort ein kleines Büro, das pri- mär Bankleistungen für Auslandsösterreicher erbracht hat. Wir haben Pensionen ausbezahlt – oft wöchentlich, weil die Inflation enorm war. Ich durfte mich bei der Deutschen Bank anstellen, um das Geld abzuholen, oder Telex- Nachrichten auslesen und bei Messen am Stand aushelfen. Sehr vielfältig, aber mit der heutigen Banktätigkeit in keinster Weise ver- gleichbar. Was verbirgt sich eigentlich hinter dem „Literaturklub Müßiggang“, der in Ihrem Lebenslauf auftaucht? Das ist etwas ganz Wichtiges für mich. Man wird in unserer Branche stark spezialisiert und muss so viel aus dem eigenen Bereich lesen, dass ich vor knapp 20 Jahren mit einer sehr guten Freundin, die Diplomatin in Wien war, einen Literaturklub gegründet habe. Wir sind acht Damen aus verschiedensten Berufen und treffen uns nach wie vor alle sechs bis acht Wochen, um ein Buch zu besprechen. Da wird oft auch sehr heftig diskutiert. Im Moment lesen wir „Unrast“ der Nobelpreis- trägerin Olga Tokarczuk – ein sehr unruhiges Buch, das ich nicht unbedingt empfehlen würde, wenn man gerade keine Muße hat. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER| FP Beatrice Schobesberger: „Wir sehen, dass Frauen das Thema Nachhaltigkeit häufiger ansprechen. Sie wollen viel stärker die Inhalte und die Wirkung von Fonds verstehen.“ » Fondssparen hat zwar den Nimbus des Lang- weiligen oder des Retail- produkts. Es wird aber auch für unsere Kunden immer wichtiger. « Beatrice Schobesberger, Erste Bank Private Banking Foto: © Marlene Fröhlich | LuxundLumen Beatrice Schobesberger Beatrice Schobesberger wurde 2019 als Abteilungs- leiterin Private Banking zur Erste Bank Österreich geholt. Eine Heimkehr , denn von 1995 bis 2005 war sie bereits als Spezialistin für Freie Berufe bei der Erste Bank tätig. Danach folgten Leitungsfunktionen bei der Wiener Privatbank und der RLB NÖ Wien , wo laut Lebenslauf die verwalteten Vermögen deut- lich anstiegen. Zuletzt war Schobesberger Wealth- Management-Chefin der Hypo Vorarlberg . Ihre Pri- vatbankenkarriere begann die studierte Anglistin und Romanistin in den 1980ern bei der Creditanstalt , wo sie neun Jahre lang auch international tätig war. bank & fonds I beatrice schobesberger | erste bank private banking 260 www.fondsprofessionell.at | 1/2020

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